Karl Kraus

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Daten zur Person
Personenname Kraus, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 17737
GND
Wikidata
Geburtsdatum 28. April 1874
Geburtsort Gitschin, Böhmen (Jicin, ČR)
Sterbedatum 12. Juni 1936
Sterbeort Wien
Beruf Sprach- und Kulturkritiker, Schriftsteller (Dramatiker, Lyriker)
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Karl-Kraus-Archiv (Österreichischen Nationalbibliothek, Wiener Stadt- und Landesbibliothek)
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.09.2013 durch WIEN1.lanm08w04
Begräbnisdatum 15. Juni 1936
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gr. 5A, Nr. 33
  • 1., Elisabethstraße 20 (Wohnadresse)
  • 4., Lothringerstraße 6 (Sterbeadresse)
  • 3., Hetzgasse 4 (Wirkungsadresse)
  • 1., Maximilianstraße (1) 13 (Wohnadresse)
  • 1., Elisabethstraße 4 (Wohnadresse)
  • 4., Schwindgasse 3 (Wohnadresse)
  • 1., Dominikanerbastei 22/6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Kraus Karl, * 28. April 1874 Gitschin, Böhmen (Jicin, ČR), † 12. Juni 1936 Wien 4, Lothringerstraße 6 (Gedenktafel; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gr. 5A, Nr. 33), Sprach- und Kulturkritiker, Schriftsteller (Dramatiker, Lyriker), Sohn des Fabrikanten Jakob Kraus. Er kam mit seinen Eltern 1877 nach Wien, wo er die Volks- und Mittelschule (1884-1892 Franz-Josephs-Gymnasium, 1, Stubenbastei 6-8) sowie ab 1892 die Universität besuchte (er studierte auf Wunsch seines Vaters, der sein Geschäft 1, Mahlerstraße 13 hatte, Jus, ab 1894 jedoch Philosophie und Germanistik [Übersiedlung aus der väterlichen Wohnung zu Felix Salten]; Studienabbruch 1898). Schon während seiner Studienzeit wurde man durch seine Artikel in Zeitungen und Zeitschriften auf seine glänzenden schriftstellerischen Fähigkeiten aufmerksam. Zunächst Schauspieler, dann ausschließlich Journalist und Schriftsteller, bekämpfte er mit Essays, Glossen, Satiren und Gedichten die Auswüchse der literarischen Cliquen seiner Zeit, den Journalismus und die Sprachverwilderung. Von der Atmosphäre im Cafe Griensteidl (insbesonder von Hermann Bahr und Salten) enttäuscht, verfaßte er „Die Überwindung des Hermann Bahr" (1893) und die Satire „Die demolirte Litteratur" (1896), die ihm eine tätliche Vergeltung Saltens einbrachte. Kraus wurde rasch durch seinen kompromißlosen und unerschrockenen Kampf gegen die geistige und wirtschaftliche Korruption berühmt. Um wirtschaftlich unabhängig zu sein, gründete er am 1. April 1899 die weltberühmt gewordene Zeitschrift „Die Fackel", in der er in stilistisch meisterhafter Polemik jeden Sprachmißbrauch bekämpfte. Er machte die Zeitschrift, die er bis zu seinem Tod leitete und größtenteils auch allein gestaltete, zum Sprachrohr seiner Angriffe gegen die Vergötterung der Maschine, die Versklavung von Geist und Natur durch ein allein auf Gewinnstreben ausgerichtetes Denken und die Verfälschung ästhetischer Werte. Kraus hielt auch vielbesuchte Vorlesungen aus Werken von Nestroy und Shakespeare (darunter auch im Favoritner Arbeiterheim), komponierte neue Melodien zu Nestroy-Couplets und förderte eine Reihe junger Talente (darunter Georg Trakl). 1911 trat Kraus vom mosaischen zum katholischen Glauben über (Karlskirche, Taufpate sein Freund Adolf Loos), wandte sich 1923 jedoch enttäuscht wieder vom Katholizismus ab. Zu seinen Werken gehören u. a. die neubändige Gedichtsammlung „Worte in Versen" (1916-1930), zahlreiche Essaybände (darunter Sittlichkeit und Kriminalität, 1908; Heine und die Folgen, 1910; Untergang der Welt durch schwarze Magie, 1922; Die Sprache, 1937) sowie seine stark beachteten Dramen „Die letzten Tage der Menschheit" (1919; Uraufführung Theater an der Wien, Juni 1964), das gewaltigste Zeugnis von der „Schande" seiner Umwelt, und „Die Unüberwindlichen" (1928). Die Familie Kraus wohnte 1901 1, Elisabethstraße 4, er allein Elisabethstraße 20, bis er 1912 in seine Wohnung 4, Lothringerstraße 6, übersiedelte (Gedenktafel; Wohn- und Sterbehaus); das Arbeitszimmer baute der Nachlaßverwaltung Dr. Oskar Samek in einer ehemaligen Tischlerwerkstätte (15, Reindorfgasse 18) originalgetreu auf (1938 von der SA beschlagnahmt). Die Redaktion der „Fackel" befand sich 3, Hetzgasse 4. In Wien wurde eine Karl-Kraus-Gesellschaft gegründet, die seine Ideen und sein Andenken pflegt; Karl-Kraus-Archiv (Teil seit 1937 in der Österreichischen Nationalbibliothek, Hauptteil seit 1951 in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek). Karl-Kraus-Gasse.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1,1923
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Rowohlt Literaturlexikon
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990, S. 75 ff.
  • Hans Weigel: Karl Kraus. 1968, 1986
  • L. Liegler: Kraus und sein Werk. 1920
  • Paul Schick: Karl Kraus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1976
  • O. Kerry: Karl Kraus. Eine Bibliographie. 1970)
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003. Band 138 (Künstlerwohnung), S. 136 f. (4, Lothringerstraße 6; 1912-1936)
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 181
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 58 ff.
  • Kaiserlich-Königliche-Ausstellung. Katalog Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1974
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken (11. 04. 1974)
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008),. Band 25, S. 155
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 24