Hugo Wiener

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Hochzeitsfoto von Cissy Kraner und Hugo Wiener. Caracas, Studio Solá 1943. WBR, HS, ZPH 1653, 2.21.1.11.
Daten zur Person

Hugo Wiener, * 16. Februar 1904 Wien, † 14. Mai 1993 Wien 19, Heiligenstädter Straße 57-63 (Privatklinik Döbling; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 33G, Nummer 2), Komponist, Pianist, Schriftsteller, Librettist, Gattin Cissy Kraner, Sängerin.

Biografie

Hugo Wiener wurde am 16. Februar 1904 als Sohn von Wilhelm Wiener (geb. 1859) und dessen Gattin Berta (geb. 1867) in Wien geboren, aus der Ehe gingen noch zwei Töchter hervor. Der Vater war Pianist und spielte auf Privatsoiréen bei Johann Strauß. Wieners Schwester Olga, deren Lebensdaten unbekannt sind, war Schülerin von Ralph Benatzky (1884–1957) und Josma Selim-Benatzky (1884–1929), sie verstarb im Alter von achtzehn Jahren an der Spanischen Grippe. Die Schwester Gisela (geb. 1893) und die Mutter sowie der Schwager Adolf Bauer (geb. 1864) sollten die Naziherrschaft nicht überleben, sie wurden am 23. November 1941 vom Wiener Aspangbahnhof ins litauische Kaunas deportiert, wo sie binnen einer Woche erschossen wurden. Der Vater verstarb noch in Wien an einer Verletzung auf offener Straße. Hugo Wiener überlebte als einziges Familienmitglied im südamerikanischen Exil und konnte den Verlust zeitlebens nicht überwinden.

Wiener studierte privat Musik, statierte aber gleichzeitig am Raimundtheater und entdeckte dort seine Liebe zur Operette. Bereits 1922 dirigierte er an Wiener Operettenbühnen (Raimundtheater, Ronacher und Apollotheater, wo er Robert Stolz kennenlernte, der einer seiner Förderer wurde).

1928 wurde Wiener Librettist und schrieb und komponierte bis 1938 sämtliche Programme fü die Revuebühne "Femina" (an der er auch als Pianist arbeitete und wo er von Fritz Beda-Löhner für die Operette entdeckt wurde). Gemeinsam schrieben sie einige erfolgreiche Operetten für die Volksoper (unter anderem die Revue-Operette "Auf der grünen Wiese").

Im März 1938 befand er sich auf Tournee in Bogota (Kolumbien), von wo er nach Caracas (Venezuela) ging; dort arbeitete er als Pianist für Radio Continente und als Klavierlehrer. 1946/1947 lebte er in Mexiko, 1948 kam er zu einem kurzen Besuch nach Wien, kehrte aber nach Caracas zurück und arbeitete im dortigen Jockey Club. Ab 1949 schrieb er Texte und Musik für die Kabaretts Simpl und Casanova.

Als er 1954 nach Wien zurückkehrte, wurde er Mitarbeiter des Simpl und textete die Doppelconferencen für das legendäre Duo Farkas-Waldbrunn. Wiener wurde Autor beziehungsweise Co-Autor zahlreicher Revuen, Kabarettszenen und Operetten, komponierte aber auch Filmmusik (teilweise mit Robert Stolz). Wiener schrieb auch die Libretti für "Der gütige Antonius" (von Jara Benes) und die Operette "Gruß und Kuß aus der Wachau", mit Stolz für die Volksoper die Operette "Frühjahrsparade" und für die Bregenzer Festspiele "Hochzeit am Bodensee" sowie für die Volksoper die wienerische Fassung des Musicals "My fair Lady". Unter seinen 10 Filmdrehbüchern befinden sich so bekannte wie "Ober zahlen" und "K. u. k. Feldmarschall". Im Simpl schrieb Wiener mit Karl Farkas 16 Jahre sämtliche Revuen; seine Gattin sicherte ihm als Interpretin große Erfolge (besonderen Bekanntheitsgrad erlangten unter seinen über 500 Chansons unter anderem Der Nowak läßt mich nicht verkommen, Eine verzwickte Verwandtschaft, Ich wünsch' mir zum Geburtstag einen Vorderzahn und Wie man eine Torte macht).

Nach dem Tod von Farkas (1971) führten Wiener, seine Gattin und Maxi Böhm das Kabarett Simpl weiter; gleichzeitig startete Wiener eine neue Karriere als Satirenschreiber: Doppelconference (1972), Das Beste aus dem Simpl (1973), Krokodile fliegen nicht (1974), Ich erinnere mich nicht (1975), Seid nett zu Vampiren, Die lieben Verwandten und andere Feinde (1977), Verliebt, Verlobt, Geheiratet (1979), Heiterkeit auf Lebenszeit (1979), Wie das Leben so spielt, Strichweise Sonne, Zebras sind keine Elefanten, Das sind ja schöne Geschichten (1983), Kleine Geschenke erhalten die Feindschaft (1984), Immer mit der Ruhe (1985), Lesen Sie wohl (1986), Hugo Wieners beste Geschichten (1987), Das kann nur mir passieren (1987), Mein Neffe Ladi (1988), Diskretion Nebensache (1989), Ein Grund zum Feiern, Meine Frau und ich (1991) und Zeitensprünge (1991; Autobiographie). Die Zahl der von Wiener geschriebenen Fernsehsendungen ist unüberblickbar (unter anderem Spaß mit Musik, Ein verrücktes Paar, Traumland Operette).

Gedenktafel an seinem Wohnhaus in Baden (enthüllt 16. Februar 1994).

Vizepräsident und Ehrenmitglied der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger; Goldenes Verdienstzeichen Republik Österreich (1964), Ehrenmedaille in Silber (1969), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1979), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse (1984), Ehrenmedaille in Gold (1984), Goldenes Ehrenzeichen Land Wien (1989); Kulturpreis Niederösterreich, Professor. Hugo-Wiener-Platz. Hugo-Wiener-Weg.

Die Nachlässe von Hugo Wiener und Cissy Kraner befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hans Eidherr: Eine Legende ist von uns gegangen, in: Österreichische Autoren-Zeitung 2 (1993), S. 40 f.
  • Österreichische Autoren-Zeitung 4 (1983), S. 20
  • Die Prominenz der Republik Österreich im Bild. Zürich: Ascot-Verlag 1962
  • Walter Pass / Gerhard Scheit / Wilhelm Svoboda: Orpheus im Exil. Die Vertreibung der österreichischen Musik von 1938 bis 1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 386 f.
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Die Presse, 26.05.1993
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 17.05.1993
  • Standard, 17.05.1993


Hugo Wiener im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks