Carl Carl

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Carl Carl (eigentlich Carl Ferdinand Bernbrunn), Theaterdirektor, Gründer des Carl-Theaters, um 1850
Daten zur Person

Carl Carl (eigentlich Carl Ferdinand Andre [von] Bernbrun[n]), * 7. November 1789 Krakau, † 14. August 1854 Bad Ischl, Oberösterreich, Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor.

Biografie

Dr. Carl als Staberl in "Staberls Reiseabentheuer", 1838

Nach Ausbildung an der Ingenieurakademie trat Carl 1805 in die Armee ein, quittierte (nach Kriegsgefangenschaft 1809) 1810 den Dienst und wurde Schauspieler (Debüt am Theater in der Josefstadt 1810). Carl ging dann ans Isartortheater nach München und wurde später dessen Direktor; er führte Adolf Bäuerles Lokalpossen in München zu Erfolgen.

1826 kehrte er nach Wien zurück, pachtete 1827 das Theater an der Wien und schuf sich hier ein berühmt gewordenes Ensemble (er engagierte den Komiker Wenzel Scholz und gewann 1831 Johann Nestroy als Autor); er führte das Theater (das durch einen Gesellschaftsvertrag mit dem Theater in der Josefstadt verbunden wurde) bis 30. April 1845.

Bereits 1838 erwarb er zu günstigen Bedingungen das Leopoldstädter Theater. 1845 übernahm Franz Pokorny das Theater an der Wien; Carl übersiedelte daraufhin zur Gänze in die Leopoldstadt, ließ das Theater abbrechen und durch August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll einen Neubau errichten (1847), den er als „Carltheater" (siehe Leopoldstädter Theater) eröffnete.

Carls Bedeutung lag weniger in seinen künstlerischen als seinen administrativen Fähigkeiten (kraftvolle Regieführung und Verständnis für die Bedürfnisse seiner Zeit); für seine Verträge (die man nur „Korsarenbriefe" nannte) war er berüchtigt. Als Schauspieler verkörperte Carl beispielsweise den zur Volksfigur gewordenen „Staberl".

Er trug wesentlich zum Verfall des Wiener Volksstücks bei. Trotz wechselhafter geschäftlicher Erfolge hinterließ Carl ein Vermögen von rund 700.000 Gulden und neben anderen Häusern in Hietzing auch das Haus 13., Gloriettegasse 29; da der Ankauf durch die Einnahmen ermöglicht worden sein soll, die Carl durch Nestroys Erfolgsstück „Lumpazivagabundus" erzielte, hielt sich im Volksmund die Bezeichnung „Lumpazivilla".

Carl Carl hatte mindestens acht uneheliche Kinder, denen er 1847 in einem Schenkungsvertrag 150.000 Gulden übertrug.

Seine Gattin wr Margarete Lang (* 10. September 1788 München, † 16. Juli 1861 Bad Ischl, Oberösterreich), Schauspielerin. Laut dem Sterbebuch des Katholischen Pfarramts St. Nikolaus war Carl bei seinem Ableben 65 Jahre alt!

[1] Eine Tochter, Bertha Charlotte Wohlbrück (* 16. Juli 1844), hatte er mit der Schauspielerin Ida Schuselka-Brüning.[2]

Quellen

Literatur

  • Adolf Bäuerle: Direktor Carl. Roman und Wirklichkeit. Pest / Wien [u.a.]: Hartleben 1856
  • Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 13 f.
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 122 f.
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, Reg.
  • Erwin Heinzel: Lexikon der Kulturgeschichte in Literatur, Kunst und Musik. Mit Bibliographie und Ikonographie. Wien: Hollinek 1962, S. 59
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925 l, 327,347
  • Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 57 ff.
  • Friedrich Kaiser: Theater-Direktor Carl. Sein Leben und Wirken in München und Wien. Wien: Sallmayer 1854
  • Josef Kolarsky: Direktor Carl Carl. Ein Beitrag zur Theatergeschichte Wiens. Diss. Univ. Wien. Wien 1926
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 192

Einzelnachweise