Bankenversicherungen

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Datum von 1969
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Letzte Änderung am 28.09.2023 durch WIEN1.lanm08trj
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Die fünf Sektoren der österreichischen Bankwirtschaft gründeten ab 1969 12 Versicherungsgesellschaften unter Einbeziehungen bzw. Kooperationen von bzw. mit bestehenden Versicherungskonzernen, mit denen sie sich ab dem Jahr 2000 zusammenschlossen. Viele haben ihre Selbständigkeit verloren, arbeiten aber teilweise bis heute unter ihrem Gründungsnamen weiter.

Voraussetzungen für die Gründung der Bankenversicherungen

In den frühen 1970er Jahren begannen die Bankensektoren in Österreich ihren Kunden im Rahmen ihrer Allfinanz-Angebote auch Versicherungs-Dienstleistungen anzubieten, wodurch es zu einem Konzessionsstreit mit der Versicherungsbranche kam.[1] Gründe für das Interesse der Banken an Versicherungsprodukten waren vor allem die höhere Attraktivität der Lebensversicherungen durch Steuerbegünstigungen wie erstmals bei der Salcher-Polizze. Diese 1982 nach Plänen des Finanzministers Salcher eingeführte 12jährige Lebensversicherungs-Polizze sah vor, dass bei einer Prämie von 3750 Schilling der Staat einen Zuschuss von 1250 Schilling leistete. Auch die beginnende Sorge um die Leistungsfähigkeit der staatlichen Pensionsvorsorge, die zur Schaffung des Drei-Säulen-Modells führte begünstigte diese Entwicklung. Die Bankenversicherungen boten teils eigene und staatlich geförderte Produkte, vor allem im Bereich der Lebensversicherung, teils Produkte ihrer Partner- bzw. Rückversicherungsgesellschaften an. Sie hatten durch ihre regional tätigen Bankpartner bzw. durch ihre eigenen Filialen außerhalb von Wien ein großes Vertriebsnetz, wobei es allerdings einige Zeit dauerte, bis man den BankmitarbeiterInnen auch in Versicherungsfragen die nötige Fachkenntnis vermitteln konnte. Durch die Bankenversicherungen kam es zu einer kurzfristig starken Absatzsteigerung von Lebensversicherungspolizzen, zugleich aber zu einem fast ruinösen Konkurrenzkampf mit etablierten Versicherungsgesellschaften.

Die Gründung der Bankenversicherungen

Die meisten Bankenversicherungen waren bald nicht nur österreichweit tätig, sondern fassten nach 1990 auch in den Nachbarländern Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien Fuß, die sie als ihren erweiterten Heimmarkt bezeichneten. Sie erweiterten teilweise ihren Geschäftsbereich über die Lebensversicherungen hinaus auf Unfall-, Kfz-, Eigenheim- und Haushaltsversicherungen sowie auf Vorsorgepakete und Gruppenversicherungen. Besonders in der Wohnbaufinanzierung boten die Banken die dazugehörigen Sachversicherungen „aus einer Hand“ an. Im 21. Jahrhundert wurden alle diese Versicherungsgesellschaften von ihren Partnern fusioniert oder von anderen Versicherungsgesellschaften übernommen, so dass es heute mit Ausnahme von wenigen Maklergesellschaften keine einzige selbständige Bankenversicherung mehr gibt. Allerdings werden manche ihrer Namen weiterhin im Rahmen der Mehrmarkenstrategie der großen Konzerne verwendet.

Die Versicherung des Raiffeisensektors

Die erste dieser Versicherungen war die Raiffeisen Versicherung AG, die 1969 vorerst als Raiffeisen Lebensversicherung AG gegründet und ab Jänner 1970 tätig war. Ab 1979 wurde auch ein Sachversicherungs-Maklerdienst eingerichtet. 1993 erwarb die Raiffeisen Bankengruppe die Mehrheit an der Bundesländer-Versicherung, die bis dahin mit 40 % an der Versicherung beteiligt war. Die Raiffeisen Versicherung wurde deren Tochtergesellschaft. Beide Gesellschaften (Bundesländer- und Raiffeisen Versicherung) behielten ihre Eigenständigkeit. 1997 wurde die BARC-Gesellschaft als Konzern-Holding aus der Bundesländer-, Austria-, Raiffeisen- und Collegialität-Versicherung gegründet und 1999 erfolgte der Marktauftritt des neu strukturierten Konzerns unter dem neuen Namen UNIQA. 2016 erfolgte die Verschmelzung der Raiffeisen Versicherung AG mit der Uniqa Österreich Versicherung. Die Marke „Raiffeisen Versicherung“ blieb als Vertriebsmarke erhalten.

Die Versicherung des Sparkassensektors

Der Sparkassensektor (bis 1991 noch mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien) begnügte sich in den 1970er Jahren noch mit Maklergesellschaften wie der Sparkassenversicherungs Ges.m.H. (SVS) und der VMG Versicherungsmaklergesellschaft der Ersten österreichischen Spar-Casse. Diese Gesellschaften wurden von den sektoralen Spitzeninstituten gegründet und arbeiteten anfangs mit nur geringer Unterstützung des österreichweiten Vertriebsapparats ihrer Zweigstellen in den Bundesländern. 1985 wurde die Sparkassen Versicherung (s Versicherung) als Tochterunternehmen des Sparkassensektors gegründet. Sie war vorerst eine Tochtergesellschaft der Girozentrale/GiroCredit der österreichischen Sparkassen und ab 1997 der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen.[2]. Je 12,5 % der Aktien wurden von der RAS und der Donau, 37,5 % von einige Sparkassen gehalten. Die s Versicherung – spezialisierte sich auf die Sparte Lebensversicherung – war lange Zeit der größte Lebensversicherer des Landes. 2018 kam es zur Fusion der s Versicherung mit ihrer neuen Muttergesellschaft, der Wiener Städtischen Versicherung, die 2003 einen Kooperationsvertrag mit der Erste Group abgeschlossen hatte.[3] Der Name Versicherung blieb nach der Fusion als Vertriebsmarke erhalten, die Sparkassen verkaufen seither nicht nur die Produkte der s Versicherung, sondern auch jene der Wiener Städtischen Versicherung.

