Ressig & Wölfl

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Eisengießerei um 1900
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Firma
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1886
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1963
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  45627
GNDGemeindsame Normdatei
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Letzte Änderung am 8.07.2024 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes 5 Ressig.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Eisengießerei um 1900

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Frühere Adressierung
  • Ressig & Wölfl (1886, bis: 1888)
  • Wölfl & Gerzhär (1888, bis: 1889)
  • Wölfl & Comp (1889, bis: 1892)
  • Wölfl & Horitzky (1892, bis: 1893)
  • Stahl-Eisen-Metallgiesserei Ressig, Wölfl und Horitzky (1893, bis: 1894)
  • Stahl-Eisen-Metallgießerei Ressig & Wölfl (1894, bis: 2 Januar 1963)

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Die Firma wurde 1886 von Ludwig Wölfl sen. in einem Kellerlokal in der Sperrgasse in Fünfhaus gegründet. Wölfl entstammte einer Eisengießerfamilie aus Königshütte in der Gemeinde Leonberg, im Kreise Tirschenreuth nähe Mitterteich und der Tschechischen Grenze in der Oberpfalz (Bayern).

Die Produktion des Einmannbetriebes in einem Kellerlokal in der Sperrgasse (vormals Feldgasse) beschränkte sich zunächst auf kleine Gebrauchsgegenstände aus Gusseisen. Nach den Tiegelöfen kam nach eineinhalb Jahren ein Miniatur-Cupolofen zum Einsatz und die monatliche Produktion stieg auf 400 bis 500 Kilogramm Kunstguss.

Als Firma Wölfl & Gerzhär erfolgte 1888 die Übersiedlung nach Rudolfsheim in die Holochergasse 22 in eine größere Werkstätte. Hier wurde der Maschinenbetrieb mit zehn Arbeitern aufgenommen. 1889 erfolgte die Umbenennung in Wölfl & Comp beziehungsweise Wölfl & Horitzky. In Kooperation mit der Firma Klein & Comp (Metall- und Bronzegießerei) in der Meidlinger Hauptstraße 49 wurden Abgüsse von Modellen in Eisen, Metallen, Messing, Phosphorbronze und Zink angeboten. Ansprechpartner waren Maschinenfabriken, Mechaniker und Schlosser, Erzeuger von optischen und physikalischen Präzisionsinstrumenten, Fabriken für Gas- und Wasserleitungen sowie elektrische Beleuchtung, Metalldreher, Waagen- und Gewichtsfabriken. Das Anbot bestand aus Schablonenguss für Riemenscheiben, Schwungräder, Zahnräder und Turbinen, landwirtschaftlichem Maschinenguss für Metall-Lagerschalen, Phosphorbronzeguss für Waggonlager, Radbüchsen und Kolbengarnituren und Schieber für Motoren. Als Spezialität wurden Hutformen aus Eisen- und Zinkguss und Hutrasteln (Gittergestell) aus Messing angeboten. Die Mitarbeiterzahl stieg aufgrund dieser Erweiterungen auf 30 Personen.

Im Jahr 1892 errichtete Wölfl sen. als Wölfl & Horitzky eine Fabrik in Hietzing in der Lützowgasse 10 (vormals St. Jakobsgasse). Auf einer Grundfläche von 1.397 Qaudratmetern und 906 Qaudratmetern verbauter Fläche wurden mit 35 Mitarbeitern monatlich rund 30.000 Kilogramm Gusswaren erzeugt.

1893 trat der pensionierte Oberinspektor der Staatsbahnen Anton Ressig in die Firma als offener Gesellschafter ein. Der Firmenwortlaut wurde von Stahl-Eisen-Metallgiesserei Ressig, Wölfl und Horitzky auf nunmehr Stahl-Eisen-Metallgießerei Ressig & Wölfl geändert. Der Gesellschafter Horitzky wurde 1894 über Austritt aus dem Handelsregister gelöscht.

Im Zeitraum von 1896 bis 1910 sind Baubewilligungen und Adaptierung dokumentiert. Eine zweite Gießhalle wurde gebaut, die große Halle mit Drehkranen ausgestattet. Hier wurden unter anderem Hartgussfabrikate für Eisenbahn- und Artilleriebedarf und Maschinenbau, dazu Geschoße aus Weichguss, Waggonlager, feuer- und säurebeständige Gussstücke, Schablonenguss für die städtischen Gaswerke erzeugt. Auch die Herstellung von Dynamomaschinen zählte zu den Geschäftsfeldern. Im Vergleich der Jahre 1886-1897 stieg die Jahresproduktion von 5.000 bis 6.000 Kilogramm auf 1.880.000 Kilogramm. Der Mitarbeiterstand betrug in den Jahren 1900 bis 1906 an die 100 Mitarbeiter, 1907 70, 1908 100, 1915 bis 1926 an die 120 Mitarbeiter.

