Adolf Seitz
Adolf Seitz, * 19. Juni 1881 Güns (heute Köszeg, Ungarn), † 7. Februar 1966 Wien, Jurist, Richter.
Biografie
Adolf Seitz wurde am 19. Juni 1881 in Güns (heute Köszeg, Ungarn) als einziges Kind von Magdalena Seitz, geborene Oswaldt (1854–1886), und dem k.k.-Offizier Jaroslav Seitz (1840–1890) geboren. Nachdem sein Vater 1888 nach einem Unfall in eine Nervenheilanstalt eingewiesen worden war, wurde Adolf Seitz von seinem in Mödling lebenden Großvater Adolph Seitz aufgenommen. Im September 1892 übersiedelte Adolf Seitz zu anderen Verwandten (Familie Josef und Karoline Sigora) nach Wien. Dort besuchte er das Schottengymnasium, an dem er 1902 maturierte.
1903 inskribierte Seitz zuerst an der philosophischen, dann an der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Über die Vermittlung von Felix und Hans Tietze, deren Vater Sigfried Tietze im Jahr 1900 die Vormundschaft über den neunzehnjährigen Seitz übernommen hatte, engagierte sich dieser für den 1901 gegründeten "Akademischen Verein für Kunst und Literatur". Der Verein verfolgte den Zweck, anspruchsvolle und kaum gespielte Theaterstücke in Kooperation mit professionellen SchauspielerInnen und Regisseuren an bekannten Häusern wie dem Theater in der Josefstadt oder dem Volkstheater zur Aufführung zu bringen, darunter die deutschsprachige Erstaufführung von Henrik Ibsens "Peer Gynt" in der Bearbeitung und Regie von Albert Heine im Mai 1902. Seitz wurde dem Obmann Paul Eger als Mitarbeiter zur Seite gestellt und traf so mit ProtagonistInnen der Theaterszene wie Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten oder Adele Sandrock zusammen. Als kurzzeitiger Obmann des "Akademischen Vereins für Kunst und Literatur" blieb Seitz im Frühjahr 1904 nur mehr die Aufgabe, die Auflösung des unter Darsteller- und Mitgliedermangel leidenden Vereins abzuwickeln.
Seitz war ab 1905 Teil der Tischgesellschaft um Peter Altenberg, Karl Kraus und Egon Friedell, die sich zuerst im Löwenbräu in der Teinfaltstraße, später im Grünen Anker und im Roten Igel zusammenfand. Einer seiner besten Freunde jener Jahre war der Jurist und Schriftsteller Hans Adler, der wie Seitz im „Akademischen Verein für Kunst und Literatur“ mitgearbeitet hatte.
Adolf Seitzʼ juristische Karriere verlief, aller historischer Umbrüche zum Trotz, stetig aufsteigend. Im Jahr 1907 promoviert, legte er 1911 die Richteramtsprüfung am Oberlandesgericht Wien ab. Seine erste Stelle als Richter führte ihn 1913 ins niederösterreichische Eggenburg, wo die Familie Seitz seit 1877 ein großes Anwesen rund um die alte Burg besaß. 1914 wurde Seitz zum Leiter des k.k. Bezirksgerichts in Raabs ernannt. Er meldete sich mehrmals freiwillig zum Kriegsdienst, sein Ansuchen, vom juristischen Dienst enthoben zu werden, wurde von den vorgesetzten Behörden allerdings abgelehnt. In seinem Schreiben an das k.k. Oberlandesgerichtspräsidium Wien vom 9. Mai 1917 heißt es: "Die Gründe für meinen Wunsch, zum Militärdienst einzurücken, sind die gleichen wie im Vorjahr: ich bin ledig, gesund und unabhängig […] und im Vergleich mit den anderen zu den letzten Terminen eingerückten Mannschaften dürfte ich einen verhältnismässig höherwertigen Rekruten darstellen." (s. Nachlass Adolf Seitz, 3.1.6)
Zu dieser Zeit fungierte Seitz bereits als Richter am k.k. Landesgericht Wien, eine Versetzung ins k.k. Justizministerium erfolgte im Jänner 1918. Bis 1936 war Seitz im österreichischen Justizministerium mit verschiedenen Aufgaben betraut, zuletzt als Ministerialrat. Danach wurde er zum Präsidenten des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien ernannt. Mit 1. Juni 1939 wurde er als Amtsgerichtspräsident zum Amtsgericht Wien versetzt. Seitz hatte im Juni 1938 um Aufnahme in die NSDAP angesucht. Nach einem neuerlichen Antrag im Jahr 1944 wurde der Beitritt aus politischen Gründen abgelehnt. Deshalb wurde Seitz 1947 von der Verzeichnung in der Registrierungsliste ausgenommen und kam als Jurist für den Wiederaufbau der österreichischen Justiz in Frage.
Seitz war seit 1923 mit der in Trient geborenen Elisa Pavinato (1894–1977) verheiratet, die er Ende 1915 im Präsidium des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien kennengelernt hatte, wo sie als Sekretärin eines Bezirksrichters arbeitete. Aus der Ehe gingen die Kinder Susanne Seitz (geb. 1927) und Johann Seitz (1929–2011) hervor. Adolf Seitz starb am 7. Februar 1966 als Oberlandesgerichtspräsident i. R. in Wien.