Stadtboten
Da in Wien nie eine eigene Botenanstalt eingerichtet wurde, sorgten die Augsburger und Nürnberger Boten für die Vermittlung des schriftlichen Verkehrs mit Süddeutschland; eine um 1400 urkundlich erwähnte Botenstube im Rathaus dürfte nur wegen der "Einkehrung" der Berufs- und Gelegenheitsboten so bezeichnet worden sein. Für Botendienste des Stadtrats scheinen Ausgaben bereits im 14. Jahrhundert auf. Im 15. Jahrhundert wurden die Fußboten bereits durch reitende Boten ersetzt (erstmals in der KAR 1436). Man unterschied zwischen Eigen-, Gelegenheits- und Berufsboten; städtische Berufsboten sind nicht bekannt. Eine der letzten Eintragungen über Ausgaben für Botendienste enthält die OKAR 1509. Da der Botendienst aus verschiedenen Gründen (Sicherheit, Entfernung, Entlohnung) zu Schwierigkeiten führte, entwickelte sich die Post. Eine eigene Stadtpost war die "Kleine Post" (sogenannte Klapperpost). Im Zusammenhang mit Einkehrgasthöfen wird zuweilen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts von Boten berichtet (so beispielsweise, dass im "Goldenen Lamm" [2, Praterstraße 7] Znaimer und Prager Boten einkehrten, im "Weißen Wolf [1, Wolfengasse 3] ebenfalls Znaimer Boten).
Literatur
- Adolf Lechner: Zur Geschichte der Wiener Stadtboten. Vom Botenwesen zum Postwesen. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2 (1967), S. 179 ff.
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 14 (Bote), 15 (Briefträger)