Nationalrat

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Institution
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1918
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen Karl Seitz, Richard Weiskirchner, Wilhelm Miklas, Matthias Eldersch, Karl Renner, Leopold Kunschak, Felix Hurdes, Leopold Figl, Alfred Maleta, Anton Benya, Rudolf Pöder, Heinz Fischer, Andreas Khol, Barbara Prammer
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  15301
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  • 1., Dr.-Karl-Renner-Ring 3

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48° 12' 28.76" N, 16° 21' 33.00" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vorgänger: Provisorische Nationalversammlung (1918/1919), Konstituierende Nationalversammlung (1919/1920)

Der Nationalrat

Der seit 10. November 1920 (ausgenommen 1934-1945) bestehende Nationalrat ist als Nachfolger des Hauses der Abgeordneten der Monarchie bzw. der 1918-1920 tätigen Nationalversammlung das wesentliche gesetzgebende Organ Österreichs und hält seine Sitzungen im Parlamentsgebäude, 1., Dr.-Karl-Renner-Ring 3, ab. Als zweite Kammer ist der Bundesrat als Vertretung der Bundesländer tätig: Gemeinsam bilden Nationalrat und Bundesrat die Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten angelobt und Kriege erklärt. In der Ersten Republik hat die Bundesversammlung den Bundespräsidenten gewählt; diese Kompetenz wurde mit der Verfassungsnovelle von 1929 durch die Volkswahl des Bundespräsidenten ersetzt, die aber erst 1951 zum ersten Mal stattfand.

De facto ist der Nationalrat das entscheidende Organ der Republik. Er kann vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Regierung aufgelöst werden. Die Bundesregierung muss vom Bundespräsidenten entlassen werden, wenn ihr der Nationalrat das Misstrauen ausspricht. Die Zahl der Abgeordneten betrug 1920 183 und ab 1923 165. 1945 wurde diese Zahl beibehalten, 1971 jedoch aufgrund einer Wahlrechtsreform wieder auf 183 erhöht. Die Legislaturperiode betrug bis 2007 vier Jahre; in jenem Jahr wurde sie auf fünf Jahre verlängert.

Der Nationalrat wird seit 1929 vom Bundespräsidenten pro Jahr zu zwei Sessionen (Frühjahrs- und Herbstsession) einberufen. Die Verteilung der Mandate auf die einzelnen Bundesländer wird aufgrund der Volkszählungsergebnisse festgelegt. Der Nationalrat wählt aus seiner Mitte seinen Präsidenten sowie den zweiten und dritten Präsidenten und bestellt aus der Reihe seiner Mitglieder Ausschüsse. Zu wichtigen Themen bestehen ständige Ausschüsse.

Wahlergebnisse (Mandate)

  • 1919: 72 SDAP, 69 CSP, 27 Deutschnationale, 1 Jüdisch Nationale Partei, 1 Sonstige
  • 1920: 85 CSP, 69 SDAP, 28 Deutschnationale, 1 Sonstige
  • 1923: 82 CSP, 68 SDAP, 10 GDVP, 5 Landbund
  • 1927: 73 CSP, 71 SDAP, 12 GDVP, 9 Landbund
  • 1930: 72 SDAP, 66 CSP, 19 GDVP/Landbund, 8 Heimatblock
  • 1945: 85 ÖVP, 76 SPÖ, 4 KPÖ
  • 1949: 77 ÖVP, 67 SPÖ, 16 WdU, 5 KPÖ
  • 1953: 74 ÖVP, 73 SPÖ, 14 WdU, 4 KPÖ
  • 1956: 82 ÖVP, 74 SPÖ, 6 FPÖ, 3 KPÖ
  • 1959: 79 ÖVP, 78 SPÖ, 8 FPÖ
  • 1962: 81 ÖVP, 76 SPÖ, 8 FPÖ
  • 1966: 85 ÖVP, 74 SPÖ, 6 FPÖ
  • 1970: 81 SPÖ, 78 ÖVP, 6 FPÖ
  • 1971 (183 Abgeordnete): 93 SPÖ, 80 ÖVP, 10 FPÖ
  • 1975; 93 SPÖ, 80 ÖVP, 10 FPÖ
  • 1979: 95 SPÖ, 77 ÖVP, 11 FPÖ
  • 1983: 90 SPÖ, 81 ÖVP, 12 FPÖ
  • 1986: 80 SPÖ, 77 ÖVP, 18 FPÖ, 8 Grüne
  • 1990: 80 SPÖ, 60 ÖVP, 33 FPÖ (ab 1993: 28 FPÖ, 5 LIF), 10 Grüne
  • 1994: 65 SPÖ, 52 ÖVP, 42 FPÖ, 13 Grüne, 11 LIF
  • 1995: 71 SPÖ, 53 ÖVP, 40 FPÖ, 10 LIF, 9 Grüne; aufgrund von Einsprüchen der FPÖ kam es 1996 zur Wahlwiederholung in Reutte/Tirol und Donnerskirchen/Burgenland (danach: 52 ÖVP, 41 FPÖ)
  • 1999: 65 SPÖ, 52 FPÖ (einige hundert Stimmen Vorsprung), 52 ÖVP, Grüne 14
  • 2002: 79 ÖVP, 69 SPÖ, 18 FPÖ (2005 Abspaltung der meisten Mandatare zum neu gegründeten BZÖ), 17 Grüne
  • 2006: 68 SPÖ, 66 ÖVP, 21 Grüne, 21 FPÖ, 7 BZÖ
  • 2008: 57 SPÖ, 51 ÖVP, 34 FPÖ, 21 BZÖ, 20 Grüne
  • 2013: 52 SPÖ, 47 ÖVP, 40 FPÖ, 24 Grüne, 11 Team Stronach, 9 NEOS (nach diversen Fraktionsaus- und -übertritten 2016: 52 SPÖ, 50 ÖVP, 38 FPÖ, 24 Grüne, 9 NEOS, 6 Team Stronach, 4 fraktionslos)
  • 2017: 62 ÖVP, 52 SPÖ, 51 FPÖ, 10 NEOS, 8 Liste Pilz
  • 2019: 71 ÖVP, 40 SPÖ, 31 FPÖ, 26 Grüne, 15 NEOS