1894 wurde der Firma vom k. k. Handelsministerium ein "Erfindungs-Privileg" auf eine Neuerung an feuer- und einbruchsicheren Kassen erteilt.

Mit Erlass vom 13. Jänner 1916 wurde der Betrieb unter das Kriegsleistungsgesetz gestellt. Damit wurde berechtigter Schutz und verdiente Anerkennung der Firma zuteil "deren Gusserzeugnisse für die Ausrüstung unseren Tapferen zu Lande und zu Wasser von hervorragender Bedeutung sind".

1919 nahm der Alleininhaber Ludwig Wölfl sen. seine Söhne Dipl.-Ing. Ludwig Alois und Karl Christoph als Teilhaber in technischen Belangen und Johann Waltari in kommerzieller Hinsicht auf. Diese Teilhaber wurden mit Gesellschaftsvertrag vom 10. November 1922 auf unbestimmte Zeit zu Gesellschaftern der Firma Ressig & Wölfl ernannt.

Am 7. März 1929 schrieb das "Interessante Blatt" über das neu eröffnete "Cafe Viktoria" am Schottentor. In diesem Artikel wurde darüber berichtet, dass die Firma Ressig & Wölfl dafür sämtliche Kaffeehaustischgestelle erzeugt hatte. In der hauseigenen Werkstatt wurden sowohl die Holzmodeln, als auch die gußeisernen Tischgestelle hergestellt.

Die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre forderten ihren Tribut. So sah sich die Firmenleitung veranlasst, ein privates Darlehen aufzunehmen. Dazu wurden im April 1933 die Objekte sowie die Maschinen und Einrichtung der Fabrik verpfändet. 1934 musste dann auch das private Wohnhaus des Fimeninhabers dazu verwendet werden. "In unserer Not infolge Arbeitsmangel bitten wir Sie um Ihr wohlwollendes Entgegenkommen, uns durch Ihre weiteren, wennmöglich erhöhten Aufträgen zu helfen" - mit diesem Aufdruck wurden in den Jahren 1935 und 1936 Postkarten an die Kunden versandt. Durch dieses Maßnahmenpaket konnte die Mitarbeiterzahlen in der Krise unverändert bei 120 Mitarbeitern erhalten werden.

1936 wurden die Geschäftstätigkeiten um Kanalguss erweitert.

Der "Anschluss" 1938 an Deutschland mit seinen Auswirkungen auf Preisdruck, Rohstoffbeschränkung und anschließenden Kriegszustand, sowie die darauf folgende wirtschaftliche Stagnation beschränkte die Gewinnmöglichkeit auf das Geringste. Am 15. April 1944 verstarb der Fimengründer und Senior-Chef Ludwig Wölfl. Neuer Firmeninhaber Ludwig Alois Wölfl, sein Bruder Karl Christoph Wölfl sowie Johann Waltari wurden Gesellschafter.

1946 wurde seitens der Belegschaft eine Verstaatlichung des Betriebes angestrebt, welche aber nicht zustandekam.

Am 10. Oktober 1956 verstarb Dipl.-Ing. Ludwig Alois Wölfl. Damit wurde 1957 ein Führungswechsel auf Johann Waltari als Besitzer und Karl Christoph Wölfl als Geschäftsführer vollzogen. Nachdem sich die Firma Ressig & Wölfl in all den Jahren als Eisengießerei für Spezialerzeugnisse etabliert hat, wurde seitens der Geschäftsführung erkannt, dass ohne einen so qualifizierten Fachmann wie Ludwig Alois Wölfl diese Erzeugungstradition nicht fortgesetzt werden konnte. Außerdem konnte kein entsprechender Nachwuchs aufgebaut werden. Dazu kam, dass der Firma durch die Verlassenschaft fast ein Drittel des Vermögens entzogen wurde. Daher entschied man sich für die Liquidierung der Firma. In den Jahren 1961 bis 1963 erfolgte der sukzessive Verkauf der Maschinen und Einrichtung. Die Gebäude und das Firmenareal wurden dem Verein der Freunde des Wohnungseigentum verkauft.

Die Firma wurde am 2. Jänner 1963 aus dem Handelsregister gelöscht.

Quellen

Literatur

  • Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898. Band 2. Wien: Leopold Weiss 1898, S. 264-265
  • Der Compass Industrie Österreich: Firmenindex - Firmenverzeichnis - Warenverzeichnis. Band 94. Wien: Compass-Verlag 1963