Gerstel.
1) In Wien Bezeichnung für die Graupen (auch Rollgerste genannt). Es handelt sich dabei um eine geschälte und glatt polierte Gerste, wobei es verschiedene Grade des Schälens und Polierens gibt (eine Art mit starkem Furchenrest und reichlich Schalenresten am Rücken heißt „Ulmer Gerstel"). Gerstel wird hauptsächlich zur Suppe verkocht, aber auch ähnlich wie Reis verwendet.
2) Unter Reibgerstel versteht man einen etwas fester gehaltenen Nudelteig, der zu einem Klumpen geformt und auf dem Reibeisen gerieben wird, sodass gerstenkornähnliche Teigstückchen entstehen, die als Suppeneinlage dienen. Schon 1783 wird in einem Wiener Kochbuch die Zubereitung der Reibgerste beschrieben.
3) Gerstel (Gerstl) bedeutet in der Wiener Umgangssprache auch Geld, Habe („'s letzte Gerstel ausgeben").
Literatur
- Josef Voit: Handbuch für den Drogen-, Material-, Kolonial- und Farbwaren-Handel. Wien: Selbstverlag 1926, S. 481
- Ignaz Gartler: Wienerisches bewährtes Kochbuch in 6 Absätzen. Wien: Gerold 1783, S. 122
- Julius Jakob: Wörterbuch des Wiener Dialektes. Mit einer kurzgefaßten Grammatik. Dortmund: Harenberg 1980), S. 68