Hans-Landauer-Gedenktafel

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Gedenktafel für Hans Landauer (2020)
Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Gedenktafel
Status existiert
Gewidmet Hans Landauer
Datum von 2020
Datum bis
Stifter Wiener Wohnen
Art des Stifters
Architekt
Standort Fassade
Ortsbezug
Bezirk 2
Historischer Bezug
Thema der Erinnerung
Gruppe
Geschlechtsspezifik
PageID 70102
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Landauer-Gedenktafel-Schüttelstraße-Übersicht.jpeg
Bildunterschrift Gedenktafel für Hans Landauer (2020)
  • 2., Schüttelstraße 71

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Gedenktafel (2020)

2., Schüttelstraße 71 (Hans-Landauer-Hof)

Anlässlich der Hofbenennung nach dem Spanienkämpfer Hans Landauer am 15. Oktober 2020 wurde an der Hausfassade der städtischen Wohnhausanlage in der Schüttelstraße 71 im 2. Wiener Gemeindebezirk eine Erinnerungstafel angebracht. Diese beinhaltet neben Informationen zum Leben Hans Landauers die Wohnbaugeschichte Wiens, die damalige Wohnsituation im Bezirk, Informationen zum Architekten Rudolf Reichelt und sie beschreibt die Architektur der Wohnhausanlage.

Die Inschrift lautet:

Adresse: 1020, Schüttelstraße 71
Baujahr: 1911 bis 1913
Wohnungen: 21
Architekt: Rudolf Reichelt
Bürgermeister: Dr. Michael Ludwig
Frauen- und Wohnbaustadträtin: Kathrin Gaal

Wohnen in Wien.
Im 19. Jahrhundert wuchs als Folge der massiven Industrialisierung die Arbeiterschicht stark an, die Einwohnerzahl Wiens explodierte, vor allem durch den Zuzug aus den ländlichen Gebieten der Donaumonarchie. Die nötigen Wohnungen wurden nahezu ausschließlich von Privaten gewinnorientiert gebaut. Mietskasernen mit sogenannten „Bassena-Wohnungen“ – Zimmer und Küche mit Wasser und WC auf dem Gang – entstanden. Viele mussten diese kleinen Wohnungen (zwischen 20 und 30 Quadratmetern) noch an andere Menschen, auch stundenweise als Schlafstatt, untervermieten, um die Miete zahlen zu können. In den Jahren des Ersten Weltkrieges stagnierte die Bautätigkeit.

Der Name.
Hans Landauer kam am 19. April 1921 in Oberwaltersdorf zur Welt. Er war ein österreichischer Spanienkämpfer, Überlebender des KZ Dachau und Historiker des Spanischen Bürgerkriegs. Zeitlebens widmete er sich dem Kampf gegen den Faschismus. Landauer stammte aus einer sozialdemokratisch gesinnten Familie. Als Dreizehnjähriger übernahm er Botendienste für seinen Großvater, um die damals illegale oppositionelle Presse („Arbeiter-Zeitung“, „Die Rote Fahne“) zu verteilen. 1937 riss er von zu Hause aus, um im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten zu kämpfen. Erst wollte man ihn aufgrund seines jugendlichen Alters zurückschicken, er schaffte es allerdings, im Bataillon „12. Februar“ der Internationalen Brigaden zwei Jahre im Spanischen Bürgerkrieg zu kämpfen. 1940 wurde er verhaftet und 1941 ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Nach dem Krieg trat er in den Polizeidienst ein und arbeitete an der Aufklärung von NS-Verbrechen, im Auftrag der UNO in Zypern und als Sicherheitsbeamter bei der Österreichischen Botschaft in Beirut. Ab 1983 – seiner Pension – war er ehrenamtlicher Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Als solcher bauter er das Spanien-Archiv auf, das die Beteiligung von 1.400 Österreicherinnen und Österreichern am Spanischen Bürgerkrieg dokumentierte. Auch publizistisch widmete sich Hans Landauer der Erinnerung an das österreichische Engagement gegen den spanischen Faschismus. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Erich Hackl veröffentlichte er 2003 etwa das Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer.
Hans Landauer lebte von 1983 bis 2010 mit seiner Frau Ilse in der Halmgasse 2/7 in der Leopoldstadt am Donaukanal.
Er starb 93-jährig im Juli 2014 in seinem Geburtsort Oberwaltersdorf.

Die Architektur.
Das vier Stockwerke umfassende Eckhaus befindet sich an der Kreuzung der Schüttelstraße mit der Pfaffrathgasse. Der Biegung der Straße folgend, ist der Winkel des Gebäudes halbrund ausgebaut. Die Ecke wird durch einen halbrunden Erker betont. An den Seiten wiederholt sich die Rundung in zwei Erkern, die ab dem ersten Stock über drei Geschoße reichen. Bis heute erhalten ist die Struktur des Baus. Nicht mehr vorhanden ist die reiche Jugendstilausschmückung an der Fassade. Die Hoffassade war ursprünglich ebenfalls durch Zierelemente charakterisiert.

Der Architekt.
Der Baumeister Rudolf Reichelt errichtete gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Stadterweiterung mehrere Wohnhäuser in den Wiener Außenbezirken, unter anderem die Häuser Kreindlgasse 4 und 4A in Wien 19 (1892). Er verstarb am 20. April 1911 in Wien.

Die Geschichte.
Die Aulandschaft in der Umgebung des Wohnhauses war lange Zeit öde und verwahrlost, da sie alljährlich von Hochwassern geplagt wurde. Sein heutiges Gesicht bekam das Gebiet erst mit der Donauregulierung 1870 bis 1875. Das Areal wurde zur beliebten Wohngegend. Das Grundstück, auf dem das Wohnhaus errichtet ist, befand sich zuerst in Privatbesitz. 1925 ging es an die Firma der Gebrüder Meisels über, wurde 1938 enteignet, 1949 restituiert und 1958 von der Stadt Wien erworben.

Weblinks