Fußballklub Austria Wien

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Die Amateure vor der Abfahrt zur Partie gegen Juventus am 12. April 1914, welche die Wiener 4:0 gewannen. Links der 18-jährige Willy Meisl mit dem Vereinsmaskottchen im Arm.
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verein
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1910
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen David Alaba, Aleksandar Dragovic, Viktor Löwenfeld, Walter Nausch, Ernst Ocwirk, Anton Polster, Herbert Prohaska, Emanuel Schwarz, Karl Sesta, Matthias Sindelar, Josef Walter
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  28381
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BildnameName des Bildes Amateure.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Die Amateure vor der Abfahrt zur Partie gegen Juventus am 12. April 1914, welche die Wiener 4:0 gewannen. Links der 18-jährige Willy Meisl mit dem Vereinsmaskottchen im Arm.
  • 10., Fischhofgasse

Frühere Adressierung
  • Wiener Cricketer (1910)
  • Fußballklub Ostmark (1938, bis: 1945)


Der 1911 gegründete FK Austria Wien aus dem 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten ist mit 27 Titeln österreichischer Rekordcupsieger. Zusammen mit dem Stadtrivalen Rapid spielte der 24-malige österreichische Meister vom Verteilerkreis immer in der obersten österreichischen Spielklasse.

Gründung

Die Mannschaft des Wiener Amateur SV und des FC Torino vor der Begegnung am 7. April 1912. Endstand 5:3 für die Wiener.

Mitglieder des Fußballervereins Cricketer um die ehemaligen Aktiven Erwin Müller und Hugo Meisl, die mit ihrem Stammklub unzufrieden waren, gründeten am 29. Oktober 1910 im Wiener "Uraniakeller" einen neuen Verein, der sich 1911 schließlich den Namen "Wiener Amateur-Sportverein" gab. Der neue Klub trat am 15. März 1911 dem Österreichischen Fußball-Bund bei und nahm 1911/1912 an der ersten regulären Meisterschaft teil. Anfänglich trugen die Amateure, die schon früh in violetten Dressen aufliefen, ihre Spiele am WAC-Platz im Prater aus. Am 17. Mai 1914 folgte die Eröffnung eines eigenen Platzes in Ober St. Veit im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing, der nach seinem Ausbau im Jahr 1922 40.000 Zuschauern Platz bot, aber schon 1928 wieder vom Verein verlassen wurde. In den kommenden Jahrzehnten zogen die Violetten als Untermieter von Platz zu Platz. Erst in den 1980er Jahren wurden sie dauerhaft in Favoriten sesshaft. In der Saison 1921/1922 gewannen die Amateure mit dem Pokalwettbewerb ihren ersten nationalen Titel. Bereits früh war man auch international tätig. So nahmen die Amateure im April 1912 am Turnier der Stadt Turin teil und gingen als Sieger aus dem Zweitagesbewerb, an dem sich auch Juventus Turin, FC Torino und FC La Chaux de Fonds beteiligten, hervor.

Mannschaftsfoto der Amateure, 1910er Jahre

Club der Intellektuellen

Aufgrund der Zusammensetzung seiner Mitglieder, die aus gutbürgerlichen, bildungsnahen Schichten kamen, galten die Amateure schon früh als Verein der Intellektuellen, Studenten und Kaufleute. Früh entwickelte sich auch eine Rivalität zum "Arbeiterklub" Rapid, die auch im vermeintlich unterschiedlichen Spielstil der beiden Vereine begründet war. Während Rapid auf eine kraftvolle und athletischen Spielweise setzte, bevorzugten die Violetten einen technisch versierten Spielstil. Auch Personen aus dem jüdischen Bürgertum engagierten sich bei den Amateuren, die in Abgrenzung zur zionistischen Hakoah als Verein des assimilierten jüdischen Bürgertums Wiens galten.

