Eduard Leithner
Eduard Leithner, * 10. März 1815 Wien, † 29. April 1874 Würzburg (Bayern), Sänger (Baß-Bariton).
Biografie
Der Sohn eines Kaufmanns erhielt seine erste Ausbildung bei Paul Wranitzky und sang als Chorknabe in der Kirche St. Peter. Später förderte ihn Louis-Antoine Duport. Sein erstes Engagement nahm er 1836 in Laibach (Ljubljana/Slowenien) an, danach wirkte er in Pest (Budapest) und Hamburg. Am 13. Juli 1842 gastierte er am Wiener Kärntnertortheater als Jäger im "Nachtlager von Granada" von Konradin Kreutzer, sein Gesang und Spiel waren so eindrucksvoll, dass er nicht nur heftig akklamiert wurde, sondern er musste auch den Mittelteil seiner großen Arie wiederholen. Nach weiteren Gastauftritten wurde er im Sommer 1844 Ensemblemitglied. Seine kraftvolle und umfangreiche Stimme gestatte es ihm, tragende Rollen im deutschen, italienischen und französischen Fach zu interpretieren.
Er sang unter anderem in Uraufführungen: am 4. Dezember 1844 den Don Pedro in Heinrich Prochs "Ring und Maske", am 22. November 1849 den König René in "Jolanthe" von Johannes Hager; in Erstaufführungen: am 6. Februar 1845 den Camoens in "Dom Sebastian" vom Komponisten Gaetano Donizetti selbst dirigiert, am 9. Jänner 1847 die Titelrolle in "Der Förster" von Friedrich von Flotow, der ebenfalls selbst dirigierte, am 22. Jänner 1848 die Titelrolle in "Nabucodonosor" ("Nabucco") von Giuseppe Verdi, eine bemerkenswerte Aufführung, da erstmals eine Oper Verdis in deutscher Sprache an der Hofoper aufgeführt wurde, außerdem schrieb Eduard Hanslick unter dem Pseudonym "Renatus" seine erste Kritik über eine Vorstellung im Kärntnertortheater (vgl. Wiener Zeitung, 29.01.1848). In der Erstaufführung (10.01.1849) von Heinrich Marschners "Templer und Jüdin" interpretierte er den Brian de Bois-Guilbert und am 12. Februar 1852 Herrn Fluth in Otto Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor". 1853 verließ er die Hofoper und hatte Engagements in Riga, Köln, Hamburg und von 1862 bis 1865 am Hoftheater Dessau. Seit 1865 lebte er in Würzburg und unternahm von dort Gastspiele.
Literatur
- Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1836 bis 1848: Die Ära Balochino / Merelli. Wien: Verlag Der Apfel 2004 (mit Abbildung S. 220)
- K. J. Kutsch / Leo Riemens: Großes Sängerlexikon (4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Unter Mitarbeit von Hansjörg Rost) Band 4. München: K. G. Saur 2003
- Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1848 bis 1870. Personal – Aufführungen – Spielplan. Tutzing: Schneider 2002
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
- Wiener Zeitung, 29.01.1848, Nr. 29, S. 1
- Wiener allgemeine Musik-Zeitung, 25.01.1848, 8. Jahrgang, Nr. 11, S. 3 (43)
- Wiener allgemeine Musik-Zeitung, 19.07.1842, 2. Jahrgang, Nr. 86, S. 2 (350)