Franz de Paula Roser
Franz de Paula Roser (Pseudonym R. v. Reiter), * 17. August 1779 Naarn/Oberösterreich, † 12. August 1830 Pest (Budapest), Sänger, Kapellmeister und Komponist.
Biografie
Roser erhielt seine erste musikalische Ausbildung von seinem Vater Johann Georg Roser von Reiter (1740–1797), der Organist und Domkapellmeister in Linz war. 1789 kam er nach Wien, wo er kurze Zeit Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart gewesen sein dürfte. Weiteren Unterricht erhielt er im Stift Kremsmünster bei Pater Georg OSB Pasterwiz und Johann Georg Albrechtsberger. 1796 trat er als Novize (unter dem Namen Rivardus) in das Zisterzienserstift Wilhering ein und komponierte zwei Messen, über die sich der damals zu Besuch im Stift weilende Michael Haydn lobend äußerte. Bald entschied er sich jedoch für die Musikerlaufbahn. Er wurde 1799 Musikdirektor in Freiburg im Breisgau, 1800 Kapellmeister von Operntruppen in Paris, 1801/02 in Linz, 1802 kurze Zeit in Verona (Italien). 1803 Tenorist am Theater in Klagenfurt und 1804 am deutschen Theater in Pest. Von 1806 bis 1811 war er Hauskomponist beim ungarischen Adeligen Ignácz von Végh in Veréb (Komitat Stuhlweißenburg (Székesfehérvár)/Ungarn). Zu dessen Namensfeste wurde am Vorabend, 30.07.1807, Rosers komisches Singspiel (mit dem Text von Xavier Girzik) "Der Chinesische Wunderhut" aufgeführt. 1811/12 wirkte er wieder als Theaterkapellmeister in Linz, dort kam 1812 seine "Melychora, die Wassernixe von Mühllacken" zur Uraufführung.
1812 übersiedelte Franz de Paula Roser nach Wien und übernahm die Kapellmeisterstelle am Theater in der Josefstadt, die er bis 1819 innehatte. Anschließend wirkte er als Kapellmeisteradjunkt am Kärntnertortheater und 1820 bis 1824 als Kapellmeister am Theater an der Wien. Von 1824–1826 war er am deutschen Theater in Pest, wo seine älteste Tochter Magdalena Roser als Sängerin ein Engagement hatte. Während des Pester Aufenthaltes starb seine Gattin, mit der er seit 1803 (1801?) verheiratet war. 1827/28 war er neuerlich am Kärntnertortheater als Kapellmeister tätig und gab auch Generalbass- und Harmonielehreunterricht. 1829 dürfte er wieder Kapellmeister am Theater in der Josefstadt gewesen sein, zuletzt Opernkapellmeister in Ofen.
1817 hatte er in Wien eine "Musikalien-, Leih- und Kopieranstalt" gegründet, aus der 1818 eine "Musikalien Antiquar-Handlung" hervorging, die er 1823 aufgab. Roser komponierte rund 100 Bühnenmusiken, Opern, Operetten, Ballette (Pantomimen), Singspiele und Melodramen. Außerdem schrieb er Kirchen- und Kammermusik. Er zählte neben Wenzel Müller und Ferdinand Kauer zu den Komponisten, die den großen musikalischen Bedarf der Wiener Vorstadtbühnen bestritten.
