Theater
Zum Begriff
Der Begriff "Theater" geht auf den altgriechischen Begriff θέατρον (Schaustätte) zurück, das Wort stammt von θεᾶσθαι, das so viel wie "anschauen" bedeutet. Der Begriff Theater wird sowohl für das Gebäude wie auf die darin stattfindenden theatralen Aufführungen benutzt.
Theaterstadt Wien
Wien gilt von je her als international vielbeachtete Theaterstadt. Und das nicht nur dank seiner zahlreichen weltweit populär gewordenen Künstlergrößen, sondern vor allem auch dank der großen Bandbreite an unterschiedlichen ästhetischen Ausrichtungen, die sich im Verlauf der Theatergeschichte dieser Stadt ausbildeten. Auch die topografischen Ausbreitung, die von der Inneren Stadt weit hinaus in die einstigen Vororte und Vorstädte reicht, trägt bis heute dazu bei, die jahrhundertealte vielfältige, lebendige Theaterlandschaft Wiens zu erhalten.
Frühzeit des Wiener Theaters
Die Wurzeln des Theaters gehen in Wien, wie in ganz Europa, bis in die Antike zurück, unter anderem als sportliche "circenses" wie auch "mimi" und "joculatores", fahrende "Gaukler", die in Wien neben musikalischen Spielleuten im 12. und 13. Jahrhundert nachweisbar sind. Im 12. Jahrhundert sind vor allem auch geistliche Spiele in zahlreichen europäischen Ländern nachgewiesen, darunter auch im deutschsprachigen Raum, wo Aufführungen sowohl auf Deutsch wie Latein abgehalten wurden.
Aus dem 14. Jahrhundert sind "Neidhartspiele" (Schwänke) bekannt, die im 15. Jahrhundert weiterentwickelt wurden. Die Beteiligung der Bürger als Darsteller (etwa der auch in Wien abgehaltenen Karfreitags- und Fronleichnamsspiele), die Verlegung vom Kirchenvorplatz auf die Marktplätze, der Übergang von der lateinischen zur deutschen Sprache und die Ausgestaltung der Spiele durch Künstler (in Wien beispielsweise durch Wilhelm Rollinger) waren die nächsten Schritte.
Die früheste bezeugte weltliche Theateraufführungen in Wien gehen auf die Jahre 1499, in dem eine Bruderschaft ein geistliches Schauspiel aufführte, und auf das Jahr 1502 zurück, als Konrad Celtes (angeregt von Aeneas Silvius) mit Studierenden in der alten Universitätsaula Komödien von Plautus und Terenz aufführte.
Von seinen Huldigungsspielen ("Ludi Caesarei") beeinflusst, veranstaltete auch der Abt des Schottenstifts, Benedictus Chelidonius, Aufführungen, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts (von Hans Sachs beeinflusst) zu den deutschen Schuldramen des Wolfgang Schmeltzl führten, die in anderen Klöstern Nachahmung fanden.
Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurden Theaterstücke im damaligen Rathaus abgehalten. Als dieser Saal zu klein wurde, wurden die Stücke von nun an im Zeughaus abgehalten. Die Schüler St. Stephans waren die Schauspieler, deren Rektor als Direktor, Regisseur und Dramatiker fungierte. 1604 fand die letzte Vorstellung im Zeughaus statt.
Die Gegenreformation gab den Spielen (nach einem Rückschlag in der Reformationszeit) neue Impulse. Insbesondere die Jesuiten machten die lateinisch-katholischen Spiele (Weihnachts-, Mysterien oder Hirtenspiele) zu einem festen Bestandteil ihrer Bekehrungstätigkeit (Jesuitentheater). Das Ordenstheater, das in der Barockzeit seine höchste Entfaltung erfuhr, die italienischen Wandertruppen, deren Aufführungen durch die Kunst der Commedia dell'arte beeinflusst wurden, und Renaissanceelemente gaben in ihrer Mischung den Anstoß zur Ausbildung eines eigenständigen Berufstheaters, das im Wiener Barock, geprägt durch die italienische Oper, eine individuelle Ausprägung erhielt.
