Hermann Reschny
Hermann Reschny, * 15. Juni 1898 Stammersdorf (Niederösterreich/Wien), ✝︎ 7. Juli 1971 Graz (Steiermark), Lehrer, Politiker.
Biografie
Hermann Reschny wurde am 15. Juni 1898 als Sohn eines Sattlermeisters in Stammersdorf geboren. Er war verheiratet. Zunächst römisch-katholischen Glaubens, trat er nach 1938 aus der Kirche aus und galt dann laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig". Nach der Matura besuchte er ein Lehrerseminar und war vor 1938 als Lehrer in einer Knabenvolksschule im 21. Bezirk, Kinzerplatz, tätig. Wegen illegaler Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde Reschny aus dem Schuldienst entlassen und am 2. Dezember 1933 aus Österreich ausgebürgert. Er übersiedelte nach München und wurde dort Führer der Österreichischen Legion/Hilfswerk Nordwest, München/Bad Godesberg. Er war zudem als SA-Führer sowie SA-Obergruppenführer tätig. Er war auch Sonderkommissar für den Stadtschulrat Wien.
Er nahm am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil, von September 1939 bis 1941 beim Infantrie Regiment 462.
Vom 11. Mai 1939 bis zum 31. August 1944 war er Ratsherr.
Nach 1945 stand sein Name auf der 1. Kriegsverbrecherliste. Vom 9. Mai 1945 bis zum 20. November 1948 war er in Haft (ab 18. Oktober 1946 in Untersuchungshaft im Landesgericht Wien). Das Volksgericht Wien verurteilte ihn am 20. November 1948 wegen der Paragrafen 10 und 11 Verbotsgesetz (1947) und des Paragrafen 59 Absatz 1 Staatsgesetz (StG) (= Paragraf 13/1 Kriegsverbrechergesetz [KVG]) zu 16 Jahren schweren Kerker, Dunkelhaft an jedem 13. März, Vermögensverfall und Landesverweisung (Vg 11b Vr 382/1946). Reschny wurde am 20. Dezember 1952 vorzeitig entlassen, bis zum 24. April 1953 war er jedoch Gefangener der sowjetischen Besatzungsmacht. Die Landesverweisung wurde durch Entscheid des Bundespräsidenten vom 15. Februar 1955 nachgesehen.
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 200.324/47
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A42: 8. Bezirk, 4449
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht Wien, A1: Vg 11b Vr 382/1946
- Reschny, Hermann, Wienbibliothek im Rathaus: Tagblattarchiv, TP-041828
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Datenbank Volksgerichtsakten (Forschungsstelle Nachkriegsjustiz): Akt 7116, 11.479
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 234.734
- Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien, Biographische Sammlung
Literatur
- Biographisches Handbuch des NÖ Landtages und der NÖ Landesregierung 1921–bis dato, S. 106 f. [Stand: 02.03.2018]
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 858 f.