Gardekirche
48° 11' 52.26" N, 16° 22' 44.64" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gardekirche (3., Rennweg 5A; Kirche der Resurrektionisten zu Ehren des gekreuzigten Heilands; ursprünglich Spitalskirche, 1782 nach der Polnischen Leibgarde Gardekirche benannt; Polnische Kirche).
1754 wurde das Kaiserspital (Hofspital) von Maria Theresia aus der Stadt auf den Rennweg und das dort unter Karl VI. gegründete Dreifaltigkeitsspital in die Alservorstadt verlegt. Im Zuge dessen wurde der Bau einer Spitalskirche beschlossen, deren Errichtung durch den Architekten Nikolaus Pacassi von 1755 bis 1763 erfolgte. Die Kirche wurde 1763 geweiht.
Joseph II. hob das Spital 1782 auf und übergab es samt Kirche der Polnischen Leibgarde als Quartier. Von dieser Garde hat die Kirche seither ihren Namen.
Dem 1892 gestellten Ersuchen des polnischen Ordens der Resurrektionisten um Überlassung der Kirche wurde 1897 stattgegeben (zwei Gedenktafeln in deutscher und polnischen Sprache); seit 1898 ist die Gardekirche polnische Nationalkirche.
Äußeres
Nikolaus Pacassi begann 1755 neben dem Bau eines neuen Trakts für das Spital mit dem Bau der Kirche, die am 1. November 1763 zur Erinnerung an die erste Kreuzkapelle (später Katharinenkapelle) dieses Spitals zu Ehren des heiligen Kreuzes geweiht wurde. Bereits 1769 wurde wegen schwerer Bauschäden eine Renovierung notwendig, die Peter Mollner nach Angaben von Jean Baptiste de Demenge Brequin gegen den Protest Pacassis durchführte, der die Umgestaltung ablehnte. Seither zeigt die Gardekirche nüchterne frühjosephinische-klassizistische Bauformen. 1890-1898 erfolgte ein grundlegender Umbau des Komplexes. Die Spitalsgebäude wurden demoliert und die Anbauten hinter der Kirche in der bis heute bestehenden Form gestaltet. Die Restaurierung der Kirche selbst veränderte den Bau nur unwesentlich (unter anderem Erhöhung des Turms).
Inneres
Der Kirchenraum, ein ovaler Zentralraum mit tief ansetzender Rippenkuppel, der sich aus einem Oktogon entwickelt, zeigt die auch aus Schönbrunn (Große Galerie) vertrauten Rokokoformen. Die Kuppel besitzt vier Ochsenaugen und eine Laterne mit acht Fenstern. Die Gardekirche ist das letzte vorzügliche Beispiel des Rokoko in Wien. Die Kirche besitzt beiderseits je drei flache Nischen, einen querrechteckigen Chor und Stuckdekorationen in elegantverspielten Formen, die sich teilweise durch Vergoldung von dem ganz in Weiß gehaltenen Raum abheben. Das Hochaltarbild „Christus am Kreuz" schuf Peter Strudel. Die Altäre stammen nicht aus der Erbauungszeit (Neugestaltung Ende 18. und erste Hälfte 19. Jahrhundert), die Altarbilder sind jedoch durchwegs aus dem Barock. Am linken Seitenaltar „Tod des heiligen Joseph" von Ignaz Heinitz von Heinzenthal. Die Stuck-Pietà dürfte noch aus dem alten Hofspital stammen. Die heutige Orgel wurde 1983 von Papst Johannes Paul II. geweiht (Gedenktafel neben dem Kircheneingang).
Quellen
- WStLA, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1 - Pläne und Karten, 238G.48
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Gardekirche
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989 , S. 114 f.
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 53
- Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 1, 55
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 225
- Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 133
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 129 f.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 104
- Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien. 2000 Jahre Garnisonsstadt, Bd. 4, Teil 1, II.-VI. Bezirk. Gnas: Weishaupt Verlag, S. 235 f.