Café Heinrichhof
48° 12' 8.36" N, 16° 22' 5.68" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Heinrichhof (1, Opernring 3-5; Kaffeehaus), im Heinrichhof eingerichtet, Treffpunkt verschiedener Operettenautoren.
Geschichte
Das Café Heinrichhof wurde 1863 gegründet und zeichnete sich bald durch eine besondere Atmosphäre und ein spezielles Ambiente aus. Man kam bis 1938 nicht des schnellen Essens wegen in das Café Heinrichhof, sondern um zu reden, zu schreiben oder die Zeitungen zu lesen, die im Café angeboten wurden. Erste Inhaber des Kaffeehauses waren Direktor Wild und Adolfine Prohaska, auf der Speisekarte standen Fiakergulasch sowie Würstel mit Senf und Kaisersemmel, ab 1900 auch kalte Vorspeisen wie Roastbeef, gefüllte Eier, Pasteten, aber auch Sardinen und diverse Aufstriche. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Café Heinrichhof bereits ein beliebter Treffpunkt vieler Stammgäste, die seinen Charakter prägten, wie Schauspieler, Künstler, Literaten und Schriftsteller. Das Café Heinrichhof wurde vor allem zu einem Café der Musik, der Sänger und anderer Musikfreunde, die vorwiegend aus der Oper und aus nahe liegenden Theatern kamen. Klavierspieler trugen mit Livemusik zum Ambiente des Kaffeehauses bei.
1932 übernahm das Gastronomenehepaar ("Lina") und Andreas Carl Schöner den Betrieb des Café Heinrichhof, das damit in das Gastronomieimperium der Familie Schöner eigegliedert wurde. Die Familie beauftragte um 1935 Carl Witzmann und Robert Cotas mit dem Umbau des Kaffeehauses.
Nach dem "Anschluss" Österreichs ersetzten die Nationalsozialisten den von der Familie Schöner eingesetzten Geschäftsführer Franz Morvay, der auch Anteile an den Schöner-Betrieben besaß, aufgrund seiner "nichtarischen" Abstammung durch einen kommissarischen Leiter der NSDAP. Die Familie Schöner konnte dann aber trotz Drucks von Seiten der NS-Machthaber durchsetzen, dass Morvay Teilhaber der Firma bleiben konnte.
Im März 1945 wurde der Heinrichhof bei einem Bombenangriff zerstört. Im 1956 fertiggestellten Neubau des Gebäudes (Opernringhof) wurde das Café Heinrichhof nicht wiedereröffnet.
Literatur
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 66, S. 119
- Österreichische Kunst (1935), Heft 4
- Josef Schöner: "Wiener Tagebuch 1944/1945". Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992. zu Franz Morvay auf Seite 20.
- Eduard Heinl, "Über ein halbes Jahrhundert Zeit und Wirtschaft" - Kapitel " Die düsteren Jahre ".
- Milan Dubrovic: "Veruntreute Geschichte - Die Wiener Salon- und Literaten Cafés.", Wien / Hamburg: Zsolnay 1985