Alfred Brendel

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Alfred Brendel bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien (2010)
Daten zur Person
Personenname Brendel, Alfred
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 36950
GND 118514997
Wikidata Q84148
Geburtsdatum 5. Jänner 1931
Geburtsort Wiesenberg
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Pianist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname AlfredBrendel.jpg
Bildunterschrift Alfred Brendel bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien (2010)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Léonie-Sonning-Musikpreis (Verleihung: 2002)
  • Goldene Mozart-Medaille der Stiftung Mozarteum (Übernahme: 2014)
  • Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg (Übernahme: 3. August 1987)
  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (Verleihung: 19. Juni 1991, Übernahme: 10. Juni 1992)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 16. Dezember 2008, Übernahme: 27. Juni 2010)
  • Praemium Imperiale (Verleihung: 2009)
  • Musikpreis der Stadt Duisburg (Verleihung: 2009)
  • Herbert-von-Karajan-Musikpreis (Verleihung: 2008)
  • Ernst von Siemens Musikpreis (Verleihung: 2004)
  • Joseph-Marx-Musikpreises des Landes Steiermark
  • Robert-Schumann-Preis (Verleihung: 2002)
  • Edison Awards (Verleihung: 2001)
  • MIDEM Classical Awards (Verleihung: 2001)
  • Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker (Verleihung: 1998)
  • Hans-von-Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker (Verleihung: 1992)
  • Aufnahme in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste (Verleihung: 1991)
  • Frankfurter Musikpreis (Verleihung: 1984)


Alfred Brendel, * 5. Jänner 1931 Wiesenberg (heute Loučná nad Desnou), Tschechien, Pianist.

Biografie

Anders als viele prominente Musiker kann Alfred Brendel auf kein musikalisches Elternhaus verweisen. Sein Vater war als Bauingenieur, Geschäftsmann und Hotelmanager an verschiedenen Orten Jugoslawiens und Österreichs tätig. Den ersten Klavierunterricht bekam Alfred Brendel 1937 bei Sofia Deželić in Zagreb, wo die Familie Aufenthalt genommen hatte. 1943 erfolgte die Übersiedlung nach Graz, wo Brendel weiteren Unterricht bei Ludovika von Kaan erhielt. Für ihn war die formale Ausbildung zum Pianisten bereits in Alter von 16 Jahren abgeschlossen und er bildete sich weitgehend autodidaktisch weiter. Danach besuchte er lediglich einige Meisterkurse, etwa bei Eduard Steuermann und Edwin Fischer.

1948 gab Brendel sein Debütkonzert in Graz und gewann im Anschluss daran den begehrten Concorso Busoni in Bozen. Damit stand der Weg offen für eine glanzvolle internationale Karriere. Bereits in den 1950er Jahren wurde Alfred Brendel dank zahlreicher ausgedehnter Konzertreisen, die ihn durch fast ganz Europa, den Nahen Osten sowie nach Nord-, Mittel- und Südamerika führten, weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt und sehr bald als einer der herausragendsten jungen Pianisten der Nachkriegsgeneration gefeiert. Dazu trat neben der reichen Konzerttätigkeit bereits damals eine ungewöhnlich umfangreiche Aktivität auf dem mit heutigen Maßstäben kaum noch vergleichbaren Schallplattensektor. Auf seine spezifische Weise darf Alfred Brendel in diesem Bereich als Pionier bezeichnet werden.

Schon für seine frühen Konzerte hatte sich Alfred Brendel ein sehr weit gespanntes Repertoire erarbeitet, das über die Solo- und Konzertliteratur von Mozart und Haydn, Schubert und Liszt bis zu dem in jenen Tagen noch weitgehend als problematisch empfundenen Arnold Schönberg reichte. Neben diesen Komponisten von Klassik über Hochromantik bis zur damaligen "Moderne" war es außerdem vor allem die Musik Béla Bartóks, für die sich der junge Pianist tatkräftig einsetzte.

1962 unternahm Alfred Brendel das künstlerische Wagnis, in der Londoner Wigmore Hall einen Zyklus sämtlicher Klaviersonaten Ludwig van Beethovens aufzuführen – eine Konzertreihe, die international als ereignishaft gewürdigt wurde und ihn in die vorderste Reihe der Pianistenszene stellte. Brendel ist auch der erste Pianist, der eine Gesamteinspielung der Beethoven-Sonaten auf Schallplatten vorlegte.

In den Jahren 1960 bis 1970 wurde Brendel teilweise gemeinsam mit Paul Badura-Skoda zum Leiter der Wiener Meisterkurse für Klavier berufen. In weiterer Folge entschied er sich für eine freischaffende Tätigkeit als Pianist und Theoretiker und verlegte seinen Wohnsitz nach London.

Auch musiktheoretisch hat sich der Musiker vielfach schriftlich geäußert. Sein Buch "Musical Thoughts and Afterthoughts" erschien 1976 (in deutscher Ausgabe ein Jahr später als "Nachdenken über Musik"). Er betätigte sich auch als Herausgeber und Mitarbeiter bei Kritischen Gesamtausgaben und Urtextnoteneditionen.

Die Malerei und die Schriftstellerei sind neben der Musik weitere Leidenschaften von Alfred Brendel. Bereits bevor er seine Pianistenkarriere starten konnte, zeigte eine Grazer Galerie in einer Einzelausstellung seine Wasserfarben-Bilder. 1996 wurden mit "Fingerzeig" erstmals literarische Texte Brendels veröffentlicht. Weitere sollten folgen, in denen er sich auf unterhaltsame Wiese auch – aber nicht ausschließlich – mit Musik auseinandersetzt.

Brendel hat außergewöhnlich viele Schallplatten eingespielt, die sein breitgefächertes Repertoire widerspiegeln. Neben zahlreichen Einzelwerken der Klavierliteratur von Bach bis heute nahm er insbesondere große Zyklen auf, etwa die Mozart-, Beethoven- und Brahms-Konzerte mit wesentlichen Orchestern und bedeutenden Dirigenten.

Seinen letzten Auftritt als aktiver Musiker absolvierte Alfred Brendel am 18. Dezember 2008 im Wiener Musikverein mit dem "Jenamy-Klavierkonzert" von Mozart mit den Wiener Philharmonikern unter Charles Mackerras. Seither trat er nur mehr bei Lesungen seiner Texte und bei Vorträgen über Musik auf.

Literatur

  • Alfred Brendel: A bis Z eines Pianisten. Ein Lesebuch für Klavierliebende. München: C. Hanser 2012
  • Alfred Brendel: Nach dem Schlußakkord. Fragen und Antworten. München: C. Hanser 2010
  • Rudolf Flotzinger [Hg.]: Oesterreichisches Musiklexikon (OeML). Band 1: Abbado - Fux. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2002
  • Jürgen Meyer-Josten: Alfred Brendel. Musiker im Gespräch. Frankfurt: Litolff 1982

Weblinks