Theater im Barock
Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts erlebten unter Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. und Karl VI. musikalische Theaterfeste und italienische Opernaufführungen ihre Höhepunkte (siehe: Barockoper; Lodovico Ottavio Burnacini, Marcantonio Cesti, Antonio Draghi, Francesco Galli-Bibiena, Pietro Metastasio).
Neben das Hof- und das katholische Ordenstheater traten in der Barockzeit in steigendem Maß (teils italienische, teils deutsche) Wandertruppen, aus deren Komödianten auch die ersten großen Schauspieler des Altwiener Volkstheaters, der "Wiener Hanswurst" Josef Anton Stranitzky sowie sein Nachfolger Gottfried Prehauser und dessen Rivale Joseph Felix von Kurz (genannt Bernardon), der Erfinder des "Maschinentheaters" (einer Vorstufe des späteren Zaubertheaters), hervorgingen. Dem Verbot der Stegreifkomödie wirkten die Theaterleute durch Rollenstücke entgegen, womit das Volksstück zu einer eigenständigen literarischen Form fand.
Frühe Hoftheater
Von 1629 bis 1631 wurden zwei Festsäle auf dem Areal des Bibliotheksplatzes (heutiger Josefsplatz) errichtet, die von nun an auch für theatrale Aufführungen genutzt werden sollten. Ein 1659 hier errichtetes hölzernes Theatergebäude für Commedia dell'arte-Aufführungen wurde drei Jahre später wieder abgerissen. 1666 ließ Leopold I. auf der Kurtine (an der Stelle des heutigen Prunksaals der Nationalbibliothek) ein erstes Opernhaus errichten. 1700 wurde das Leopoldinische Hoftheater im gleichnamigen Trakt der Hofburg feierlich eröffnet.‹br› Unter Maria Theresia erlebte das imperiale Repräsentationsoperntheater keine Fortsetzung: Die Prunkräume auf dem heutigen Josefsplatz wurden in einen öffentlichen Redoutensaal umgewandelt, und auch das 1747 eröffnete Schönbrunner Schlosstheater wurde in der Regierungszeit Maria Theresias zwar als Hoftheater in Auftrag gegeben, zu Beginn jedoch vor allem für musikalische „Familienfeste“ genutzt.
Frühe private Theaterunternehmen: Kreuzerhütten, Harfenisten und Hetztheater
Neben dem höfischen Barocktheater waren es vor allem die auf die einst beliebten Dudelsackbläser folgenden Harfenisten und Volkssänger, die das Wiener Unterhaltungsleben ab dem 17. Jahrhundert prägten und während des Biedermeiers ihre letzte Blütezeit erlebten.
Bald schon entstanden auch zunehmend beliebte Wanderbühnen-Unternehmen, die „hanswurstischen ,Kreuzerhütten‛“ (Johann Holzer), Komödienhütten und mobile („vazierende“) Theatertruppen, die das Fundament der Theaterstadt Wien bildeten. Man spielte im „Zum Wöberl“ auf der Landstraße, im „Zum Wasen“ auf der Laimgrube, im „Fasanl“ in der Neustifter Vorstadt und im „Zum Schwarzen Adler“ in der Vorstadt Roßau, ehe die ersten „veritablen“ (Friedrich Schlögl) Theater innerhalb des Linienwalls entstanden. Diese waren zum einen eine Reihe von Hoftheatern, zum anderen erste feste Theaterbetriebe, die von bis dahin fahrenden Gruppen gegründet wurden.
Besondere Beliebtheit hatten bereits im 17. Jahrhundert die sogenannten Hetztheater, unter anderen das Hetztheater in der Leopoldstadt und das Hetztheater in der Landstraße sowie das noch 1755 in der Vorstadt Weißgerber letzte große Hetztheater in Arenaform. 1796 brannte das hölzerne Gebäude ab und wurde nicht mehr aufgebaut, nachdem der damalige Kaiser Franz II. (ab 1804 Franz I.) von da an Tierhetzen verbot.
