Marie Geistinger: Unterschied zwischen den Versionen

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Geistinger Marie, * 26. Juli 1833 Graz, † 29. September 1903 Klagenfurt (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 18; Grabdenkmal von Joseph Kassin, 1907), Schauspielerin, Sängerin, Gatte Kormann, Tochter des russischen Hofschauspielerehepaars Nikolaus und Charlotte Geistinger, Enkelin des Braunschweiger Hofschauspielers Karl Gassmann.  
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Marie Geistinger, * 26. Juli 1833 Graz, † 29. September 1903 Klagenfurt, Schauspielerin, Sängerin.
 
 
 
==Biografie==
 
==Biografie==
Sie erhielt in Wien eine gründliche schauspielerische und (bei K. M. Wolf) musikalische Ausbildung, trat in Graz schon 1844 in Kinderrollen auf und debütierte am 10. August 1850 im Max Schwaiger'schen Volkstheater in München als Klärchen im "Verräter" und als Röschen im Lustspiel "Das bin ich". 1852 spielte sie im [[Theater in der Josefstadt]], 1854 im Friedrich-Wilhelmstädter-Theater in Berlin, danach in Hamburg, Riga und am Viktoria-Theater in Berlin. [[Friedrich Strampfer]] holte sie ans Theater an der Wien, wo sie am 17. März 1865 als "Schöne Helena" mit großem Erfolg debütierte. Geistinger, die das damalige junonische Frauenideal verkörperte, war so vielseitig künstlerisch begabt, dass sie nicht nur zur "Königin der Operette", sondern auch zur gefeierten Volksschauspielerin (unter anderem in "Meineidbauer", "Pfarrer von Kirchfeld" und "Kreuzel- Schreiber") und Tragödin (in den Rollen der Maria Stuart, Medea, Iphigenie, Elisabeth, Sappho) wurde.  
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Marie Geistinger war die Tochter des russischen Hofschauspielerehepaars Nikolaus und Charlotte Geistinger und durch ihre Mutter Enkelin des Braunschweiger Hofschauspielers Karl Gassmann. Bereits 1844 trat sie in Graz in Kinderrollen auf. In Wien erhielt sie von Carl Maria Wolf eine gründliche schauspielerische und musikalische Ausbildung.
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Am 10. August 1850 debütierte sie im Max Schwaiger'schen Volkstheater in München als Klärchen im "Verräter" und als Röschen im Lustspiel "Das bin ich". 1852 spielte sie im [[Theater in der Josefstadt]], wo sie mit Tanzparodien das Wiener Publikum begeistern konnte.
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1854 trat sie im Friedrich-Wilhelmstädter-Theater in Berlin, danach in Hamburg, Riga und am Viktoria-Theater in Berlin auf. [[Friedrich Strampfer]] holte sie ans [[Theater an der Wien]], wo sie am 17. März 1865 als "Schöne Helena" mit großem Erfolg debütierte und damit ihren Ruf als erstklassige Operettensängerin begründete.
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Nach Strampfers Abgang übernahm sie mit [[Maximilian Steiner]] am 1. August 1869 die Direktion des Theaters an der Wien. Damals wirkte sie an den Uraufführungen der [[Johann Strauss (Sohn)|Strauss]]-Operetten "Indigo" (1871), "Karneval in Rom" (1873) und "Cagliostro in Wien" mit. Bei der Uraufführung der [[Die Fledermaus|"Fledermaus"]] (1874)verkörperte sie die erste Rosalinde. Während dieser Zeit wohnte sie in 6, Getreidemarkt 1.
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Trotz künstlerischer Erfolge legte sie ihre Funktion am 15. Mai 1875 wegen finanzieller Verluste zurück.
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Geistinger konnte aber auch am Sprechtheater reüssieren. [[Heinrich Laube]] holte sie an das [[Stadttheater]], wo sie in klassischen Rollen (Medea und Sappho in [[Franz Grillparzer|Grillparzers]] gleichnamigen Dramen oder Beatrice in Shakespeares "Viel Lärm um nichts") auf der Bühne stand. Als Schauspielerin kehrte sie auch wieder an das Theater an der Wien zurück. Außerdem konnte sie große Erfolge in Volksstücken (unter anderem in "Meineidbauer", "Pfarrer von Kirchfeld" und "Kreuzel- Schreiber" [[Ludwig Anzengruber]]) feiern.
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1877 trat Marie Geistinger ein dreijähriges Engagement in Leipzig an. Von 1881-1884 absolvierte sie insgesamt sieben Tourneen in Amerika, wo sie sowohl in Operetten als auch in Tragödien auftrat und absolvierte danach noch Gastspielen an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen.
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Die 1877 mit dem Schauspieler August Müller-Kormann eingegangene Ehe scheiterte Bereits nach kurzer Zeit. Den Lebensabend verbrachte sie in ihrem an Kunstschätzen reichen Klagenfurter Heim in finanziell gesicherten Verhältnissen.
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1928 wurde die [[Geistingergasse]] in [[Heiligenstadt]] nach der Künstlerin benannt. Ihr Ehrengrab am Zentraffriedhof schmückt eine Grabplastik von [[Josef Kassin]] (1907).  
  
