Alser Straße

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Skodagasse 27 / Alser Straße 35, 1907
Daten zum Objekt
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48° 12' 54.81" N, 16° 20' 54.16" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Alser Straße 53: Wohnzimmer von Hugo Haberfeld, gestaltet von Adolf Loos, 1903
Alser Straße 53: Essecke von Hugo Haberfeld, gestaltet von Adolf Loos, 1903
Siemens-Haus, 9., Alserstraße 20: Straßenfassade, Mittelpartie mit Tor und Giebel über drei Fensterachsen mit dem Bildnisrelief des Industriellen Friedrich Siemens

Alser Straße (8., 9.), benannt (1862) nach der Als.

Geschichte

Die Straße kommt schon 1211 als "vicus Alsaerstrâzze" (Gegend vor dem Schottentor) vor [1], wird 1342 als "Alserstrazz vor Schottentor" [2] erwähnt und in der Folge mehrfach unter ähnlichen Bezeichnungen (1628 "auf der Alstergassen") genannt. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung gab es keine geschlossene Häuserreihe. Einzelne Häusergruppen reichten bis zum Wallgraben des Schottentors; zwei Zauntore (das äußere und das innere Alser Tor) verbanden die Alser Straße mit dem Dorf Siechenals.

1647 begann die Verbauung oberhalb der Schlösselgasse; zu dieser Zeit wurde die Alser Straße auch "reguliert" (sie hatte sich bis dahin ziemlich unregelmäßig zwischen den Weingärten hingezogen). Die eigentliche Anlage der Alser Straße begann 1684, inmitten schöner Gärten entstand eine Anzahl adeliger Lustsitze, denen das um 1740 errichtete Großarmenhaus (Allgemeines Krankenhaus), die Ständische Landschaftsschule, die Trinitarierkirche und andere Gebäude folgten.

Seit 1771 erfolgte die Verbauung zwischen Skodagasse und Feldgasse; die Vorgärten der Häuser fielen 1865 der Anlage der Pferdetramway, der ersten in Wien, zum Opfer.

Bis zur Zeit Josephs II. lag bei der Alser Straße (im Volksmund "Alstergasse" genannt) etwa an der Stelle, wo heute das Landesgerichtsgebäude I steht, ein großer Friedhof, der "neue Stephansfreithof". Hier befand sich auch die bürgerliche Schießstätte, gegenüber die Alser Kaserne. Die am Friedhof 1733 errichtete Kapelle "Vom Abendmahle des Herrn" wurde 1784 entweiht und eine Zeitlang als Zeugstadel benutzt. 1700 taucht die Bezeichnung "In der vordern gassen" auf ("In der hintern gassen" nannte man die Mariannengasse), 1766 heißt es erstmals "In der vordern Alster gassen".

Bis 1778 wurde die Alser Straße abwechselnd Alstergasse und Große Gasse genannt, 1779 bis 1862 hieß sie bis zur Feldgasse beziehungsweise Hauptgasse Alsergrund-Hauptstraße, von dort bis zur Hernalser Linie Hernalser Linienstraße. Mit 10. Mai 1905 (Stadtrat) wurde der innerhalb des Gürtels liegende Teil der Ottakringer Straße einbezogen.

Bezirkszugehörigkeit

Die Gebäude mit ungeraden Hausnummern zählen seit 1862 zum 8. Bezirk, Josefstadt, die Gebäude mit geraden Hausnummern zum 9. Bezirk (Alsergrund). 1850 bis 1862 hatten auch die Häuser südlich der Straße zum 9. Bezirk gezählt; die Bezirksgrenze bildete bis dahin die Florianigasse.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Öffentlicher Verkehr

Die Alser Straße wird von der Straßenbahnlinie 44 befahren, großteils (bis zur Kinderspitalgasse) auch von der Linie 43.

Alser Straße ist weiters der Name einer 1898 nahe der Straße auf dem Hernalser Gürtel eröffneten Stadtbahnstation, heute U-Bahn-Station (Linie U6).