Die ersten stehenden Theater
Die beiden ersten festen Theaterunternehmungen in Wien waren das 1708 nahe der Stadtmauer gegründete Kärntnertortheater und das 1741 gegründete Theater nächst der Burg auf dem alten Areal der Hofburg beim Michaelerplatz. Beide Theater waren zeittypische Gründungen, bei denen aus bis dahin „mobilen“ Truppen „stehende“ Betriebe hervorgingen.
Mit der Übernahme des 1708 begründeten und vorerst von italienischen Truppen bespielten Kärntnertortheaters durch Josef Anton Stranitzky (1711) fand das Wiener Volkstheater eine feste Spielstätte.
Das leerstehende Hofballhaus hingegen wurde 1741 in ein neben dem Adel auch dem Bürgertum zugängliches Theater umgewandelt (altes Burgtheater). Christoph Willibald Gluck reformierte die Oper, und im (neuen) Kärntnertortheater etablierte sich ab 1763 auch das Rokokoballett (siehe: Ballett, Franz Hilverding, Jean-Georges Noverre).
1761 wurde das Kärntnerthortheater bei einem Brand zerstört, jedoch erneut errichtet und weitere 100 Jahre als Theater geführt. Die letzte Vorstellung am Kärntnerthortheater fand 1870 – ein Jahr nach der Eröffnung der nur wenige Meter entfernten neuen Hofoper – statt. 1873–1874 wurde das Theater abgetragen.
Theater von der josephinischen Ära bis zur Ringstraßenära
In der josephinischen Ära kam es zu einem Aufblühen des Wiener Theaterwesens.
1776 ließ Joseph II. das Theater nächst der Burg zum „Teutschen Nationaltheater“ erheben und stellte es unter Hofverwaltung, die hier beschäftigten Schauspieler waren von nun an „Hofschauspieler“. In den kommenden Jahren wurde hier anstelle von Oper und Ballett das deutsche Schau- und Singspiel forciert, unter seinem italienisch erzogenen Bruder Leopold II. wieder die Oper gepflegt (Antonio Salieri).
Bereits um 1800 wurde das populäre Haus zu klein und an einen größeren Neubau gedacht. Mehrfach wurde das Theater innen wie außen umgebaut und adaptiert, doch erst 1888 fand der Auszug an den neuen Standort des Burgtheaters an der Ringstraße (1, Burgring 2) statt. Bis 1918 blieben Burgtheater und Hofoper in der Verwaltung des kaiserlichen Obersthofmeisteramts. Seit der Gründung der Republik sind beide Häuser sogenannte „Staatstheater“.
Frühe Vorstadttheater
während der damaligen Wiener Festwochen an der Adresse 9., Liechtensteinstraße 132, eröffnet, das 2022 noch immer existiert.
1957–1958 wurde das Ensemble „Die Komödianten“ rund um den Wiener Regisseur Conny Hannes Meyer gegründet, das im Jahr 1974 im „Französischen Saal“ in einem Seitenflügel des Wiener Künstlerhauses auf dem Karlsplatz eine feste künstlerische Heimat fanden und seine Arbeit dort bis 1985 fortsetzte.
1958 eröffnete auch das Theater am Fleischmarkt an der Adresse 1., Fleischmarkt 24, das sich bis 1960 hielt, ehe daraus die bis heute bestehende Wiener Kammeroper wurde.
1959 eröffnete Gerhard Bronner in 1., Walfischgasse 4 in Reminiszenz an das historische Kärntnertortheater schräg gegenüber das Neue Theater am Kärntnertor, das er bis 1966 leitete.
1960 eröffnete der Schauspieler und bildende Künstler Veit Relin in den Räumen des früheren Kaleidoskop am Naschmarkt (kurz: Kaleidoskop) im Café Dobner sein Ateliertheater am Naschmarkt (kurz: Ateliertheater) und leitete es bis 1967. Heute befindet sich, immer noch unter dem Namen Ateliertheater, dessen Nachfolgebühne in der Burggasse in den Räumen des einstigen Adriakinos.