Werke mit Datum der Ur- oder Erstaufführung (Auswahl)
- Rolindo und Elwina (Elvine) oder Der unterirdische Gang. Komische Operette (Text: Josef Alois Gleich), 30.06.1812, Theater in der Josefstadt
- Die verwechselte Braut oder Der große (grüne) Hut. Pantomime (Choreographie: Philipp Hasenhut), 11.07.1812, Theater in der Josefstadt
- Vierfaches Unglück. Komische Operette (Text: Josef Huber), 09.09.1812,Theater in der Josefstadt
- Die Familie Eselbank. Posse (Fortsetzung des "ABC Schützen"; Text: Joseph Stephan von Menner), 03.10.1812, Theater in der Josefstadt
- Johann von Wieselburg. Ein musikalisches Quodlibet (Musik nach François-Adrien Boieldieu; Text: Josef Alois Gleich), 28.11.1812, Theater in der Josefstadt
- Fritzl oder Der Gang nach dem Backofen. Parodie (Text: Karl Schorch), 23.01.1813, Theater in der Josefstadt
- Die vornehmen Wirthinnen. Musikalisches Quodlibet als Fortsetzung des "Johann von Wieselburg" (Text: Josef Alois Gleich), 06.04.1813, Theater in der Josefstadt
- Die kuriose Frau im Walde oder Der stumme Bräutigam. Musikalisches Quodlibet als Seitenstück zur "Klugen Frau im Walde (Text: Joseph Stephan von Menner), 26.06.1813, Theater in der Josefstadt
- Fiesko, der Salamikrämer. Musikalisches Quodlibet (Text: Josef Alois Gleich), 17.05.1813, Theater in der Josefstadt
- Der Kampf fürs Vaterland. Patriotisches (militärisches) Schauspiel (Text: Josef Alois Gleich), 27.09.1813, Theater in der Josefstadt
- Die Kosaken in Leipzig. Schauspiel mit Gesang (Text: Josef Alois Gleich), 02.12.1813, Theater in der Josefstadt
- Die Befreyung von Holland. Original-Schauspiel (Text: Josef Alois Gleich), 18.03.1814, Theater in der Josefstadt
- Die Prinzessin Farakunkel oder Ein Tag im Olymp oder Die Versammlung der Götter im Olymp. Farce (Text: Carl A. Wiedemann), 05.03.1814, Theater in der Josefstadt
- Die Ochsenhaut oder Das bunte Tal. Festspiel (Text: Josef Alois Gleich), 20.04.1814, Theater in der Josefstadt
- Die Heimkehr ins Vaterland. Schauspiel (Text: Josef Alois Gleich), 04.06.1814, Theater in der Josefstadt
- Die Rückkehr des Landesvaters oder Wiens glücklichster Tag (Text: Carl A. Wiedemann), 17.06.1814, Theater in der Josefstadt
- Löwensteins Geist. Schauspiel. Zweiter Teil der "Teufelsmühle am Wiener Berge" (Text: Adalbert Hölty; Musik zusammen mit Kaumayer), 14.09.1814, Theater in der Josefstadt
- Xavers Schelmereien. Posse (Text: Anton Schmidt), 31.05.1815, Leopoldstädter Theater
- Kuno von Wer(n)ingen oder Der Sturz des Wüterichs. Schauspiel (Text: Eduard Franz Stein), Victoria Balfe 03.06.1815, Leopoldstädter Theater
- Amor und Psyche. Eine Parodie in Knittelversen mit Gesang (Text: Weidmann), 22.07.1815, Leopoldstädter Theater
- Der diebische Affe. Posse mit Gesang (Text: Josef Alois Gleich; nach dem Französischen frei bearbeitet), 27.01.1816, Leopoldstädter Theater
- Abenteuer eines Haarbeutels. Faschingsspiel (Text: Rollbach), 24.02.1816, Leopoldstädter Theater
- Der Ästhetische Narr. Komisches Quodlibet (Text: Karl Meisl), 21.02.1816, Leopoldstädter Theater
- Der süße Most. Parodistische Posse (Text: Joseph Stephan von Menner), 06.03.1816, Leopoldstädter Theater
- Das Geistergelage der sieben Brüder. Volksmärchen (Text: Ferdinand Rosenau), 15.06.1816, Leopoldstädter Theater
- Trauer und Hochzeit an einem Tage oder Herr von Weißvogel (Herrn von Weißvogels Witwenstand). Posse mit Gesang (Text: Gleich; nach Christoph Friedrich Bretzners "Die verstorbene Ehefrau"), 14.11.1816, Theater in der Josefstadt
- Der Freyschütze oder Die Schreckensnacht am Kreuzwege. Volksmärchen mit Gesang (Text: Josef Alois Gleich), 25.12.1816, Theater in der Josefstadt
- Die Wunderlampe. Großes komisches Zauberspiel (Text: Josef Alois Gleich; Musik von Roser oder Wenzel Müller), Dezember 1817, Theater in der Josefstadt
- Fausts Narrheit und Wagners letzter Tag oder Alle maustodt. Tragische Posse (Text: Josef Nißl), 13.02.1818, Theater in der Josefstadt
- Boleslas, oder Die Zerstörung von Zunky. Schauspiel mit Musik (frei bearbeitet nach dem Französischen des Mélesville; Text: Ferdinand Rosenau), 18.04.1818, Leopoldstädter Theater
