Caroline Unger-Sabatier, * 28. Oktober 1803 Alservorstadt, † 23. März 1877 Florenz, Sängerin.
Biografie
Caroline Unger-Sabatier war Tochter des Literaten Johann Carl Unger und Anna Unger, geb. Karwinska. Ihre Namensgeberin war ihre Taufpatin Karoline Pichler, die mit ihrem Vater bekannt war. Ihre Ausbildung im Gesang erhielt Caroline Unger von Joseph Mozzatti, Johann Michael Vogl und Aloysia Lange und später, in Italien, von Domenico Ronconi. Ihre ersten Auftritte hatte sie bei den Concerts spirituels, die Franz Xaver Gebauer organisierte, und 1818 in der Gesellschaft der Musikfreunde, unter anderem mit Johann Nestroy. Am 21. Februar 1821 debütierte sie in der Mozart-Oper "Mädchentreue (Così fan tutte)", wofür sie von Franz Schubert korrepetiert wurde. Bereits ihr Vater kannte Schubert, der von ihm Texte vertonte, so entstanden "Die Geselligkeit" (D 609) und "Die Nachtigall" (D 724). 1821–1825 war Caroline Unger am k. k. Kärtnertortheater engagiert. Neben ihrem Engagement trat sie weiterhin in Konzerten auf, am 7. Mai 1824 übernahm sie die Altpartie in der Uraufführung der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven. Sigismund Thalberg zufolge soll sie, nachdem Beethoven den Applaus nicht hören konnte, ihn zum Publikum hingewendet haben.
1825 verließ sie mit Opernimpresario Domenico Barbaja Wien und wurde in Neapel engagiert. In Italien änderte sie ihren Nachnamen der italienischen Aussprache wegen in Ungher. 1825–1827 war sie in Neapel am Teatro San Carlo und Teatro del Fondo (heute Teatro Mercadante) tätig. Danach war sie vor allem an italienischen Opernhäusern zu hören, unter anderem in Mailand, Turin, Triest, Rom und Florenz, an denen sie große Erfolge feiern konnte. Auch am Théâtre-Italien in Paris (1833/1834) und im deutschsprachigen Raum, etwa in Dresden (1839 und 1841), war sie zu hören. Giovanni Pacini, Vincenzo Bellini und Saverio Mercadante verfassten für sie zugeschnittene Rollen. Mit den für sie geschriebenen Rollen von Gaetano Donizetti wie der "Parisiana", der gleichnamigen Oper, oder der "Antonina" aus "Belisario" verbuchte sie ihre größten Erfolge. Giacomo Meyerbeer konnte sie jedoch nicht als Valentine für seine Oper "Les Huguenots" gewinnen. 1839 und 1840 war sie erneut in Wien und verlobte sich in dieser Zeit mit Nikolaus Lenau, wobei die Hochzeit, wohl aus finanziellen Gründen, nicht stattfand. Caroline Unger heiratete am 18. März 1841 den Kunstmäzenen und Übersetzer François Sabatier und verabschiedete sich ein halbes Jahr später, am 5. September 1841, in Dresden von der Bühne. Ihr Mann und sie lebten gemeinsam mit ihrer Pflegetochter Louise Bouquet, später verehelichte Amari, in der Villa "La Concezione" in Florenz sowie in La Tour de Farges. Obwohl Caroline Unger-Sabatier ihre Karriere als Opernsängerin beendete, soll sie noch mehrmals als Konzertsängerin zu hören gewesen zu sein, wie Sir George Grove aus London berichtete. Außerdem unterrichtete sie junge Sängerinnen, wie Emma La Grua oder Anna Regan-Schimon. Bemerkenswert ist, dass sich Caroline Unger-Sabatier auch für die Schubertpflege einsetzte, so findet man bereits aus dem Jahr 1839 Belege, dass sie in privaten Kreisen Schubert-Lieder gesungen hat. Die Sängerin war kompositorisch auch selbst tätig, ihr Mann gab 45 Lieder unter dem Titel "Lieder, Mélodies et Stornelli di Caroline Unger-Sabatier" heraus. Zeit ihres Lebens lernte sie eine Vielzahl an Künstlerinnen und Künstler kennen und konnte sich ein großes Netzwerk aufbauen, unter anderem traf sie Fanny Lewald, Robert und Clara Schumann, Franz Liszt, Fanny Hensel, Alexandre Dumas (d. Ä.), Gustave Courbet, Josef Lewinsky, Franz von Schober oder Moritz Hartmann. Ihr Nachlass ist zersplittert, der größte Teil von etwa 70 Korrespondenzen liegt in der Wienbibliothek im Rathaus. Die Österreichische Nationalbibliothek verzeichnet etwa 30 Korrespondenzen. Andere handschriftliche Materialien des Ehepaars Sabatiers sind im gesamten deutschsprachigen Raum und in Frankreich verstreut.
Quellen
- Matricula online: Taufbuch der Pfarre Alservorstadt, Sig.: 01–06, fol. 262r-263v
- ANNO: Caroline Unger. Sängerin am königl. Theater zu Neapel. In: Abend-Zeitung, 01.03.1826
Literatur
- Ludwig Finscher [Hg.]: Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 16. Kassel / Basel / London u.a.: Bärenreiter 2006, Sp. 1212 f.
- K. J. Kutsch / Leo Riemens [Hg.]: Großes Sängerlexikon. Band 7. München: K. G. Saur 2003, S. 4811 f.
- Stanley Sadie [Hg.]: The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Second Edition. Band 26. London / New York: Macmillan Publishers Limited / Grove’s Dictionaries Inc. 2001, S. 72–73
- Peter Branscombe: Schubert und Nestroy (mit einem Seitenblick auf die Familie Unger). In: Schubert und seine Freunde, Hg. von Eva Badura-Skoda / Gerold W. Gruber / Walburga Litschauer, u.a. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1999, S. 279–290
- Peter Branscombe: Schubert and the Ungers. A Preliminary Study. In: Schubert Studies, Hg. von Brian Newbould, Aldershot / Brookfield / Singapore u.a.: Ashgate 1998, S. 209–219
- Ernst Hilmar / Margret Jestremski [Hg.]: Schubert-Lexikon. Graz: Akademische Druck- u. Verlagsanstalt 1997, S. 474 f.
- Martina Pfeifer: Franz Xaver Gebauer. Sein Leben und Wirken, unter besonderer Berücksichtigung der von ihm gegründeten Concerts Spirituels, Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1995
- Heinz Becker / Gudrun Becker [Hg.]: Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher. Band 3. 1837–1845. Berlin: Walter de Gruyter & Co 1975, S. 37
- Walter Dietze [Hg.]: Nikolaus Lenau. Sämtliche Werke und Briefe. Band 2. Frankfurt am Main: Insel Verlag o. J.
- Anton Ziegler: Addressen-Buch von Tonkünstlern, Dilettanten, Hof-Kammer-Theater- und Kirchenmusikern, Vereinen, Lehr- und Pensions-Instituten, Bibliotheken zum Behufe der Tonkunst; k.k. privil. Kunst- und Musikalien-Handlungen, Instrumentenmachern, Geburts- und Sterbtagen vorzüglicher Tonkünstler ... in Wien, Wien: Strauß 1823
- Österreichisches Musiklexikon Online: Unger-Sabatier, Karoline [Stand: 30.08.2021]
- MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen: Caroline Unger [Stand: 30.08.2021]