Nordturm (St. Stephan)
Nordturm des Stephansdoms (1., Stephansplatz).
Auf Veranlassung Kaiser Friedrichs III. legte Hans Puchsbaum 1450 die Fundamente zum Nordturm, auch „Adlerturm“ genannt. Die Überlieferung sagt, dass in diesem Jahr der Wein so sauer gewesen sei, dass Friedrich III. angeordnet habe, ihn zum Ablöschen des Kalks zu verwenden. Wie Bauchemiker nachweisen konnten, bewirkt die Zugabe von Wein zu Mörtel tatsächlich eine höhere Festigkeit und wurde auch bei anderen Kirchenbauten, z. B. bei der Stiftskirche von Zwettl, angewendet.
1467 wurde nach Puchsbaums Entwurf auf den bereits vorhandenen Fundamenten mit den Arbeiten unter Dombaumeister Laurenz Spenyng begonnen. Der Turmunterbau mit der Barbarakapelle (ursprünglich: Urbankapelle) war um 1477, zum Zeitpunkt des Todes von Spenyng vollendet. Unter seinen Nachfolgern wurde der Bau fortgesetzt, musste allerdings 1511 eingestellt werden. Wie die vorhandenen Pläne eindrucksvoll zeigen, wäre der Nordturm mit seiner reichen spätgotischen Verzierung um einiges höher geworden als der vollendete Südturm. Allerdings verwendete man das vorhandene Geld statt für den Turmbau für die Verstärkung der Stadtmauern.
Die achteckige Haube mit Glockenhelm als Abschluss des Nordturms wurde zwischen 1556 und 1578 von Hans Saphoy errichtet. Hatte die Vollendung des Südturms (1433) den Höhepunkt der Bedeutung des bürgerlichen Patriziats angezeigt, so markierte die Baueinstellung am Nordturm (1511) dessen Niedergang. Das Erlahmen des Interesses am Bau und die Bindung verfügbarer Geldmittel für Rüstungszwecke steht mit der steigenden Gefahr durch die Osmanen (siehe Erste Türkenbelagerung (1529)) in unmittelbarem Zusammenhang. Im Volk bildeten sich als Erklärung hingegen eine Reihe von Sagen (Künstlerneid, Teufelshilfe und so weiter). Im Volksmund wurde der achteckige Abschluss als "Bierkrügel" bezeichnet.
Auf dem Plateau (mit Lift erreichbar) befindet sich die neue Pummerin.