Richard Kraus (1903–1942)
Richard Kraus, * 2. Februar 1903 Wien, † 20. Februar 1942 Internierungslager Aubagne bei Marseille (Frankreich), Industrieller, Direktor und Prokurist der "Vereinigten Papier- und Ultramarinfabriken".
Biografie
Richard Kraus war das zweite Kind des Industriellen Alfred und seiner Ehefrau Rosa Kraus, geborene Hirsch (2. Ehe: Hoton; 1880–1951). Er wurde nach seinem Onkel Richard Kraus benannt, dem älteren Bruder seines Vaters. Seine Schwester Marianne war zwei Jahre älter als er. In der "Cur- und Fremden-Liste des Curortes Baden bei Wien" wurde er 1916 als Realschüler geführt, was auf einen dementsprechenden Schulbesuch deutet. Mehr ist zu seiner Kindheit und Ausbildung nicht bekannt.
Richard Kraus stieg in das Kraus’sche Familienunternehmen ein. Er war ab 1930 Kollektivprokurist und Direktor der "Vereinigten Papier- und Ultramarinfabriken", deren Präsident sein Vater gewesen war.
Trotz des Austritts aus dem Judentum, galt Richard Kraus laut den "Nürnberger Gesetzen" als Jude und wurde als solcher nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich 1938 verfolgt. Gemeinsam mit seiner Mutter konnte er im Februar 1938 nach Belgien flüchten, seine Schwester hielt sich bei ihrem Ehemann in Prag auf. Als das NS-Regime am 10. Mai 1940 die Invasion Belgiens begann wurde Richard Kraus von der belgischen Regierung festgenommen, im Camps de Gurs, später im Lager Les Milles festgehalten und zum Arbeitseinsatz verpflichtet. Wie geschätzte weitere 6.000 bis 8.000 ausländische Männer wurde er als potenzieller Verbündeter der Nationalsozialisten eingestuft. Im Jänner 1942 wurde Richard Kraus in das Lager Aubagne bei Marseille verlegt, wo er nach schweren Misshandlungen starb. Seine Schwester Marianne Winterberg überlebte im britischen, seine Mutter im belgischen Exil.
Quellen
- ANNO: Richard Kraus, Realschüler. In: Cur- und Fremden-Liste des Curortes Baden bei Wien, 26.07.1916
- ANNO: Kollektivprokura erteilt an Richard Kraus, Vereinigte Papier- und Ultramarin Fabriken. In: Wiener Zeitung, 31.01.1930
Literatur
- Lisa Frank: Rosa Kraus. In: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung, 27.5.2024
- Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
- Georg Gaugusch: Wer einmal war A–K. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. 2 Bände. Wien: Amalthea 2011, S. 1545–1549