Naglergasse 31
48° 12' 39.23" N, 16° 21' 58.20" E zur Karte im Wien Kulturgut
Montenuovopalais (1., Strauchgasse 1, Heidenschuss 3, Wallnerstraße 10, Naglergasse 31 [Das benachbarte Haus Naglergasse 29 ist bautechnisch kein Teil des Montenuovopalais, wird jedoch teilweise als solcher geführt]; Konskriptionsnummern 237, 242-245, 304 und 305).
Vorgängerbauten
Haus Stadt 237 "Zum Heidenschuss"
Dieses Gebäude, das an der Ecke Strauchgasse/Heidenschuss stand, war das größte der hier genannten Häuser. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1365, wobei bereits der Name "Zum Heidenschuss" (wörtlich "do der Heiden scheusst") genannt wird. Am Haus war eine Figur, die einen Sarazenen mit Pfeil und Bogen darstellte, angebracht. Die Statue wurde auch als Tartare oder Osmane gedeutet. Die Annahme, dass sich der Name des Hauses von der Familie Haiden ableite, kann klar widerlegt werden (wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Verwechslung mit dem Haidenhaus 1, Salvatorgasse 10). 1850 kaufte Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo das Gebäude, das zwischen 1648 und 1788 dem Paulinerkloster in Wiener Neustadt gehört hatte. (ausführlichere Beschreibung im Artikel Haidenhaus)
Haus Stadt 242
Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses stammt aus dem Jahr 1376. 1849 wurde es von Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo erworben.
Haus Stadt 243
Auch dieses Gebäude wird 1376 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1848 kaufte es Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo.
Haus Stadt 244
Das Haus Stadt 244 lässt sich 1380 erstmals urkundlich nachweisen. Es lag in der Strauchgasse und wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit dem Haus Stadt 245 A baulich verbunden, in dem die ungarische Kanzlei untergebracht wurde. 1693 erwarb es der Geheimrat und Reichshofratspräsident Wolfgang Graf von Oettingen. Das Haus blieb bis 1848 im Besitz der Familie Oettingen, die 1674 von Kaiser Leopold I. in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Danach ging es in das Eigentum von Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo über.
Haus Stadt 245
Dieses Haus war das letzte dieses Häuserblocks und lag bereits an der Ecke Wallnerstraße/Strauchgasse. Es war es dem Schottenstift dienstbar. Ursprünglich standen hier jedoch zwei Häuser:
Haus A
Die erste urkundliche Erwähnung dieses Gebäudes stammt aus dem Jahr 1368. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es in den Besitz von Sigmund Maroltinger, der es seinen vier Kindern vererbte, und wurde 1512 verkauft. Aus einem nicht näher genannten Grund wurde das Haus vom Schottenprälaten eingezogen und 1560 wieder veräußert. 1566 kaufte es der kaiserliche Seidensticker Francisco Medina, der unter anderem 1547 die Perlenstickerei für das Gebetbuch Ferdinands I. herstellte. Vor 1586 wurde das Gebäude mit dem Haus Stadt 244 zu einem verbaut. (Für weitere Geschichte siehe Haus Stadt 244)
Haus B
Haus B wird 1384 erstmals in einer Urkunde genannt. Es gehörte bis 1558 den Rittern von Losenstein. 1693 kaufte es Wolfgang Graf von Oettingen. Ab diesem Zeitpunkt hatte es stets dieselben Besitzer wie Haus Stadt 244.
Haus Stadt 304
Die Front dieses Hauses lag in der Naglergasse. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1453. In den Jahren 1682 bis 1690 wohnte der Barocktischler Johann Indau in diesem Gebäude. Sein Name blieb vor allem durch sein "Wienerisches Architekturbuch" bekannt. Von ihm stammt aber auch der Gnadenaltar der Mariazeller Wallfahrtskirche. Am 7. Februar 1690 starb er in diesem Haus. 1852 wurde es von Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo erworben.
Haus Stadt 305
Das Haus Stadt 305 schloss sich an das Haus Stadt 237 ("Zum Heidenschuss") an und bildete das Eckhaus Heidenschuss/Naglergasse. Es wird 1459 erstmals urkundlich erwähnt. Am 10. November 1817 kaufte es der Industrielle Franz Xaver Freiherr von Mayr. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb es 1851 Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo.
Montenuovopalais
Nachdem Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo in den Besitz aller oben genannten Gebäude gekommen war, ließ er diese abbrechen und in den Jahren 1851/1852 ein Palais nach Plänen des Architekten Josef Winter erbauen. In Anlehnung an die Statue, die am Haus Stadt 237 angebracht war, wurde an einer Ecke des neuen Gebäudes in Stockwerkshöhe die Skulptur eines säbelschwingenden osmanischen Reiters angebracht. Im Hofraum wurde 1852/1853 der Georgsbrunnen mit einer bronzenen Reiterstatue des heiligen Georg von Anton Dominik Fernkorn errichtet.
Ab 1863 war das Montenuovopalais an die "Anglo-österreichische Bank" vermietet, die dort ihre Kanzleien einrichtete, das Gebäude 1871 erwarb und zum Bankpalast umgestaltete. Im Zuge dieses Umbaus wurde der Hof überdacht und zum Kassenraum umfunktioniert. Als man das Bankgeschäft aufgab und sich die Bank in Liquidation befand (sie war um 1930 von der Creditanstalt übernommen worden), ließ diese das 2.633 Quadratmeter große Haus zu einem Büro- und Geschäftshaus umbauen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude erheblich beschädigt. Am 10. September 1944 durchschlug eine Bombe das Dach des rückwärtigen Traktes (Heidenschuss/Naglergasse) und zerstörte dort drei Stockwerke. Noch am selben Tag traf eine weitere Bombe den auf der anderen Seite des Gebäudes liegenden Trakt an der Wallnerstraße, wobei das dritte und vierte Stockwerk in einer Länge von sieben Fensterachsen einstürzten und darunter liegende Geschoße beschädigt wurden. Außerdem kam es zu Schäden durch Druckwellen der Bomben, die das auf der anderen Seite des Heidenschusses liegende Gebäude der Creditanstalt (siehe Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe) trafen.
Nach dem Krieg wurde ein Großteil des Hauses vom Hauptwirtschaftsamt der Gemeinde Wien in Anspruch genommen.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Quellen
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 397
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 180-196