Die Versicherung der BAWAG

Die BAWAG Versicherung erhielt ebenfalls 1985 als Tochter der Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG) eine Versicherungskonzession, an ihr war die Wüstenrot-Lebensversicherung mit 25 % beteiligt. Bis zur Fusion mit der Postsparkasse (PSK) hatte auch die PSK eine Versicherungsdienst GmbH, die Lebensversicherungen über die Postämter verkaufte. Nach 2007 übernahm die Generali Versicherung im Rahmen ihrer Kooperation mit der BAWAG PSK in zwei Schritten die Mehrheit an der BAWAG P.S.K.Versicherung und führt sie unter dem alten Namen weiter.

Die Versicherungen der Unicredit Bank Austria

Auch die Vorgängerbanken der Unicredit Bank Austria waren im Versicherungsgeschäft tätig. Die Creditanstalt besaß mit der Creditanstalt Versicherungs AG eine eigene Gesellschaft, die Länderbank begnügte sich mit einer Maklergesellschaft. Weitere Pläne scheiterten an der Fusion mit der Zentralsparkasse 1991. Die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien arbeitete anfangs mit der s Versicherung zusammen und erwarb ab 1984 schrittweise die Aktienmehrheit an der Union Versicherungs AG. Sie fusionierte diese 2007 mit der Creditanstalt Versicherung zur Bank Austria-Creditanstalt-Versicherungs AG, wobei die Vienna Insurance Group wieder Hauptaktionär wurde. 2008 verkaufte die Vienna Insurance Group ihren Aktienanteil an der Bank Austria-Creditanstalt-Versicherungs AG an den deutschen ERGO Konzern, der in den Folgejahren die restlichen Anteile erwarb und die Versicherung fünf Jahre später fusionierte.[4] Die Unicredit Bank Austria verkauft deshalb Produkte der ERGO. Der ERGO Konzern hat 2007 die ERGO Austria International AG für seine Aktivitäten in Österreich gegründet.

Die Versicherung des Volksbankensektors

Der Volksbankensektor startete ebenfalls 1985 seine Versicherungsanbote, indem er 25,3 % der Aktien der Victoria Versicherungs AG, einer Tochter des deutschen Großkonzerns, erwarb, womit er die Versicherungskonzession besaß. 2009 erwarb die ERGO Austria International AG die Aktienmehrheit an der Victoria-Volksbanken-Versicherung und fusionierte sie 2012. Wie Unicredit Bank Austria verkauft auch der Volksbankensektor nur mehr Produkte der ERGO.

Die Versicherung der Drei-Banken

1988 folgte die Gründung der „3-Banken-Versicherung AG“, bei der die „Bank für Steiermark und Kärnten“, die „Bank für Oberösterreich und Salzburg“ und die „Bank für Tirol und Vorarlberg“ gemeinsam mit Wüstenrot die Aktien hielten. Sie konzentrierte sich auf Firmenkunden und änderte 1997 und 2009 ihr Konzept und ihre Rechtsform durch Änderung des Namens auf „3-Banken-Versicherungsmakler Ges.m.b.H.“ Ihr Sitz ist in Linz.

Sitze der noch dem Namen nach bestehenden Bankenversicherungen

Die Raiffeisen Versicherung begann ihre Tätigkeit im Haus der Genossenschaftlichen Zentralbank am 1, Michaelerplatz 2 und mietete dann einige Räume in der Johannesgasse 23. 1978 wurde das neu errichtete Haus in der Wiedner Hauptstraße 100 bezogen.

Die s Versicherung war vorerst im Haus der Girozentrale der Sparkassen in 1, Beethovenplatz 3 tätig. Derzeit (Stand 2023) ist sie im Haus 1, Wipplingerstraße 36-38 tätig.

Die BAWAG PSK Versicherung begann in 1, Seitzergasse 2-4 und ist nun (Stand 2023) in 22, Kratochwjlestraße 4 tätig.

Alle anderen (ehemaligen) Bankversicherungen sind am Sitz ihrer nunmehrigen Mutteranstalten tätig.

Literatur

  • Handelsblatt, 4. September 2013
  • Presseaussendung der Vienna Insurance Group Nr.29/2018 (1.Oktober 2018)
  • Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: GESCO Verlag 2005
  • Helmut Strauss: Krieg und Frieden: Verbindungen zwischen Banken und Versicherungen (1980-1986) im Spiegel der österreichischen Presse. In: Wolfgang Rohrbach (Red.), Versicherungsgeschichte Österreichs. Bd. 3, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1998, S. 1127-1157

Einzelnachweise:

  1. Helmut Strauss: Krieg und Frieden: Verbindungen zwischen Banken und Versicherungen (1980-1986) im Spiegel der österreichischen Presse. In: Wolfgang Rohrbach (Red.), Versicherungsgeschichte Österreichs. Bd. 3, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1998, S. 1142-1145.
  2. Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: GESCO Verlag 2005, S.259.
  3. Presseaussendung der Vienna Insurance Group Nr.29/2018.
  4. Handelsblatt vom 4.September 2013.