Wiener Amateur-Sportverein. Vorne liegend Viktor Löwenfeld (Verteidiger, 1911-1919), 1910er Jahre

Von den Amateuren zur Austria

Obgleich Anfang der 1920er Jahre noch das Amateurwesen im Wiener Fußball vorherrschte, setzten die Amateure auf die Verpflichtung teurer, ausländischer Stars wie Alfred "Spezi" Schaffer und die jüdischen Konrad Brüder Jenö und Kalman, mit denen der Verein 1924 seine erste Meisterschaft gewann. Die Legionäre wurden ab der kommenden Saison aber von jenem Spieler, der aufgrund seiner schmächtigen Statur der "Papierene" genannt wurde, überstrahlt: Im Sommer 1924 wechselte der junge Matthias Sindelar von der Favoritner Hertha zum regierenden Meister. Mit diesem Mittelstürmer, der zur Personifizierung des technisch hochwertigen Spielstils der Violetten wurde, gewann der Verein bis 1938 zweimal den Mitropapokal (1933, 1936) und sechsmal den Cup. Trotz hoher Ausgaben konnte die violette Startruppe aber nur eine weitere Meisterschaft im Jahr 1926 feiern. Der Einführung des Professionalismus ab der Saison 1924/1925 trug der Verein insofern Rechnung, als er, auf Initiative von Dr. Emanuel Schwarz, der ab 1931 die Geschicke des Vereins als Präsident lenkte, bei der Fusion mit dem bestehenden Schwimm- und Wasserballklub Austria am 28. November 1926 den neuen Vereinsnamen "Austria" übernahm.[1]

Aus Austria wird "Ostmark"

Die nationalsozialistische Machtergreifung im März 1938 bedeutete für die Austria eine existentielle Bedrohung. Alle jüdischen Mitglieder der Violetten wurden aus dem Sportbetrieb ausgeschlossen und in den folgenden Monaten und Jahren ermordet oder vertrieben. So etwa Präsident Dr. Emanuel Schwarz, der nach seiner Remigration wieder ins Präsidentenamt zurückkehrte. Kurzfristig wurde der Klub behördlich gesperrt und kam unter kommissarische Leitung. Zwischen April und Juli 1938 trug der Klub den neuen Vereinsnamen "SC Ostmark". Erst in der neuen Meisterschaft ab August 1938 konnte wieder unter dem alten Namen gespielt werden. Doch der personelle Aderlass hatte auf allen Ebenen Spuren hinterlassen und die Austrianer blieben bis Kriegsende nur Mittelmaß.

Mister "Austria"

Nach Kriegsende erholte sich der Verein schnell und baute um Lukas Aurednik, den Melchior Brüdern Ernst und Otto, Ernst Ocwirk, Torjäger Ernst Stojaspal und Karl Stotz eine schlagkräftige Mannschaft auf, die in fünf Jahren drei Meisterschaftstitel (1949, 1950, 1953) für sich entschied. Der Schritt zum erfolgreichsten Fußballklub Nachkriegsösterreichs gelang dem Verein unter Josef Walter ("Joschi"), der ab 1959 als geschäftsführender Vizepräsident den Verein neuorganisierte. Als ehemaliger Aktiver, der aufgrund seiner Tätigkeit als Autohändler immer Amateur geblieben war, versuchte er sich nach Ende seiner Spielerkarriere zunächst bei der Vienna als Sektionsleiter. Dort gab er auf Grund von Streitigkeiten mit seinen blau-gelben Kollegen seinen Posten aber schon nach kurzer Zeit auf. Bei Austria ließ er sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen lassen und führte die Violetten zum Erfolg. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt gewann die Austria mit Ernst "Dralle" Fiala und Sturmtank Horst Nemec zwischen 1960 und 1962 drei Titel in Folge. Nach einer Unterbrechung konnte in der Saison 1969/1970 noch ein weiterer Meistertitel gefeiert werden.
Walter suchte die Mannschaft insbesondere personell zu verbessern und ging dabei im Bereich der Finanzierung neue Wege. So waren die Violetten das erste österreichische Team, das 1966 mit dem Symbol eines Sponsors (hier: der Schwechater Brauerei), das heißt mit einem aufgedruckten, stilisierten Bierglas auf den Trikots aufliefen.[2] 1977 fand Sponsor Austria Tabak Eingang in den Vereinsnamen, der nunmehr "Austria Memphis" lautete. Kompromisslos trat Walter bis zu seinem Tod im Jahr 1992 für "seine" Austria ein und wurde so zu einer der prägendsten Persönlichkeiten des österreichischen Fußballsports. Unter seiner Führung endete auch die lange Phase der Heimatlosigkeit der Austria, die ab 1982 im Franz Horr-Stadion in Favoriten, der heutigen Generali Arena, eine dauerhafte Bleibe fanden.

