Ernst Rüdiger Starhemberg (Graf)

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Ernst Rüdiger Graf Starhemberg
Daten zur Person


Starhemberg Ernst Rüdiger Graf * 12. Jänner 1638 Graz, † 4. Juni 1701 Wieden (laut Totenbeschauprotokoll: Freihaus auf der Wieden [4]; Schottenkirche [ursprüngliche Bestattung unter dem Sebastianaltar, seit 1856 in der Gruft neben dem Sarg von Abt S. Schultes; bei der Neugestaltung der Gruft 1901 wurde um den Kupfersarg (der in einem zweiten mit Totenköpfen, Gebeinen und Schlangen verzierten Sarge liegt) von Dombaumeister August Kirstein ein Schmiedeeisengitter errichtet; Grabdenkmal von Johann Emanuel Fischer von Erlach, um 1725), Feldmarschall, erste Gattin (1660) Helene Dorothea († 19. Dezember 1688 [Augustinerkirche]), Tochter des Heinrich Wilhelm Graf Starhemberg (aus anderer Linie), zweite Gattin (1689) Josefa Gräfin Jörger (nachmals [1707] Gattin seines Halbbruders Gundacker Thomas Graf Starhemberg; † 1745). Er hatte sechs Kinder aus der ersten Ehe, zwei aus der zweiten Ehe. Spross eines uralten Adelsgeschlechts (Starhemberg, Familie), Sohn des Konrad Balthasar von Starhemberg (aus erster Ehe).

Biografie

Studierte bei den Jesuiten, trat nach der damals üblichen Bildungsreise in den Hofdienst, fungierte bei der Krönung Leopolds I. in Frankfurt am Main als Kämmerer, widmete sich sodann dem Verwaltungsdienst und wirkte als Landrat. Seine Neigung führte ihn zur militärischen Laufbahn; er machte die Belagerung von Stettin mit (1659), kämpfte in den Türkenkriegen unter Montecuccoli (wobei er sich besonders 1664 in der Schlacht bei St. Gotthard-Mogersdorf auszeichnete) sowie auf anderen Kriegsschauplätzen und wurde rasch befördert: er wurde 1667 Regimentskommandant, 1668 Oberst (Einsatz auf Kreta), 1669 Kommandant der Festung Tokaj (Ungarn; während der Magnatenverschwörung 1670 vorübergehend von Räkoczi gefangen), 1674 Generalfeldwachtmeister, 1675 Feldmarschallleutnant, 1680 Wiener Stadtkommandant und Oberst der Stadtguardia, 1682 Feldzeugmeister. 1683 zunächst Kommandant der Festung Raab (Györ), übernahm er am 7. Juli 1683 das Oberkommando in der Haupt- und Residenzstadt Wien, deren erfolgreiche Verteidigung den Höhepunkt seines Lebens bildete (Verwundungen am 15. Juli und 25. Juli).

Am 9. Juli 1683 traf Starhemberg mit seiner Kavallerie in Wien ein, wo dann rund 13.000 Mann reguläre Truppen und 8.000 Freiwillige der waffenfähigen Bürger-, Studenten- und Handwerkermilizen 280.000 Türken unter Großwesir Kara Mustapha gegenüberstanden. Starhemberg ließ die Vorstädte niederbrennen, organisierte die Verproviantierung und die Versorgung mit Munition und setzte so die Stadt in volle Verteidigungsbereitschaft. Mit eiserner Strenge hielt er die Disziplin aufrecht und hob durch sein persönliches Beispiel den Mut der Verteidiger. Trotz mehrfacher Verwundungen und einer Ruhrerkrankung inspizierte Starhemberg neben seinen sonst dienstlichen Verpflichtungen als Mitglied der Regierungsbehörde bei Tag und Nacht die Wälle und Minen und verbrachte die übrige Zeit in der Turmstube des Stephansdoms, um die strategischen Bewegungen des Feindes beobachten und rasch Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Zwei Monate lang verteidigte Starhemberg die Stadt, die allerdings trotz der heroischen Abwehr der feindlichen Umklammerung erlegen wäre, hätte nicht am 12. September das aus kaiserlichen, polnischen, bayrischen und sächsischen Truppen bestehende Entsatzheer unter König Jan III. Sobieski vom Kahlenberg herab angegriffen und das türkische Heer in die Flucht geschlagen.

Starhembergs Verdienste wurden durch zahlreiche Ehrungen und wertvolle Geschenke belohnt (unter anderem Feldmarschall, Ritter vom goldenen Vlies und Geheimer Staats- und Konferenzminister; ab 1686 Vizepräsident, ab 1591 Präsident des Hofkriegsrats; er durfte den Stephansturm im Wappen führen und erhielt von Papst Innozenz XI. ein eigenhändiges Breve, in dem dieser ihm den Dank des christlichen Abendlands aussprach). Schon am 25. September 1683 verfolgte Starhemberg als Kommandant der kaislichen Infanterie den flüchtenden Feind nach Ungarn, wurde dann 1686 bei der Belagerung von Ofen schwer verwundet und nach Wien zurückberufen. Er wohnte in dem ab 1661 im Besitz der Familie befindlichen Stadtpalais (1, Minoritenplatz 5), erwarb aber 1685 auch die Herrschaft Engelhartstetten (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich) und ließ dort 1693/1694 von Johann Bernhard Fischer von Erlach das Jagdschloss Niederweiden erbauen (das 1726 an Prinz Eugen verkauft wurde). Als Präsident des Hofkriegsrats ernannt, führte er verschiedene Heeresreformen durch (unter anderem gelang ihm die Schaffung eines stehenden Heers), arbeitete ein Verpflegungsreglement aus und setzte die Ernennung Prinz Eugens zum Oberfeldherrn durch. Nach dem Karlowitzer Frieden (1699) wurden die Verhandlungen mit dem türkischen Großbotschafter Ibrahim Pascha 1700 bei Starhemberg in Wien zum Abschluss gebracht. Standbild (von Franz Erler) im Festsaal des Rathauses; Statue über dem Gesims des Mittelrisalits des Erzherzog-Ludwig-Viktor-Palais; Reiterstatue auf dem ehemaligen Türkenbefreiungsdenkmal im Stephansdom. Graf-Starhemberg-Gasse, Rüdigergasse, Starhemberg-Bank, Starhembergdenkmal, Starhemberggasse.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975; S. 2730
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Register zu den Nachträgen in Wurzbachs "Biographischem Lexikon des Kaiserthums Österreich". Wien 1923
  • Wolfgang J. Bandion: Enst Rüdiger Graf Starhemberg. In: Festschrift 60 Jahre Katholische Österreichische Landsmannschaft Starhemberg 1933-93. 1993, S. 15 ff.
  • Georg Heilingsetzer: Ernst Rüdiger Graf Starhemberg. Inkarnation einer Bewährung. In: Robert Waissenberger [Hg.], Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Salzburg: Residenz-Verlag 1982, S. 231 ff.
  • Karl Krabieka [Hg.]: Ist Starhemberg in Vösendorf gestorben?. In: dsbe. [Hg.]: Was Heimat ist und Vaterland. Vösendorf. Vösendorf: Selbstverlag der Marktgemeinde Vösendof 1969, S. 80 ff.
  • Andreas Joseph von Thürheim: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg. 1683 Wiens ruhmvoller Vertheidiger (1638 - 1701). Eine Lebensskizze. Wien: Braumüller 1882
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 101