Theatergründungen ab 1968
In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts entstanden weltweit neue ästhetische Avantgardetheaterbewegungen, wie das Open Theatre, Living Theatre, Theater La Mama oder das Bread and Puppet Theatre, die auch in Europa zahlreiche Nachahmer fanden; neue Begriffe wie „Freies Theater“ und „antibürgerliches Theater“ wurden dabei geprägt, die im Laufe der Jahre zahlreiche Veränderungsprozesse durchliefen und zu vielfältigen Theatergründungen führten. Um 1968 entstanden im Zuge der internationalen Studentenbewegungen auch in Wien eine Reihe von Studententheatergruppen, die zum einen strukturell, personell und topografisch innerhalb der Stadt auf der Tradition der Wiener Kabarettbühne aufbauten, zum anderen Anleihen an den damaligen ästhetischen Neubewertungen des Theaters, etwa als Ort von sozialkritischer und politischer (tagesaktueller) Prozessarbeit, nahmen. Spielstätten für alle diese Gruppen waren Cafés und andere Lokale sowie Studentenhäuser, aber auch öffentliche Orte und Räume in der ganzen Stadt.
Im Café Einfalt in 1., Goldschmiedgasse wurde 1968 von Götz Fritsch, Hilde Berger und Dieter Haspel das „Cafétheater“ gegründet. Ab 1970 spielte die Gruppe an unterschiedlichen Orten in Wien, unter anderem bei der Festwochenarena 70/1 und im Rahmen der Arena 70/2 in der Casanova-Bar.
1970 eröffnete Herbert Lederer in einer ehemaligen Waschküche das ganz in der Tradition des historischen „Theaters der 49“ stehende Theater am Schwedenplatz (1., Franz-Josefs-Kai 21), das der Schauspieler bis 2006 allein bespielte. Seit 2014 bespielt der Schauspieler Alexander Waechter die Räume unter dem neuen Namen „Theater franzjosefskai 21“.
1971–1972 wurde an der Ecke Seidengasse / Zieglergasse in Wien-Neubau das Dramatische Zentrum errichtet, das sich als "Theaterlabor" für "Aktions- und Alternativtheater" bis 1989 hielt, ehe hier 1991 das bis heute bestehende Literaturhaus Wien (Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, IG Autorinnen und Autoren und IG Übersetzerinnen und Übersetzer) einzog.
1972 eröffnete Hilde Weinberger, die ab 1945 bereits im Studio der Hochschulen tätig gewesen war, das Theater im Werkraum im Souterrain der Volkshochschule Ottakring.
1973 stellte der damalige Generalsekretär der Bundestheater, Robert Jungbluth, das damals von diesen verwaltete „Neue Theater am Kärntnertor“ in 1., Walfischgasse 4 der „Werkstatt“ rund um Hans Gratzer und dem „Cafétheater“ rund um Dieter Haspel zur Verfügung, die sich die Räume einige Zeit lang teilten. Haspel, der seine Gruppe bald schon in „Ensemble Theater“ umbenannte und Ende der 1970er-Jahre die Räume des ehemaligen „Theaters im Konzerthauskeller“ nutzte, zog schließlich 1982 in "Fatty's Saloon" auf dem Petersplatz und nannte das neue Theater Ensemble Theater am Petersplatz.
Das Theater im Konzerthauskeller blieb schließlich bis 2019 Spielort der freien Wiener Theaterszene, zuletzt im Verbund des „brut Wien“, während seit 2016 das Werk-X die ehemaligen Räume des Theaters am Petersplatz bespielt. Aus dem Neuen Theater am Kärntnertor wurde von 1978 bis 2003 die „Kleine Komödie“ und zuletzt von 2005 bis 2015 stadtTheater walfischgasse.