Nach Strampfers Abgang übernahm sie mit [[Maximilian Steiner]] am 1. August 1869 die Direktion des Theaters an der Wien, die sie trotz großer künstlerischer Erfolge am 15. Mai 1875 wegen finanzieller Verluste zurücklegen musste. Während dieser Zeit wohnte sie in 6, Getreidemarkt 1. 1876 gab sie Gastspiele am [[Theater an der Wien]] und am [[Stadttheater]]. Es folgte ein dreijähriges Engagement in Leipzig, wo sie sowohl in tragenden Rollen als auch in Operetten auftrat. Von 1881-1884 absolvierte sie insgesamt sieben Tourneen in Amerika. Nach Gastspielen an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen beschloss sie ihre künstlerische Laufbahn am 29. März 1888 als "Therese Krones" am Belle-Alliance-Theater. Am 17. April 1888 stand sie in Ödenburg zum letzten Mal auf der Bühne. Den Lebensabend verbrachte sie in ihrem an Kunstschätzen reichen Klagenfurter Heim in finanziell gesicherten Verhältnissen. [[Geistingergasse]].
 
  
  
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==Literatur==
 
==Literatur==
* Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
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*Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1: A - H. Wien [u. a.]: Böhlau 2016, S. 995
* Wilhelm Kosch: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Wien: F. Kleinmayr. 1953
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*K. J. Kutsch / Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, Band 2: Davislim - Hiolski. Bern und München: K. G. Saur 1997, S. 1293 f.
* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
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*Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
* Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
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*Wiener Theater. Bilddokumente 1660 - 1900 aus der Theatersammlung des Historischen Museums. Dezember 1971 - Februar 1972. Wien: Eigenverlag des Museums 1971 (Historisches Museum Wien: Sonderausstellung, 30), S. 68
* Emil Pirchan: Marie Geistinger. Wien: Frick 1947
 
* Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 254 f.
 
* Wiener Theater. Bilddokumente 1660 - 1900 aus der Theatersammlung des Historischen Museums. Dezember 1971 - Februar 1972. Wien: Eigenverlag des Museums 1971 (Historisches Museum Wien: Sonderausstellung, 30), S. 68
 
 
* Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 193, 200
 
* Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 193, 200
* Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 183
 
 
* Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 2, 8
 
* Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 2, 8
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*Wilhelm Kosch: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Wien: F. Kleinmayr. 1953
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* Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 254 f.
 
* Carinthia. Geschichtliche und volkskundliche Beiträge zur Heimatkunde Kärntens. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten 1 140 (1950), S. 900 ff.
 
* Carinthia. Geschichtliche und volkskundliche Beiträge zur Heimatkunde Kärntens. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten 1 140 (1950), S. 900 ff.
* Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 84
+
* Emil Pirchan: Marie Geistinger. Wien: Frick 1947
* Neue Freie Presse. Wien 1864-1939, 30.09.1903, 01.10.1903
+
Ludwig Eisenberg's Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
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* Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 183
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==Links==
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Geistinger Wikipedia: Marie Geistinger]
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*[https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_G/Geistinger_Marie_1836_1903.xml Österreichisches Biographisches Lexikon: Marie Geistinger]
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* https://www.deutsche-biographie.de/sfz20247.html Deutsche Biographie: Marie Geistinger]

Version vom 15. Februar 2022, 15:35 Uhr

Marie Geistinger (Rollenporträt)
Daten zur Person
Personenname Geistinger, Marie
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 16741
GND 116520272
Wikidata Q112276
Geburtsdatum 26. Juli 1833
Geburtsort Graz
Sterbedatum 29. September 1903
Sterbeort Klagenfurt
Beruf Schauspielerin, Sängerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 15.02.2022 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof Wiener Zetnralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nummer 18
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Mariegeistinger.jpg
Bildunterschrift Marie Geistinger (Rollenporträt)
  • 6., Getreidemarkt 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Grab auf dem Zentralfriedhof, um 1907 gestaltet von Josef Kassin
Parte für Marie Geistinger, 1903
Blumen aus Marie Geistingers Garten und Myrthen aus einem Kranz (Nachlass von Melanie Liharzik)
Brosche von Marie Geistinger, getragen in der Operette "Die Großherzogin von Gerolstein" von Jacques Offenbach, gefertigt 1867
Wohnhaus von Marie Geistinger, Getreidemarkt 1 mit dem Café Dobner

Marie Geistinger, * 26. Juli 1833 Graz, † 29. September 1903 Klagenfurt, Schauspielerin, Sängerin.