Herbert "Schneckerl" Prohaska

In den 1970er Jahren folgte der nächste Höhenflug der Austrianer. Dieser stand in direktem Zusammenhang mit einem jungen Mittelfeldspieler aus der Simmeringer Hasenleiten: 1972 wechselte der junge Herbert Prohaska, der aufgrund seiner Lockenpracht den Spitznamen "Schneckerl" trug, von Ostbahn XI zur Austria. Um ihn herum baute Walter mit den violetten Rekordspielern Robert Sara (561 Einsätze) und Erich Obermayer (543 Spiele) sowie Felix Gasselich und Ernst Baumeister eine neue, erfolgreiche violette Spielergeneration auf, die durch starke Legionäre wie Alberto Martinez, Julio Cesar Morales oder später Tibor Nyilasi ergänzt wurde. 1976 und zwischen 1978–1980 dreimal in Folge, führte Prohaska die Violetten zu vier Meistertiteln. 1978 konnte die Austria als erste österreichische Mannschaft in ein Finale eines Europawettbewerbs einziehen. Im Finale Endspiel des Pokalsiegerwettbewerbs am 3. Mai 1978 im Pariser Prinzenparkstadion mussten sich die Wiener aber dem RSC Anderlecht mit 0:4 geschlagen geben.
Nach einem erfolgreichen Abstecher nach Italien, wo Prohaska mit Inter Mailand den Pokal (1982) und mit dem AS Rom die Meisterschaft (1983) gewinnen konnte, kehrte Österreichs Jahrhundertfußballer wieder zu seiner Austria zurück und gewann die Meisterschaften 1984 bis 1986. Zwischen 1972 und 1989 absolvierte er insgesamt 14 violette Saisonen und wurde 84mal in die österreichische Nationalmannschaft einberufen, wo er zwölf Tore erzielte. Als legendär gilt sein Treffer im Auswärtsspiel gegen die Türkei ("Spitz von Izmir") am 30. November 1977, mit dem sich Österreich nach zwanzig Jahren Abstinenz wieder für eine FIFA WM-Endrunde (Argentinien 1978) qualifizieren konnte. Prohaska nahm als Spieler auch an zwei Weltmeisterschaftsendrunden (Argentinien 1978 und Spanien 1982) teil. Nach Ende seiner Spielerkarriere führte er die Violetten als Trainer zu zwei österreichischen Meisterschaften (1991, 1992). Unter seiner Leitung als Teamchef qualifizierte sich die österreichische Nationalmannschaft für die FIFA Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich.

Von Frank Stronach bis zur aktuellen Entwicklung

Choreographie der Austria-Anhänger beim Europa-League-Spiel gegen AS Roma am 3. November 2016 (Endstand 2:4).