1981 zog das zwei Jahre zuvor im Zuge der „Arena-Bewegung“ gegründete WUK – Werkstätten- und Kulturhaus an einen festen Standort in den Räumen des einstigen Technologischen Gewerbemuseums (9., Währinger Straße]] 59), wo es bis heute als alternatives Arbeits- und Kulturzentrum zu einem festen Ort innerhalb des Stadtbildes von Wien geworden ist, an dem Theater, Tanz und Performance wesentlich zum Programm gehören.
1981 folgte die Gründung des Theaters Drachengasse – Zwei Theater durch die Schauspielerin und damalige Mitarbeiterin von Stella Kadmon Emmy Werner, das sich als Theater Drachengasse bis heute einen festen Platz in der Wiener Theaterlandschaft erarbeitet hat. Zu Werners Mitgründerinnen gehörte neben anderen auch Johanna Tomek, die zwei Jahre später ihrerseits die Theater m.b.H gründet, die ihre feste Heimat 1989 in Kellerräumen der 7., Zieglergasse 25 fand, die seit der Auflösung der Gruppe in der Folge der „Wiener Theaterreform“ als Probebühne und Spielstätte des „brut Wien“ dienen.
1982 eröffnete die kleine Boulevardkomödie Komödie am Kai an der Adresse 1., Franz-Josefs-Kai 29.
Im 2011 geschlossenen „Moulin Rouge“ in der Walfischgasse gastierte in den 1980er-Jahren einige Monate der spätere künstlerische Direktor des Volkstheaters, Michael Schottenberg, mit seinem freien Ensemble TiK – Theater im Kopf.
1984 gründeten die beiden wenige Jahre zuvor aus der damaligen Tschechoslowakei nach Wien geflüchteten Theatermacherinnen Nika Brettschneider und Ludvík Kavín in einer kleinen, leer gewordenen Fabrikhalle der Firma Bernhard Ludwig an der Adresse 6., Münzwardeingasse 2, das Theater-Brett, das sich bis zu dessen Auflösung auf einen Spielplan konzentrierte, der sich mit Stücken aus Mitteleuropa beziehungsweise Mittelosteuropa spezialisierte, zuletzt etwa mit dessen „Mitteleuropäischem Theaterkarussell“. Seit 2019 leitet der Sohn des Theaterpaares, der Regisseur und Schauspieler Jakub Kavin, den Standort unter dem neuen Namen TheaterArche.
Hatte es 1980 noch fünf „freie Gruppen“ gegeben, so waren es 1987 bereits weit über 60, die unter dieser Bezeichnung im Kulturamt der Stadt Wien um Subventionen einreichten. Als neue, feste Spielstätte wurde den freien Gruppen ab 1989 von der Gemeinde Wien der Verbund Künstlerhaustheater und Konzerthaustheater zur Verfügung gestellt und von 1989 bis 2007 als „dietheater“ verwaltet, ehe hier zuletzt von 207 bis 2017 das "brut Wien“ einzog, das von da an seine temporäre künstlerische Heimat für fünf Jahre im "brut nordwest" (20., Nordwestbahnstraße 8–10) gefunden hat (bis 2023).
2006 gründete das seit 1997 tätige freie bernhard.ensemble das Off Theater in den Räumen der davor hier aktiven Stadtinitiative an der Adresse 7., Kirchengasse 41, und teilt sich die Räume seither mit der 1975 gegründeten Märchenbühne Der Apfelbaum.
2014 eröffnete Michael Niavarani das GLOBE WIEN in St. Marx, das mit seinen rund 1.000 Plätze die jüngste Wiener Großbühne ist; seit 2020 leitet der Kabarettist gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Georg Hoanzl auch das Theater im Park im Belvedere.
2016 eröffnete in den Räumen des ehemaligen International Theatre an der Adresse 9., Müllnergasse 2, das von Alexander Pschill gemeinsam mit Kaja Dymnicki und Julia Edtmeier gegründete Theater „Bronski & Grünberg“.
