Marktrichter

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Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
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Letzte Änderung am 18.03.2020 durch WIEN1.lanm08wei


Erst verhältnismäßig spät schuf Kaiser Maximilian I. auf Bitten der Stadt im Jahr 1504 das Amt des Marktrichters. Er unterstand zunächst dem Stadtrichter, wurde jedoch später der Stadt berichtspflichtig. Aufgabe der Marktrichter war die Bekämpfung des An- und Verkaufs von Waren außerhalb der Marktzeiten zum Zweck der Erzielung außerordentlicher Gewinne durch künstliche Verknappung des Angebots ("Vorkauf", "Fürkauf"). Weiters oblag den Marktrichtern die generelle Marktaufsicht mit Bezug auf Marktstände, Qualität der Waren. Die Marktrichter verfügten über zahlreiches Hilfspersonal in Form von Beschauern für die verschiedensten Grundnahrungsmitteln. 1790 wurden sieben Marktrichter genannt. Jeder Händler musste täglich seine gedruckten Bolleten, die eine Befugnis bestätigten, bei sich haben und auf Verlangen dem Marktrichter vorweisen. 1804 wurde eine neue "Dienstinstruktion für magistratische Marktrichter" (Gliederung in allgemeine Pflichten und spezielle Amtshandlungen) erlassen, die genaues Wissen hinsichtlich der Marktordnungen verlangte. Der Marktrichter musste sich am Marktplatz Seilerstätte am Morgen einfinden, um die verkaufenden Parteien auf ihre Plätze zu verweisen und ihre Richterzettel (bei Selbsterzeugern) beziehungsweise kaiserlichen Pässe (bei einfachen Händlern) einzusehen. Allgemein musste der Marktricher auf verschiedenen Märkten auf die Qualität der zum Verkauf angebotenen Waren achten. Neben dem Dienst in der Stadt hatten Marktrichter auch auf den Märkten in der Vorstadt Aufsichtpflichten; über besondere Vorfälle hatten sie dem Magistrat Bericht zu erstatten.


Literatur

  • Josef Pauser: Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien, in: Karl Vocelka / Anita Traninger [Hg.]: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (Peter Csendes / Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2), Wien/Köln/Weimar: 2003, S. 72
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 83
  • Elfriede Sheriff: Die Ämter der Stadt Wien von 1783-1848 in verwaltungsgeschichtlicher und personeller Hinsicht. Diss. Univ. Wien. Wien 1977, S. 146-151