Johann Basilius Küchelbecker
Johann Basilius Küchelbecker, * 29. Juni 1697 Linda bei Neustadt an der Orla, Thüringen, † 29. August 1757 Bautzen, Topograph.
Biografie
Johann Basilius Küchelbecker war der Sohn des Pfarrers Christian Küchelbecker. Nach Unterricht im Elternhaus trat er 1711 in die Stiftsschule von Zeitz ein und begann 1715 auf Wunsch seines Vaters an der Universität Jena Theologie zu studieren; er wechselte jedoch zu Jus über, begann seine Juristische Praxis im Justizamt in Naumburg und wurde bald danach Hofmeister zweier junger Edelleute, mit denen er drei Jahre in Leipzig studierte. Anschließend bereiste er 1724 Deutschland, Frankreich, England und Holland. 1725-1727 hielt er sich mit drei Edelleuten wieder in Leipzig auf und schloss dem Studium neuerlich eine Reise an. Nachdem er bereits während der Zeitzer Zeit mit seinem Gönner, dem Geheimen Rat und Kanzler von Kayn, zehn Monate in Wien gewesen war, kam er nun zum zweiten Mal acht Monate hierher. Als ihm die Universität Utrecht 1729 die Juristische Doktorwürde verlieh, kamen zu seiner Juristischen Praxis auch öffentliche Ehrenämter. 1730 wurde er Stadtsyndikus in St. Annaberg, 1735 Landsyndikus in Bautzen.
1731 heirateten Johann Basilius Küchelbecker und Sophie Aemilia Matthai, die Tochter eines Dresdner Kommerzialrats,
Neben anderen Werken veröffentlichte er die "Allerneueste Nachricht vom Römisch-Kayserlichen Hofe, nebst einer ausführlichen historischen Beschreibung der Kayserlichen Residentz-Stadt Wien, und der umliegenden Oerter; theils aus eigener Erfahrung zusammen getragen, und mit saubern Kupfern ans Licht gegeben" (Hannover 1730,²1732), eine für jene Zeit wesentliche Quelle der Wiener Stadtgeschichte, in der sich Hofbericht und Stadtbeschreibung zum Zweck eines Reiseführers verbanden. Küchelbecker grenzte sich in seiner Vorrede von Casimirs Freschots "Relation von dem käyserlichen Hife zu Wien" (1705) ob dessen darin geäußerter politischer Kritik ab, ließ in sein eigenes Werk aber sehr wohl aus protestantischer, rationalistischer Perspektive vorgebrachte Kritik an den religiösen Verhältnissen in Wien einfließen. Diese laut Selbstdarstellung als "anstößig" empfundenen "Expressionen" wurden auch in der zweiten Auflage der "Allerneuesten Nachricht" – entgegen der Behauptung in der Vorrede – nicht zurückgenommen. Bei dem ersten Teil des Werks handelt es sich um einen Hofbericht, der eine Moral- und Sittenbeschreibung (Kapitel XII) beinhaltet, der zweite Teil stellt eine umfangreiche Historische Topographie dar, die eine Tendenz zur Enzyklopädie besitzt. Küchelbeckergasse.
Werke: Ausgaben der "Allerneuesten Nachricht"
Literatur
- Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 69–87
- Gertrude Fechner: Johann Basilius Küchelbecker über Wien und die Österreicher. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. 42 (1987), S. 45 ff.
- ÖNB: Max Vancsa: Quellen und Geschichtsschreibung. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Bd. 4. Wien: Holzhausen 1911, S. 1–108, hier 101–102