Die von der Ringmauer umschlossene Stadt gliederte sich im Mittelalter in vier Viertel (eine Art Bezirk), die man nach Haupttoren benannte: Stubenviertel (Stubentor), Kärntner Viertel (Kärntnertor), Widmerviertel (Widmertor) und Schottenviertel (Schottentor).
Die Vierteleinteilung wird zwar erst 1323 erweitert, geht aber mit Sicherheit auf das frühe 13. Jahrhundert zurück. Die Stadtviertel waren zugleich Sprengel für das militärische Aufgebot der Bürger, die Auswahl der (behausten) Genannten, die Veranlagung und Einhebung der städtischen Steuern, Verlautbarungen und so weiter. In Zeiten der Gefahr mussten sich auf den Ruf der großen Glocke zu St. Stephan die Bürger rasch versammeln: die des Widmerviertels kamen auf dem Graben, die des Kärntnerviertels auf dem Neuen Markt, die des Schottenviertels Am Hof und die des Stubenviertels auf dem Lugeck zusammen. Als sich die Stadt immer mehr über die Ringmauer hinaus vergrößerte (ursprünglich Lucken), wurde am 13. Mai 1444 die Kompetenz der Viertel auf die außerhalb angrenzenden Vorstädte ausgedehnt. 1663 wurden die bestehenden Stadtviertel halbiert, sodass es nun vier alte und vier neue Stadtviertel gab, dementsprechend acht Kompanien der Bürgerwehr. Mit der Stadterweiterung von 1850 fand die Einteilung in Stadtviertel ein Ende.
Quelle
Stadtplan, Vierteleinteilung Wiens (1730)
Literatur
- Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 91
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)