Theatergründungen in ehemaligen Kinoräumen
Bereits in der Zwischenkriegszeit und erneut nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den Jahren des Wiener „Kinobooms“ siedelten sich eine Reihe von Kinos in ehemaligen Theaterräumen an: das Metro Kino in der Insel, das Diana Kino in der Rolandbühne und das Lustspielkino im gleichnamigen Theater, die Scala im einstigen Straußtheater und das Apollokino im Apollotheater, und aus dem einstigen Colosseum wurde mit dem gleichnamigen Kino eines der ersten Kinocenter der Stadt.
Für die Jahre ab dem Einsetzen der ersten Welle des Wiener „Kinosterbens“ lässt sich eine Gegenbewegung feststellen, bei der Theaterensembles, die bis dahin ohne festen Spielort Bekanntheit erlangt hatten, sich in geschlossenen Kinoräumen etablierten: 1976 übernahm Hans Gratzer das ehemalige „Heimatkino“ in 9., Porzellangasse 19 und gründete dort das bis heute bestehende Schauspielhaus Wien. 1979 wurde an der Stelle des einstigen Kino Modern an der Adresse 9., Porzellangasse 50, das Theater Center Forum eröffnet. Im selben Jahr entstand auch das Ensemble PupoDrom rund um Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann, ursprünglich ein wanderndes Puppentheater, das im ehemaligen Vindobona Kino auf dem 20., Wallensteinplatz 6 seinen ersten festen Spielraum fand, ehe die Gruppe unter dem neuen Namen „Serapionstheater“ 1988 in die ehemalige Produktbörse (2., Taborstraße 10]]) zog, die sie wiederum in Odeon umbenannte. Und die Gruppe 80 zog Anfang der 1980er-Jahre in das kurz zuvor geschlossene Mariahilfer Kino an der Adresse 6., Gumpendorfer Straße 67.
Seit 1995 befindet sich an der Stelle des einstigen „Atlantis Kinos“ das SCALA (Theater zum Fürchten) des 1987 vom österreichischen Regisseur und Theaterleiter Bruno Marx gegründeten Ensembles Theater zum Fürchten.
1990 eröffnet das Theater im Rabenhof, damals als dritte Bühne des Theaters in der Josefstadt, im Saal des ehemaligen Rabenhof Kinos im ehemaligen Arbeiterfestsaal des "Volkshauses Landstraße" (3., Rabengasse3, Rabenhof). Nach zehn Jahren übernahm das „Wiener Ensemble“ von Karl Welunschek die Räume, konnte sich jedoch nur zwei Spielzeiten lang hier halten (bis 2003). Ihm folgte Thomas Gratzer, der das Theater im Rabenhof seither vorwiegend als Kabarett- und Unterhaltungstheater führt.
1998 wurde in den Räumen des einstigen Kosmos Kinos an der Adresse 7., Siebensternplatz 42, das bereits Anfang der 1950er-Jahre kurze Zeit als „Kosmostheater“ von den US-Alliierten geführt worden war, vom im Jahr davor gegründeten im Zuge des ersten österreichischen gegründeten Vereins LINK.* der kosmos.frauenraum gegründet, in der Spielzeit 2002/2003 wurde das bis heute bestehende Theater in Kosmos Theater umbenannt.
2001 zog in die Räume des ehemaligen Gloria Filmpalastes (21., Prager Straße 9) das auf Komödien und Boulevardstücke spezialisierte Gloria Theater.
2002 eröffnete das „Theater Spielraum“, nach ersten mehrjährigen Spielorten im 3. und 15. Bezirk, seinen neuen festen Theaterstandort an der Stelle des ehemaligen Kinos Baier in 7., Kaiserstraße 44-46 und feierte hier 2022 sein zwanzigjähriges Bestehen. Im ehemaligen Star Kino ist seit dessen Schließung das „Ateliertheater“ beheimatet. Und seit der Spielzeit 2006–2007 bespielt das von Simon Meusburger gegründete Schubert Theater die Räume des ehemaligen Schubert Kinos (9., Währinger Straße 46).
