Alfred Roller

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Daten zur Person

Alfred Roller, * 2. Oktober 1864 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 21. Juni 1935 Wien, Maler, Graphiker, Bühnenbildner.

Biografie

Roller war der Sohn des Oberrealschulprofessors, Malers, Radierers und Fachschriftstellers in Brunn Josef Roller (1833 bis 93) und dessen Gattin (1863) Charlotte Lauer (1840 bis vor 1906). Er war Schüler der Wiener Akademie, 1897 Gründungsmitglied der Secession (1901/1902 Präsident derselben), verließ sie jedoch 1905. Ab 1899 war Roller Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Wien. Von ihm stammen ein Mosaik in der Breitenfelder Pfarrkirche (Ende 19. Jahrhundert) sowie Malereien in der Breitenseer Pfarrkirche (1898). 1903 holte ihn Gustav Mahler (mit dem Roller durch Carl Moll bekannt geworden war) als Bühnenbildner an die Hofoper, 1905 bis 1909 war Roller Vorstand des Ausstattungswesens der Hofoper. Mit Mahler lieferte er einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung des Musiktheaters aus der Bühnenpraxis des Späthistorismus (Überwindung des „Guckkastensystems"). Sein erstes Werk war die Neuinszenierung von „Tristan und Isolde" am 21. Februar 1903, ein epochemachendes Ereignis, bei dem es Roller verstand, die akustische und optische Vision zu einem einzigen großen Seelendrama zusammenzuschmelzen. Roller hat in der Ära Mahler insgesamt 21 Operninszenierungen ausgestattet, darunter 1904 „Fidelio" (der von den Zeitgenossen stürmisch gefeiert wurde), 1906 „Don Giovanni" mit Rollers berühmt gewordenen „mitspielenden" grauen Ecktürmen, einer kulissenlosen, stilisierten Ideal- und Einheitsbühne, im selben Jahr „Figaro", 1907 „Iphigenie auf Aulis". Im Zusammenwirken von Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal und Roller erlebte Wien die Renaissance einer barocken Spielweise. 1909 ging Roller als Direktor an die Kunstgewerbeschule. Roller schuf aber auch die Bühnenbilder zu sämtlichen Erstaufführungen von Strauss-Opern (Elektra, 1909; Rosenkavalier, 1911; Salome, 1918; Josefslegende, 1922; Intermezzo, 1927; Ägyptische Helena, 1928). Neben Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt gehörte Roller zu den Gründern der Salzburger Festspiele; Roller war auch Mitbegründer des Österreichischen Werkbunds. 1935 folgte er einer Berufung nach Bayreuth. Seine Gattin (1906 Graz) war 1886 bis 1949 Mileva Stojsavljevic.

Rollergasse.

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Andrea Hurton: Die Seele der Erscheinungen. In: Bühne 10 (1991), S. 34 ff.
  • Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 3: Jugendstil (Symbolismus). Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1987, S. 79
  • Gottfried Fliedl / Oswald Oberhuber: Kunst und Lehre am Beginn der Moderne. Die Wiener Kunstgewerbeschule 1867 - 1918. Salzburg [u.a.]: Residenz-Verlag 1986, S. 296
  • Jean Clair: Vienne 1880-1938. L'apocalypse joyeuse. Katalog. Paris: Éditions du Centre Pompidou 1986
  • Tino Erben [Red.]: Traum und Wirklichkeit. Wien 1870 - 1930. Eigenverlag 1985 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 93), S. 180 f., S. 280 ff.
  • Robert Weissenberger: Die Wiener Secession. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1971, Register
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 89
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
  • Liselotte Kitzwegerer: Alfred Roller als Bühnenbildner. Diss. Univ. Wien. Wien 1959
  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1957-1987. Band 10, 1957
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. (Werk- und Literaturverzeichnis)
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 136, S. 165
  • Wiener Zeitung, 23.06.1935
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Band 1. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 252
  • Max Mell: Alfred Roller. Wien [u.a.]: Wiener Literarische Anstalt 1922 (Die Wiedergabe: Reihe 1,2)
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902


Alfred Roller im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.