Simpl

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1912
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung Biercabaret Simplicissimus
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20365
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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  • 1., Wollzeile 34

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48° 12' 27.77" N, 16° 22' 41.33" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Simpl (eigentlich Simplicissimus) existiert seit 1912 an der Adresse 1., Wollzeile 34.

Vorgeschichte

Am 4. Mai 1910 schloss die Urania ihre bisherigen Räume an der Wollzeile 34. Bereits Ende März dieses Jahres lag ein Antrag der Schauspielerin und Sängerin Friederike Gutmann-Umlauft um die "Erteilung der Konzession zum Betrieb einer Singspielhalle im Lokale der Urania I. Wollzeile 34 bezw. das Projekt für die aus diesem Anlasse erforderlichen baulichen Umgestaltungen" beim Wiener Magistrat vor. Die Umbauarbeiten zogen sich bis in den Oktober, erst am 3. Oktober 1910 wurde der Betrieb bei einer abschließenden Revision zur Eröffnung freigegebenen. Die wenigen erhaltenen Akten des Wiener Magistrats zur nunmehrigen "Kleinen Bühne" in der Wollzeile enden mit dem Jahr 1911.

Neueröffnung als Simplicissimus

Als "Biercabaret Simplicissimus" wurde das Etablissement am 25. Oktober 1912 von Egon Dorn, der kurzfristig die Fledermaus geleitet und auch an der Hölle Regie geführt hatte, wiedereröffnet. Rasch entwickelte sich der Simplicissimus zu einem der beliebtesten und langlebigsten Kleinkunsttheater Wiens. Mit seinem Münchner Vorläufer hat es wenig gemeinsam; das Münchner Wappentier, eine zähnefletschende Bulldogge, wandelte sich (nach einem Entwurf von Kolo Moser) in Wien zum gezähmten "Bulli", für den es nach Rudolf Weys charakteristisch war, dass er "raunzend bellte, aber niemanden ins Wadl biss".

Zu den Stars der Frühzeit gehörten Josma Selim, Richard Hutter und Fritz Grünbaum (ab 1914); 1915 gastierte im nunmehrigen "Simplizissismus-Bierkabarett" eine polnische Fürstin. 1921 stieß Karl Farkas dazu; die von Grünbaum und Farkas ab 1922 entwickelten Doppelconférencen wurden schon bald zu einem Fixstarter in den Programmen des Vergnügungsunternehmens.

Aus dem Jahr 1930 ist ein Bescheid der nun an diesem Standort befindlichen Kabarettbühne Simplizissismus erhalten, der sich auf die damalige Prüfung der elektrischen Anlage des von Josef Czech geführten Betriebs bezieht. 1932 hieß der neue Konzessionär Kommerzialrat Alexander Goldfarb, dem sich als weiterer Leiter Josef Czech anschloss. 1938 musste die Kabarettbühne schließen.

Nachkriegszeit

Das "arisierte" "Simpl" wurde während der NS-Zeit von Felix Bernard geleitet. Zu den Ensemble-Mitgliedern gehörten Fritz Muliar, Helly Gassner und Friedl Buchar; in den letzten Kriegstagen wurden das Büro und das Archiv zerbombt. "Alle guten Texte wurden ohnehin schon davor zerstört", erinnerte sich Muliar später. Am 3. April 1945 fand die letzte Vorstellung in der Direktion Bernard statt, der bald darauf spurlos verschwand.

Erster Direktor der Nachkriegszeit wurde Otto Grünhaus Oegyn, erster Conférencier Ernst Waldbrunn - Grünbaum wurde im Konzentrationslager ermordet, Farkas kehrt 1946 nach Wien zurück. Ende 1945 stieß Heinz Conrads dazu, ein Jahr später feierten Pirron und Knapp hier ihr Debüt, es folgten Maxi Böhm und Gerhard Bronner.

1948 gab Oegyn das Kabarett mit 800.000 Schilling Schulden auf, der aus der Emigration zurückgekehrte Goldfarb klagte Oegyn, das "Simpl" wurde aus der Konkursmasse ausgeschieden, sollte neu eröffnet werden, doch als sich keine Geldgeber fanden, übergab Goldfarb den Betrieb an Karl Schmidt, den Inhaber des Royal Verlages, der ebenfalls wenig Glück in der Leitung des Kabaretts hatte und den Betrieb bald schon an den ebenfalls aus dem Exil zurückgekehrten Spengler Baruch Picker verkaufte.

Ab 17. Oktober 1950 leitete Karl Farkas das Simpl als künstlerischer Direktor und tat dies mit großem Erfolg bis wenige Tage vor seinem Tod im Jahr 1971. Zum Kern des immer wieder neu zusammengesetzten Ensembles gehörten unter anderem Maxi Böhm (1949/1950 sowie ab 1957), Heinz Conrads, Karl Hruschka, Elly Naschold und Ernst Waldbrunn, mit dem Farkas die berühmt gewordenen Doppelconférencen nun präsentierte, sowie Cissy Kraner, Ossy Kolmann und Fritz Muliar; Co-Autor war (bis 1965) Hugo Wiener, Regie führte oftmals Peter Hey.

Nach Farkas' Tod gelang es Maxi Böhm, mit dem Ensemble, in das Hugo Wiener als Autor zurückkehrte, nochmals an die große Tradition des Hauses anzuschließen; mit dem Programm 60 Jahre jung beging man 1972 das sechzigjährige Gründungsjubiläum des "Simpl".

1974 verkaufte der damalige Besitzer des Unternehmens, Baruch Picker, das Etablissement an Dr. Martin Flossmann; das letzte Böhm-Wiener-Programm hieß Öl ins Feuer, die letzte Vorstellung fand am 25. Mai 1974 statt. Flossmann zog mit seinem "Bunten Wagen" in die Wollzeile ein, gab ihm nunmehr den Namen "Bunter Wagen im Simpl" und eröffnete im Herbst 1974 die Bühne. Die Übernahme wurde von einem Konflikt begleitet, der bei Gericht endete.

1981 wurde Albert Schmidleitner Geschäftsführer. 1992/1993 zog sich Flossmann zurück, Schmidleitner wurde Besitzer, und der erst 25-jährige Michael Niavarani wurde künstlerischer Leiter.

Quelle

Literatur

  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 430
  • Eva Maria Haybäck: Der Wiener "Simplicissimus" 1912-1974. Versuch einer Analyse des Kabaretts mit längster Bestandzeit im deutschen Sprachraum. Diss., Univ. Wien. Wien 1977
  • Theodor Ottawa: Nachts, wenn der rote Bulli erwacht. In: Neues Österreich, Artikelserie 16.10.1963-15.02.1964
  • Lutz Eberhardt Seelig: Ronacher. Die Geschichte eines Hauses. Wien: Böhlau 1986
  • Hans Veigl: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien. Wien: Löcker 1986, S. 42 ff.
  • Rudolf Weys: Cabaret und Kabarett in Wien. Wien [u.a.]: Jugend-u.-Volk-Verlagsges. 1970
  • Mathias Ziegler: Der alte Hund beißt noch immer. In: Wiener Zeitung, 11.09.2012