Lorin Maazel
- Direktor der Wiener Staatsoper (1982 bis 1984)
Lorin Maazel, * 6. März 1930 Paris, † 13. Juli 2014 Castleton, Musiker, Dirigent; Komponist
Biographie
Lorin Maazel wurde in Neuilly-sur-Seine nahe Paris als Sohn amerikanischer Eltern mit flämischen Vorfahren geboren. Er wuchs in den USA auf. Sein musikalisches Talent zeigte sich schon im Kindesalter. Als Fünfjähriger begann er mit dem Klavier- und Violine-Unterricht und studierte dann bei Vladimir Bakaleinikoff in Pittsburgh Orchesterleitung. Er stand im Ruf eines “Wunderkinds” und leitete bereits mit neun Jahren während der Weltausstellung in New York das New York Philharmonic Orchestra und mit elf Jahren - über Vermittlung von Arturo Toscanini - das NBC Orchestra in New York.
In den folgenden Jahren weitete sich Maazels Dirigiertätigkeit aus und in seinem 15. Lebensjahr hatte er bereits eine stattliche Reihe großer amerikanischer und kanadischer Orchester geleitet. Gleichzeitig setzte er seine Instrumentalstudien in Violine und Klavier fort. Während er seit 1946 an der Universität Pittsburgh Philosophie, Sprachen und Mathematik studierte, war er als Geiger bereits im renommierten Pittsburgh Symphony Orchestra tätig. 1947 gründete er das Fine Arts String Quartet; 1949 war er Leiter des Pittsburgh Symphony Orchestras. Ein Fullbright-Stipendium ermöglichte ihm 1952 seinen ersten Aufenthalt in Europa. In Italien studierte er ältere Musik und debütierte 1953 erfolgreich als Dirigent. In Wien trat Maazel erstmals am 8. Dezember 1955 im Konzerthaus auf. 1960 feierte er sein Debüt bei den Bayreuther (“Lohengrin”), 1963 bei den Salzburger Festspielen (“Le nozze di Figaro”); 1966 dirigierte er erstmals an der Wiener Staatsoper (“Carmen”).
1964 übernahm Maazel als Nachfolger von Ferenc Fricsay das Radio-Sinfonie-Orchester Berlin (bis 1975); von 1965 bis 1971 war er gleichzeitig Generalmusikdirektor der Deutschen Oper in Berlin. Er bekannte sich zum traditionellen Repertoire, für das er bedeutende Künstler gewinnen konnte - etwa “Fidelio” mit Birgit Nilsson - ebenso wie zur Moderne. So gelangte etwa Luigi Dallapiccolas “Ulisse” unter seiner Direktion zur Uraufführung.
Von 1970 bis 1972 war er neben Otto Klemperer Chefdirigent des New Philharmonia Orchestra in London; 1972 übernahm er als Nachfolger George Szells das Cleveland Orchestra, mit dem er zahlreiche Werke zeitgenössischer amerikanischer Komponisten aufführte und das er bis 1982 leitete. Seit 1976 war Lorin Maazel “Principal Guest Conductor” des Philharmonia Orchestra in London und seit 1977 übernahm er dieselbe Funktion beim Orchestre National de Paris.
Seine künstlerischen und organisatorischen Erfahrungen in der Leitung eines Opernhauses führten dazu, dass Maazel zum Geschäftsführer und künstlerischen Direktor der Wiener Staatsoper bestellt wurde. Er trat diesen Posten 1982 an. Das von ihm propagierte “Blocksystem” - ein Werk innerhalb eines bestimmten Zeitraumes möglichst oft anzubieten - setzte sich in Wien nicht durch. Sowohl das traditionelle Repertoire als auch Ballettabende auf hohem musikalischen Niveau konnten nicht verhindern, dass Maazel seinen Vertrag zufolge zahlreicher Differenzen bereits 1984 kündigte.
In der Zeit als Staatsoperndirektor leitete er in der Nachfolge von Willi Boskovsky auch die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker.
1984 wurde Maazel zum musikalischen Berater des Orchesters von Pittsburgh und 1988 zu dessen Musikdirektor ernannt, der er bis 1996 blieb. Von 1988 bis 1991 war er gleichzeitig Musikdirektor des Orchestre National de France. Von 1993 bis 2002 hielt er überdies die Chefstelle beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks inne. Music Director des New York Philharmonic war er von 2002 bis 2009.
Trotz der weniger glücklichen Zeit an der Wiener Staatsoper dirigiert Maazel weiterhin immer wieder die Wiener Philharmoniker in Wien und bei den Salzburger Festspielen. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich der Dirigent verstärkt seiner Komponiertätigkeit, die durch seine mannigfaltigen Dirigierverpflichtungen immer im Hintergrund stehen musste. Neben diversen Orchesterwerken komponierte er auch eine Oper („1984“, nach George Orwell), die 2005 an der Covent Garden Opera in London uraufgeführt wurde.
Dennoch war Maazel bis zu seinem Tod als Dirigent aktiv: 2013 leitete er 111 Konzerte, die Aufführungsorte spannten sich von Oman bis München.
Literatur
- Rudolf Flotzinger [Hg.]: Oesterreichisches Musiklexikon. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2004
- Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Personenteil 11. Kassel [u.a.]: Bärenreiter [u.a.] 2004
- [www.maestromaazel.com Homepage für Lorin Maazel] [Stand: 25.03.2016] [Stand: 30.03.2016]