Kultur-Verlag
48° 12' 45.90" N, 16° 23' 25.07" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kultur-Verlag. Der "Kultur-Verlag" wurde vermutlich im Mai 1923 von Leopold Vogel gegründet. Eine handesgerichtliche Protokollierung erfolgte nicht.
Beim Kultur-Verlag, der neben Wien auch Leipzig als Niederlassung anführte, handelte sich in erster Linie um einen Zeitschriftenverlag. Arthur Köhler und Grete Vogel waren als verantwortliche Schriftleiter tätig, eine zumindest zeitweilige engere Mitarbeit des späteren NSDAP-Mitglieds Karl Wache ist nicht auszuschließen. Nach Mitte der 1920er Jahre war der Inhaber Leopold Vogel dem "Bühnenvolksbund. Theatergemeinde Wien" verbunden.
Erstmals trat der Kultur-Verlag im Juni 1923 mit der Zeitschrift "Die Kultur" an die Öffentlichkeit. Der Untertitel "Halbmonatsschrift für Bücherfreunde" wurde ab dem 3. Jahrgang auf "Halbmonatsschrift für Bücher- und Jugendfreunde" und noch später auf "Halbmonatsschrift in Sonderheften" abgeändert.
Mitte 1928 stellte "Die Kultur" ihr Erscheinen unvermittelt ein. Insgesamt waren in sechs Jahrgängen mehr als 70 Sonderhefte herausgekommen. Das "Adreßbuch des österr. Buchhandels" verzeichnete den "Leopold Vogel Verlags- und Versandbuchhandel" zum letzten Mal in der Ausgabe 1930.
Produktion
"Die Kultur" verstand sich als literarisch-wissenschaftliches Organ, das dem Bildungs- und Unterhaltungsbedürfnis des gebildeten Mittelstandes Rechnung tragen und einen Querschnitt durch das Geistesleben bilden wollte. Politik sollte dezidiert kein Thema sein. Alle Hefte waren als Sonderhefte konzipiert, ihr Umfang schwankte zwischen 24, 32 oder 40 Seiten. Inhaltlich widmete sich die Halbmonatsschrift in unterschiedlichen Heften drei Themen – erstens der schönen Literatur, zweitens Wissenschaft und Kunst sowie drittens Reiseschilderungen.
Auf dem Gebiet der schönen Literatur erschienen mehr als 40 Sonderhefte. In der Regel befasste sich jedes Heft mit einem einzigen Schriftsteller. Vorangestellt wurde eine biografische und gelegentlich auch eine autobiografische Einführung, der Autor war meist mit Originalbeiträgen vertreten. An der Auswahl der Autorinnen und Autoren kann eine eindeutige deutschnationale Präferenz abgelesen werden. Zu nennen sind etwa Robert Hohlbaum, Karl Emerich Hirt, Theodor H. Mayer, Adam Müller-Guttenbrunn, H. L. Rosegger, Friedrich Schreyvogl, Erwin Stranik, Karl Hans Strobl, Rudolf Stürzer, Frank Thieß, Grete von Urbanitzky, Will Vesper, Karl Wache und Karl Heinrich Waggerl.
Rund 20 Sonderhefte kamen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kunst heraus. Hier wurden populärwissenschaftliche Beiträge zu Themen wie "Tiroler Sitten und Sagen", "Rassenkunde des jüdischen Volkes", "Körperkultur – eine Pflicht", "Okkulte Probleme" oder "Der Kampf gegen die Tuberkulose" veröffentlicht. Im Segment "Reiseschilderungen" erschienen rund zehn Sonderhefte, etwa "Ceylon", "Olympia und Delphoi" oder "Javanisches Tagesbuch".
Anfang Jänner 1925 veranstaltete man das "Erste literarische Preisausschreiben der Kultur", gesucht wurde "die beste kulturelle Novelle". Die drei ersten Preise gingen an Karl Emerich Hirt, Franz Zusanek und Friedrich Marius Hoffmann und wurden ebenfalls in der Zeitschrift veröffentlicht. Als Preisrichter wirkten Egid Filek, Robert Hohlbaum, Theodor H. Mayer, Fritz Salis-Samaden und Grete Vogel sowie später wohl auch Karl Wache.
Neben der Halbmonatsschrift "Die Kultur" brachte der Verlag auch einige wenige Bücher heraus, so Erwin Straniks "Unheimliches Erlebnis. Seltsame Geschichten" (1926).