Esperanto
Esperanto, Plansprache, geschaffen vom Augenarzt Ludwig Lazarus Zamenhof, der sich 1885/1886 in Wien aufhielt und 1887 sein erstes Lehrbuch herausgab. Es entwickelte sich eine österreichische Esperanto-Bewegung, die jedoch bis zum Zweiten Weltkrieg politisch und konfessionell gespalten war. Ein erster Österreichischer Esperanto-Kongress fand 1910 in Wien statt. 1917 entstand ein Lektorat für Esperanto an der Technischen Hochschule, ab 1924 durfte Esperanto an öffentlichen Schulen unterrichtet werden, im selben Jahr fand ein Esperanto-Weltkongress (Universala Kongreso de Esperanto) in Wien statt (3.600 Teilnehmer). Ab 1912 arbeiteten sozialdemokratische Esperantisten (1922 Gesamtösterreichischer Arbeiter-Esperantistenverband, Laborista Ligo), 1922 gab es bereits über 70 Sprachkurse, die von Polizisten, Arbeitern und Katholiken organisiert wurden. 1923 bildete sich eine "neutrale" Organisation, 1928 organisierten sich die katholischen Esperantisten, 1929 entstand die ebenfalls neutrale Austria Esperanto Asocio. Zu den Verfechtern des Esperanto-Gedankens unter den Sozialdemokraten gehörte unter anderem der spätere Bürgermeister Franz Jonas. 1936 fand wieder ein Weltkongress in Wien statt (854 Teilnehmer). 1934 wurden die sozialdemokratischen, 1938 auch alle anderen Esperanto-Gruppen verboten. 1945 erfolgte der Wiederaufbau in einheitlicher Form. An einem Weltkongress, der 1970 in Wien abgehalten wurde, nahmen 1.897 Personen teil, ein weiterer Weltkongress fand von 25. Juli bis 1. August 1992 in Wien statt (über 3.000 Teilnehmer).
Siehe auch: Internationales Esperanto-Museum
Literatur
- Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung. Berlin: Akademie-Verlag 1985
- Bernhard Tuider: Die Sammlung für Plansprachen und das Esperantomuseum der Österreichischen Nationalbibliothek – Geschichte, Bestand und Projekte. In: Bibliothek Forschung und Praxis 41/2 (2017) [Stand: 10.12.2017]