Johann Baptist Gänsbacher

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Johann Baptist Gänsbacher
Daten zur Person
Personenname Gänsbacher, Johann Baptist
Abweichende Namensform Gänsbacher, Johann Baptist Peter Joseph
Titel
Geschlecht männlich
PageID 8500
GND 118814044
Wikidata Q1669362
Geburtsdatum 8. Mai 1778
Geburtsort Sterzing, Südtirol
Sterbedatum 13. Juli 1844
Sterbeort Wien
Beruf Komponist, Kapellmeister, Domkapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Stephansdom, Erzdiözese Wien
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 1.02.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 61
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Johann Baptist Gänsbacher.jpg
Bildunterschrift Johann Baptist Gänsbacher
  • 1., Wollzeile 38 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Gänsbacher, Johann Baptist Peter Joseph, geboren am 8. Mai 1778 in Sterzing (Vipiteno), Südtirol (Italien), gestorben 13. Juli 1844 Stadt 789 in Wien (1, heute Wollzeile 38), 16. Juli 1844 Beisetzung am Friedhof St. Marx, 1911 Umbettung in ein Ehrengrab neben seinem Sohn Joseph Gänsbacher am Zentralfriedhof, Grab 0, Nummer 61.

Komponist, Domkapellmeister von St. Stephan, Tiroler Freiheitskämpfer, k. k. Oberleutnant, Hauptmann und Kommandant bei den Tiroler Landesschützen, Sohn des Sterzinger Pfarrchorregenten Johann Gänsbacher (1751–1806), 1785/1786 Singknabe in Innsbruck, 1786–1790 in Hall und danach in Bozen, ab 1796 Philosophie- und Jusstudium in Innsbruck. Ab 1797 nahm Gänsbacher mehrmals als Freiwilliger an der Tiroler Landesverteidigung gegen Napoleons Truppen teil, wofür er die goldene Tapferkeits- und die große goldene Verdienstmedaille erhielt. Seine Verbindung zu Tirol blieb zeitlebens aufrecht. So war er in seiner aktiven Militärlaufbahn in diesem Raum stationiert, reorganisierte die dortige Militärmusik, beteiligte sich an der heimischen Musikausübung und war 1818 Mitbegründer des "Innsbrucker Musikvereins".

Zwischen 1801 und 1811 nahm Gänsbacher immer wieder Unterricht bei Georg Joseph Abbé Vogler, 1810 zeitgleich mit Carl Maria von Weber und Jakob Beer (später: Giacomo Meyerbeer) in Darmstadt, die sich in einem "harmonische Trias" genannten Freundschaftsbund zusammenfanden. 1806 besuchte er einen dreimonatigen Kurs in strengem Satz bei Johann Georg Albrechtsberger in Wien und führte eine Messe für Fürst Esterházy auf Schloss Esterházy urauf. Er schloss Bekanntschaft mit zahlreichen Kunstschaffenden und Berühmtheiten seiner Zeit, darunter Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Antonio Salieri und Constanze Mozart und deren Söhnen. Die blinde Pianistin Maria Theresia von Paradis zählte zu seinen Schülerinnen.

Wichtigste Mäzene waren ab 1803 Mitglieder der Familie Karl Max Graf Firmian, die 1823 auch seine Bewerbung als Domkapellmeister in der Nachfolge Joseph Preindls an St. Stephan unterstützten. Im November 1824 trat er sein Amt als Domkapellmeister an. Sein erstes Dirigat in St. Stephan fand zu Leopoldi (15. November) des selben Jahres statt. 1827 erfolgte durch Gänsbacher erstmalig eine Bestandaufnahme der vorhandenen Musikalien (Noten, Instrumente) in einem eigenen Katalog, dem heute sogenannten "Gänsbacher Musikalienkatalog". Als Domkapellmeister arbeitete er eng mit seinem Vorgesetzten Fürsterzbischof Leopold Maximilian Firmian zusammen, der unter anderem Ankäufe bedeutender Werke finanzierte, darunter den gesamten Gradualien-Zyklus von Michael Haydn aus Salzburg.

Am 3. November 1824 heiratete er in Bozen Juliane Schandl. Der Ehe entstammten 4 Kinder, Joseph (1829–1911), Nina (geb. und gest. 1830), Antonie (1831–1921) sowie Karl (1834–1837). Tochter Antonie vermachte 1921 testamentarisch den Nachlass ihres Vaters an das Ferdinandeum in Innsbruck.

Gänsbachers kompositorisches Schaffen umfasst sämtliche Genres, wobei Vieles nur aus seiner Autobiographie "Denkwürdigkeiten aus meinem Leben" bekannt ist, da die Werke entweder verschollen oder zumindest größtenteils nicht publiziert sind. In frühen Jahren komponierte er vor allem Gebrauchsmusik (Lieder, Serenaden, Trios, aber auch Märsche für Schützenvereine bzw. Militärmusik), aber auch größer besetzte Werke wie das Concerto in Es-Dur für Klarinette und Orchester op. 24 und die Symphonie in D-Dur (1812), deren Aufführung und Verbreitung vorwiegend von Gänsbachers Freund Carl Maria von Weber vorangetrieben wurde. In seiner Zeit als Domkapellmeister konzentrierte er sich auf Kirchenmusik, wobei die Vesper in D bis heute im Repertoire der Dommusik geblieben ist und jedes Jahr am 25. Dezember in der Domkirche St. Stephan zur Aufführung gelangt.

Siehe auch

Literatur

  • Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Herzberg [u.a.]: Bautz 1975 - lfd.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften/Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 273
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, S. 9, 54, 100
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 14
  • August Schmidt: Denksteine. Biographien. Wien 1848, S. 111–161
  • Konrad Fischnaler: Johann Gänsbacher. Sein Leben und Wirken. Innsbruck 1878
  • Johann Georg Ritter von Woerz: Johann Gänsbacher. Innsbruck 1893
  • Johann Gänsbacher: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. Hrsg. u. komm. v. Walter Senn. Thaur (Tirol) 1986
  • Ebenbauer, Melitta: "Zur Geschichte der Dommusik", in: Die Musikhandschriften des Domarchivs St. Stephan in Wien. Mit einer Einleitung von Melitta Ebenbauer, hrsg. von Michael Jahn. Wien 2005, S. 11-56
  • Hildegard Herrmann-Schneider: Art. "Gänsbacher, Familie", in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am 4.4.2023)