- Die Schreckensnacht im Heustadel. Posse (Text: Josef Alois Gleich unter dem Pseudonym Kilian Kramer), 21.11.1818, Leopoldstädter Theater
- Christoph Mun(c)kel oder Geiz, Hunger und Schelmerei. Posse mit Gesang (Text: Josef Alois Gleich unter dem Pseudonym Alois Kremer; Bearbeitung seiner Posse "Doktor Kramperl"), 09.01.1819, Leopoldstädter Theater
- Der Unglücksvogel. Komisches Singspiel (Text: unbekannt) 28.02.1819, Theater an der Wien
- Die Geschwister vom Lande. Lokales Singspiel (Bearbeitung nach Johann Friedrich Jüngers Lustspiel), 08.06.1819 Theater an der Wien
- Die Reise durch die Luft. Zauberposse (Text: Josef Alois Gleich, nach Musäus' Märchen "Der geraubte Schleyer)), Juli oder August 1821, Theater an der Wien
- Die Zigeunerin von Dernoleucht (Text: Ferdinand Biedenfeld), 05.01.1822, Theater an der Wien
- Der blöde Ritter. Parodie (Text: Adolf Bäuerle), 22.03.1822, Leopoldstädter Theater
- Harlekin im Zaubergarten. Pantomime (von Joseph L. Lewin), April 1822 ,Theater an der Wien
- Kupfer, SiIber und Gold oder Die drey Zauberschlüssel. Feenmärchen (Text: Josef Alois Gleich), 04.01.1823, Theater an der Wien
- Die Fee aus Frankreich oder Liebesqualen eines Hagestolzen. Zauberspiel mit Gesang (Text: Karl Meisl, Musik: W. Müller, mit Abänderungen, Zusätzen und neuen Musikstücken von Roser) 15.03.1823, Theater an der Wien
- Die Vorstellung ohne Probe oder Der musikalische Diener. Lustspiel (Text: Josef Alois Gleich), 15.04.1823, Theater an der Wien
- Der Barbier und der Waldgeist. Zauberschwank mit Gesang (Text: Josef Alois Gleich, nach einem Volksmärchen), 12.06.1823, Leopoldstädter Theater
- Die weiße und die schwarze Feder oder Der Wald auf der Promenade. Pantomimisches Zauberspiel (Parodie der Zauberpantomime von Baptist Fourreaux), 14.08.1823, Theater in der Josefstadt
- Der alte Jüngling. Zauberposse (Text: Josef Alois Gleich), 25.09.1823, Theater an der Wien
- Der Wolfsbrunnen. Zauberspiel, 18.10.1823, Theater an der Wien
- Die Elfeninsel. Komisch tragisches Zauberstück mit Musik (Text: Josef Alois Gleich), 03.01.1824, Theater an der Wien
- Die Höhle Soncha (Text: Anton(?) Grois nach Karl Treuhold), 16.01.1828, Theater an der Wien
- Der Bräutigam aus Polen. Posse mit Gesang (nach einer Erzählung frei bearbeitet, Text: Josef Alois Gleich), 16.06.1824, Leopoldstädter Theater
- Der Schacht zu Aßhorn. Schauspiel mit Chören und Tänzen (Text: J. F. Hoffmann zusammen mit Franz Xaver Told), 07.08.1824, Theater an der Wien
- Die blaue Katze. Große Feenoper (Text: unbekannt), 21.08.1824, Theater in der Josefstadt
- Der Müller von Massiac (Bearbeitung eines französischen Stücks), März 1826, Theater Pest
- Die Hochzeit zu Pistoja. Romantisch komische Oper (Text: unbekannt), 31.07.1828, Theater an der Wien
- Der Alpenkönig und die Mutter. Nicht Parodie, nicht Seitenstück oder Folge, sondern romantisches Zaubermärchen mit Gesang und Tänzen (Text: Karl Meisl), 07.03.1829, Theater in der Josefstadt
- Adam Bünkerl und Jungfer Katherl oder Fatalitäten eines Glückskindes. Phantastisches Posse mit Gesang (Text: Karl Meisl), 25.11.1829, Theater in der Josefstadt
- Der delikate Tyrann oder Der fünfjährige tapfere Stummerl oder Die verwechselten Bouteillen. Parodie der stummen Rollen in modernen Dramen (Text: Karl Meisl, nach einer französischen Idee frei bearbeitet), 19. (10.?) 10.1829, Theater in der Josefstadt
Literatur
- Ines Rosa Maierbrugger: Musik im Theater – Theatermusik (Diplomarbeit) Wien 2010
- Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
- Alois Fuchs: Biographische Notizen über die beiden Capellmeister: Georg Roser (Vater) und Fr. de Paula Roser, zugleich als Berichtigung der, im Stuttgarter Lexikon der Tonkunst von Dr. G. Schilling, 6. Band, S. 59 enthaltenen Irrthümer in den beiden Artikeln Fr. Röeser und Roser. Nach authentischen Quellen verfaßt (in: Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, 2. Jahrgang, Nr. 107 u. 108) 1842, S. 433–435
- Wiener Theater-Zeitung, 17.01.1824, 17. Jahrgang, Nr. 8, S. 2 f.
Franz de Paula Roser im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.