1991 bis 1993 feierten die Violetten noch einmal drei Meisterschaften in Serie. In den folgenden Saisonen dominierten aber Bundesländermannschaften wie Austria Salzburg, Sturm Graz oder FC Tirol Innsbruck die Meisterschaft. Die Favoritner gerieten ins sportliche Hintertreffen. 1999 stieg der austro-kanadische Milliardär Frank Stronach mit seiner Firma "Magna" als Geldgeber in den Verein ein und versuchte ihn mit hohem finanziellem Aufwand wieder auf Erfolgskurs zu bringen. In der Folge wechselten sich Spieler und Trainer beständig am Verteilerkreis Favoriten ab, aber der nachhaltige Erfolg blieb – mit punktuellen Ausnahmen der Meisterschaften 2003 und 2006 – aus. So durfte sich zwischen 2003 und 2004 auch Joachim Löw, der den Meistertrainer Christoph Daum ablöste, mit bescheidenem Erfolg versuchen. Ab 2005 zog sich Frank Stronach schrittweise aus dem Verein zurück. 2007 wurde der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Papier und Journalismus, Wolfgang Katzian, Präsident des Vereins. Am 28. Jänner 2008 wurde der Verein in die „FK Austria AG“, einer 100% Tochter des Vereins FK Austria Wien umgewandelt, die ab Juli 2008 ihre operative Tätigkeit aufnahm. Zu den Vorständen wurden Manager Markus Kretschmer (Abteilung Wirtschaft) und Thomas Partis (Abteilung Sport) gewählt. 2013 gewannen die Austrianer unter Trainer Peter Stöger überraschend wieder die österreichische Meisterschaft und konnten sich in der Folgesaison gegen Dinamo Zagreb zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte für die UEFA Champions League Gruppenphase qualifizieren. Nach zwei Jahren internationaler Abstinenz führten Trainer Thorsten Fink und Sportdirektor Franz Wohlfahrt, der 2015 Thomas Parits ablöste, die Violetten in der Saison 2015/2016 wieder auf einen internationalen Startplatz. 2018 löste der deutsche Manager Frank Hensel Wolfgang Katzian in der Funktion als Präsident der Austria ab.

Als die Austria im Frühjahr 2021 aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten die Lizenz für die kommende Spielzeit erst in zweiter Instanz erhalten hatte, griff David Alaba seinem ehemaligen Verein unter die Arme indem er für eine halbe Million Euro zwei Prozent der Klubanteile erwarb[3].

Seit Juli 2021 ist Manfred Schmid Cheftrainer, gleichzeitig übernahm Manuel Ortlechner die Funktion des Sportdirektors.

Siehe auch

Generali Arena

Literatur (Auswahl)

  • Austria Memphis [Hg.]: 60 Jahre Wiener Austria. Festschrift 1911–1971: Wien: Eigenverlag 1971
  • Austria Memphis [Hg.]: 70 Jahre Wiener Austria. Festschrift 1911–1981. Wien: Eigenverlag 1981
  • Dieter Chmelar: Ballett in Violett. 75 Jahre Fußballklub Austria. Wien: Jugend und Volk 1986
  • Hans Fonje / Karl Langer: Die Wiener Austria. Krems an der Donau: Fonje 1962
  • Jo Huber: Das große Austria-Buch. Wien: Mohl 1975
  • Domenico Jacono / Edgar Schütz / Matthias Marschik [Hg.]: Alles Derby! 100 Jahre Rapid gegen Austria. Göttingen: Verlag die Werkstatt 2011
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Hietzing. Ein Bezirk im Grünen. Wien: Mohl 1977, S. 55
  • Matthias Marschik: Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre. Wiener Neustadt: Verlag Fun Toy 2001
  • Edgar Schütz: Amateure-Platz, Ober-St. Veit. In: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Hg. von Andreas Tröscher u.a. Göttingen: Die Werkstatt 2007, S. 35-40
  • Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Rudolf Müllner/Johann Skocek: Ein Fußballverein aus Wien. Der FK Austria im Nationalsozialismus. Wien [u. a.]: Böhlau 2018
  • Die Austria arbeitet ihre Vergangenheit auf. In: Wiener Zeitung, 22.11.2018
  • Vom „Judenklub“ zum fast „normalen“ Fußballverein. ORF.science.at, 22.11.2018
  • NS-Zeit der Wiener Austria wissenschaftlich aufgearbeitet. In: Kurier, 22.11.2018

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Matthias Marschik: Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre. Wiener NeustadtVerlag: Fun Toy 2001, S. 45.
  2. Matthias Marschik: Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre. Wiener Neustadt: Verlag Fun Toy 2001, S. 141.
  3. Kleine Zeitung: Alaba hilft der Austria Wien mit Geld und als Testimonial