Biografie

Marie Geistinger war die Tochter des russischen Hofschauspielerehepaars Nikolaus und Charlotte Geistinger und durch ihre Mutter Enkelin des Braunschweiger Hofschauspielers Karl Gassmann. Bereits 1844 trat sie in Graz in Kinderrollen auf. In Wien erhielt sie von Carl Maria Wolf eine gründliche schauspielerische und musikalische Ausbildung. Am 10. August 1850 debütierte sie im Max Schwaiger'schen Volkstheater in München als Klärchen im "Verräter" und als Röschen im Lustspiel "Das bin ich". 1852 spielte sie im Theater in der Josefstadt, wo sie mit Tanzparodien das Wiener Publikum begeistern konnte. 1854 trat sie im Friedrich-Wilhelmstädter-Theater in Berlin, danach in Hamburg, Riga und am Viktoria-Theater in Berlin auf. Friedrich Strampfer holte sie ans Theater an der Wien, wo sie am 17. März 1865 als "Schöne Helena" mit großem Erfolg debütierte und damit ihren Ruf als erstklassige Operettensängerin begründete. Nach Strampfers Abgang übernahm sie mit Maximilian Steiner am 1. August 1869 die Direktion des Theaters an der Wien. Damals wirkte sie an den Uraufführungen der Strauss-Operetten "Indigo" (1871), "Karneval in Rom" (1873) und "Cagliostro in Wien" mit. Bei der Uraufführung der "Fledermaus" (1874)verkörperte sie die erste Rosalinde. Während dieser Zeit wohnte sie in 6, Getreidemarkt 1. Trotz künstlerischer Erfolge legte sie ihre Funktion am 15. Mai 1875 wegen finanzieller Verluste zurück. Geistinger konnte aber auch am Sprechtheater reüssieren. Heinrich Laube holte sie an das Stadttheater, wo sie in klassischen Rollen (Medea und Sappho in Grillparzers gleichnamigen Dramen oder Beatrice in Shakespeares "Viel Lärm um nichts") auf der Bühne stand. Als Schauspielerin kehrte sie auch wieder an das Theater an der Wien zurück. Außerdem konnte sie große Erfolge in Volksstücken (unter anderem in "Meineidbauer", "Pfarrer von Kirchfeld" und "Kreuzel- Schreiber" Ludwig Anzengruber) feiern. 1877 trat Marie Geistinger ein dreijähriges Engagement in Leipzig an. Von 1881-1884 absolvierte sie insgesamt sieben Tourneen in Amerika, wo sie sowohl in Operetten als auch in Tragödien auftrat und absolvierte danach noch Gastspielen an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen. Die 1877 mit dem Schauspieler August Müller-Kormann eingegangene Ehe scheiterte Bereits nach kurzer Zeit. Den Lebensabend verbrachte sie in ihrem an Kunstschätzen reichen Klagenfurter Heim in finanziell gesicherten Verhältnissen. 1928 wurde die Geistingergasse in Heiligenstadt nach der Künstlerin benannt. Ihr Ehrengrab am Zentraffriedhof schmückt eine Grabplastik von Josef Kassin (1907).



Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1: A - H. Wien [u. a.]: Böhlau 2016, S. 995
  • K. J. Kutsch / Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, Band 2: Davislim - Hiolski. Bern und München: K. G. Saur 1997, S. 1293 f.
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Wiener Theater. Bilddokumente 1660 - 1900 aus der Theatersammlung des Historischen Museums. Dezember 1971 - Februar 1972. Wien: Eigenverlag des Museums 1971 (Historisches Museum Wien: Sonderausstellung, 30), S. 68
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 193, 200
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 2, 8
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Wien: F. Kleinmayr. 1953
  • Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 254 f.
  • Carinthia. Geschichtliche und volkskundliche Beiträge zur Heimatkunde Kärntens. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten 1 140 (1950), S. 900 ff.
  • Emil Pirchan: Marie Geistinger. Wien: Frick 1947

Ludwig Eisenberg's Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903

  • Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 183

Links