Wiener Theaterreform und Theaterverein Wien
2002 rief das Kulturamt der Stadt Wien die „Wiener Theaterreform“ aus. Zu den Folgen zählte neben einem neuen Fördermodell auch die Übernahme folgender Theater in öffentliche Verwaltung, vertreten durch den Theaterverein Wien: das 2004 gegründete „Theaterhaus für junges Publikum“ Dschungel Wien an der Adresse 7., Museumsplatz 1, (MuseumsQuartier), 2007 das brut – Koproduktionshaus Wien, das aus dem dietheater Karlsplatz und dietheater Konzerthaus hervorgegangen war und seit 2020 am Standort "brut nordwest" zu finden ist, das Kulturzentrum Kabelwerk im Kabelwerk Meidling, in dem sich seit 2016 das Werk X befindet, das Theater Petersplatz, das seit 2018 als Werk X Petersplatz (davor: „Eldorado“) geführt wird, sowie das TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße, das 2005 in den Räumen der ehemaligen Gruppe 80 eröffnet hat und als letztes Theater dem Verein angeschlossen wurde. Bereits 2001 war von der Gemeindeverwaltung auch das Tanzquartier Wien (TQW) im damals neuen „MuseumsQuartier“ eröffnet worden, das sich seither der Präsentationen von Projekten der Genres zeitgenössischer Tanz und Performance widmet.
2021 gibt es in Wien rund 100 feste Spielorte, die vorwiegend den Sparten Musik- und Sprechtheater, Tanz, Performance und Theater für junges Publikum gewidmet sind. Von diesen sind neben den Bundestheatern und den von der Gemeinde Wien verwalteten Theatern ein Großteil unabhängige Kunstinstitutionen, die wesentlich zur Vielfalt des kulturellen Lebens in Wien beitragen.
Karte Theater in Wien
- Nicht mehr bestehende Theater
- Noch bestehende Theater
Siehe Kategorie:Theater.
Siehe auch: Bühne (Zeitschrift), Kabarett, Oper, Theatergeschichte, Österreichisches Theatermuseum, Theater-Zeitung , Wiener Festwochen, Wiener Musiksommer.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A8 - Feuer- und Sicherheitspolizei: Theater, Lokale | 1882-1960
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A6 - Q4 - Feuer- und Sicherheitspolizei: Theater | 1902-1937
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A9 - S-Saaltheater
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A12 - Theaterlokalkommission | 1882-1935
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, B8 - Theaterlokalkommission, Protokoll | 1882-1894, 1908-1918
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, B9 - Theaterpolizei | 1930-1942
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 114, B4 - Baupolizei: Theater (Bauamt) | 1895-1908
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 350, A14/2 - Kino: Kino- und Theaterpolizei (1907-1965)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 350, A14/3 - Kino: Kino- und Theaterpolizei (1910-1986)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 350, A14/4 - Kino: Kino- und Theaterpolizei (1914-2005)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 350, A46 - Theaterstücke; Filmmanuskripte | ca. 1900-1950
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 350, B10 - Theater und Kino | 1934-1942
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 471, A2 - Genehmigung; Veranstaltungsorte: Theater; Konzerte | ca.1911-1994
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 350.2 - Theatererhalterverband | 1961-1995
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P17 - R- Theater
Literatur
- Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
- Peter Borchardt: Die Wiener Theaterzeitschriften des Vormärz. Diss. Univ. Wien. Wien 1961
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. 6 Bände. Wien: Kremayr & Scheriau 1992–1997
- Franz Hadamowsky: Wien - Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk Verl. 1988
- Hilde Haider-Pregler: Entwicklungen im Wiener Theater zur Zeit Maria Theresias. In: Österreich im Europa der Aufklärung. Kontinuität und Zäsur in Europa zur Zeit Maria Theresias und Josephs II. Internationales Symposion in Wien 20. - 23. Oktober 1980. Band 1. Wien: Verlag der Österr. Akad. d. Wiss. 1985, S. 701 ff.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 285
- Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadt-Bühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien 1951
- Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 30/32)