Gebäude:

Wickenburggasse 26 / Alser Straße 9, 1908
  • Nummer 2: Alser Kaserne (abgerissen), siehe Frankhplatz.
  • Nummer 4: Altes Allgemeines Krankenhaus, heute Universitätscampus.
  • Nummer 9: "Zum Kühfuß", später "Zur goldenen Sonne", Besitzer 1761 bis 1785 Johann Georg Schwaiger (Gastwirt, Äußerer Rat, 1764−1772 Richter in der Alservorstadt), 1785−1913 Mitglieder der Fleischhauerfamilie Weishappel (kein direkter Zusammenhang mit der Fleischhauerfamilie Ludwig Weisshappel in 1., Petersplatz 1).
  • Nummer 13: "Zum Löwen" (das alte Haus mit seinem weitläufigen Garten erstreckte sich auf dem Areal Wickenburggasse 18−23).
  • Nummer 15: "Zur weißen Taube" (1787 demoliert, danach Grundstück parzelliert).
  • Nummer 17: Minoritenkonvent.
  • Bei Nummer 17: Alser Kirche (Trinitarierkirche).
  • Nummer 18: Sterbehaus von Johann Gabriel Seidl
  • Nummer 20: Hier wohnten Johann Peter Frank (1797−1822), dessen Salon ein Mittelpunkt des musikalischen Lebens Wiens war (Beethoven), und Theodor Billroth (1876−1889), der hier Hausmusikabende veranstaltete (Brahms). Im "Siemens-Haus" befand sich in den 1890er Jahren das Unternehmen "Siemens Friedrich, Fabrik k.k. priv. Beleuchtungs- und Heiz-Apparate".
  • Nummer 22: "Zur Elster". In diesem Haus gestaltete der Architekt Adolf Loos für den Wiener Nervenarzt Dr. Ludwig Schweiger und seine Frau Clothilde, geborene Brill, eine Wohnung. Clothilde Schweiger übernahm die Architektenwahl und engagierte Loos, der 1903 für sie schon eine Wohnung in Hinterbrühl eingerichtet hatte. Das Loos-Interieur ist nicht erhalten.
  • Nummer 23: k. k. Findelanstalt (1787−1910; Findelhaus). Ab 1911 befand sich hier das Palastkino − Arkadenlichtspiele.
  • Nummer 24: "Salzer-Hof" (vorher "Zum Pelikan").
  • Nummer 25: Besitz von Peter von Genzinger, Johann Nepomuk Hunczovsky, und der Hofratsfamilie von Greiner (1802 Karoline von Greiner, Hofratswitwe, 1816−1846 Karoline Pichler, geborene Greiner), ab 1856 Johann Oppolzer (sein Sohn Theodor Oppolzer richtete sich hier eine Privatsternwarte ein).
  • Nummer 28: Hier befand sich von 1905 bis 1929 das 1. Wiener Kinematographentheater.
  • Nummer 33: Gasthaus "Zum goldenen Hirschen" (neben dem Gasthaus "Zur Elster" [Nummer 22] das älteste der Alser Straße).
  • Nummer 37: Alserhof.
  • Nummer 38: (Kinderspitalgasse 1): Dreilauferhaus (Geburtshaus Ludwig Anzengrubers).
  • Nummer 49 (Feldgasse 12-14): Besitzer (1771−1779) Baumeister Peter Mollner.
  • Nummer 53: In diesem Haus wohnte der Galerist und Kunstschriftsteller Hugo Haberfeld (1875−1946), für den der mit ihm eng befreundete Architekt Adolf Loos 1899 eine Wohnung einrichtete. Das Interieur ging nach der Emigration Haberfelds im Februar 1938 verloren.
  • Nummer 56: Husarenkino.

Literatur

  • Monumenta Boica
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 440
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 420 f.
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, Register
  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 5 ff.
  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 2 ff.
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 18
  • Alfred Wolf: Alser Straße. In: Heimatmuseum Alsergrund, Nummer 60/1974
  • Hans Pemmer: Die Alser Straße in kulturgeschichtlicher Betrachtung. In: Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 61 ff.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Band 1. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964, S. 35
  • Adolf Wolf: Alsergrunder Verkehrsflächenverzeichnis. In: Heimatmuseum Alsergrund 72 (1977). Wien: Museumsverein Alsergrund 1960−lfd.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.−21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 265
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts − ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, Register
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 95 ff.

Weblinks

  1. (Monumenta Boica 29/2, Seite 70)
  2. (Quellen I/3, 188)