Tonnensystem

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Schematische Darstellung des Tonnensystems
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Kanalisation, Kanal, Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 20.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Tonnensystem.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Schematische Darstellung des Tonnensystems

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!

Im Kontext der Städte-Assanierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch in Wien darüber diskutiert, welches Entsorgungssystem am besten geeignet ist, um hygienischen Anforderungen zu entsprechen. Das Wiener Stadtphysikat fasste mehrere Varianten ins Auge: das alte System der getrennten Abfuhr von festen und flüssigen Stoffen zu verbessern, eine umfassende Schwemmkanalisation einzuführen oder ein Umstieg auf das Tonnen- bzw. Kübelsystem. In den Berichten des Wiener Stadtphysikates werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme erläutert.

Beim Tonnensystem werden die menschlichen Exkremente in Behältern gesammelt, fest verschlossen und anschließend abgeführt – entweder auf den Unratableerungsplatz im Erdberger Mais oder zur weiteren Verwertung für landwirtschaftliche Zwecke. Zunächst wurde vom Stadtphysikat das Tonnen- bzw. Kübelsystem in Erwägung gezogen. Nicht weil es das beste System sei, sondern das geringste Übel.

So schrieb das Stadtphysikat im Jahresbericht von 1868 auf Seite 9: Es wurde darauf hingewiesen, dass wenn auch eine von allen Nachtheilen oder Unannehmlichkeiten vollkommen freie Methode der Exkrementenabfuhr kaum je ersonnen werden wird, doch das vom volkswirthschaftlichen Vereine in Aussicht genommene sogenannte Kübelsystem dasjenige sei, dass den gestellten Anforderungen am meisten entspreche und die wenigsten Nachtheile mit sich bringe, daher mit diesem System Versuche anzustellen sei.

Zu diesem Zeitpunkt wurde davon ausgegangen, dass die entsprechende Wassermenge für ein gut funktionierendes Schwemmsystem auch zukünftig nicht zur Verfügung stehen wird. Diese Annahme änderte sich mit Einführung der Hochquellenwasserleitung. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Schwemmkanalisation der Vorzug gegeben.

Literatur

  • Franz Innhauser / Eduard Nusser: Jahres-Bericht des Wiener Stadtfysikates über seine Amtsthätigkeit im Jahre 1867. Wien: Selbstverlag des Wiener Gemeinderathes 1868, S. 9
  • Franz Innhauser / Eduard Nusser: Jahres-Bericht des Wiener Stadtfysikates über seine Amtsthätigkeit im Jahre 1868. Wien: Selbstverlag des Wiener Gemeinderathes 1869
  • Franz Innhauser / Eduard Nusser: Jahres-Bericht des Wiener Stadtfysikates über seine Amtsthätigkeit im Jahre 1871. Wien: k.k. Hof- und Universitätsbuchhändler Braumüller 1872
  • Gerhard Meißl: Hochquellleitungen und Unratschiffe. Zur Geschichte der Wiener Wasserver- und Entsorgung. In: Umwelt-Geschichte. Arbeitsfelder, Forschungsansätze, Perspektiven. Hg. von Sylvia Hahn und Reinhold Reith. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 2001, S. 157-180