Zahl der Wiener Mandate und der auf Parteien entfallenden Direktmandate

  • 1945: 46 (28 SPÖ, 16 ÖVP, 2 KPÖ)
  • 1949: 40 (24 SPÖ, 17 ÖVP, 3 KPÖ, 2 WdU)
  • 1953-1959: 40
  • 1962-1970: 38
  • 1971: 42
  • 1975-1979: 39
  • 1983-1994: 36
  • 1995: 34 (14 SPÖ, 6 ÖVP, 6 FPÖ, 2 Grüne, 2 LIF)
  • 1999: 34 (12 SPÖ, 8 FPÖ, 5 ÖVP, 3 Grüne)
  • 2002: 33 (14 SPÖ, 10 ÖVP, 4 Grüne, 2 FPÖ)
  • 2006: 33 (13 SPÖ, 7 ÖVP, 5 Grüne, 4 FPÖ)
  • 2008: 33 (11 SPÖ, 6 FPÖ, 5 ÖVP, 5 Grüne, 1 BZÖ)
  • 2013: 33 (10 SPÖ, 6 FPÖ, 5 Grüne, 4 ÖVP, 2 NEOS, 1 Team Stronach)
  • 2017: 33 (11 SPÖ, 7 ÖVP, 7 FPÖ, 2 NEOS, 2 Liste Pilz)
  • 2019: 33 (8 SPÖ, 8 ÖVP, 6 Grüne, 4 FPÖ, 3 NEOS)

Regierungen

  • 1945-1947: Allparteienregierung
  • 1947-1966: Koalitionsregierungen ÖVP-SPÖ
  • 1966-1970: Alleinregierung ÖVP
  • 1970-1971: Minderheitsregierung SPÖ
  • 1971-1983: Alleinregierung SPÖ
  • 1983-1986: Koalitionsregierung SPÖ-FPÖ
  • 1986-2000: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
  • 2000-2006: Koalitionsregierungen ÖVP-FPÖ (ab 2005: ÖVP-BZÖ)
  • 2006-2017: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
  • 2017-2019: Koalitionsregierung ÖVP-FPÖ
  • 2019-2020: Beamtenregierung
  • 2020-: Koalitionsregierung ÖVP-Grüne

Abkürzungen

  • BZÖ: Bündnis Zukunft Österreich
  • CSP: Christlichsoziale Partei
  • FPÖ: Freiheitliche Partei Österreichs
  • GDVP: Großdeutsche Volkspartei
  • KPÖ: Kommunistische Partei Österreichs
  • LIF: Liberales Forum
  • NEOS: Das Neue Österreich und Liberales Forum
  • ÖVP: Österreichische Volkspartei
  • SDAP: Sozialdemokratische Arbeiterpartei
  • SPÖ: Sozialistische Partei (ab 1991: Sozialdemokratische Partei)
  • WdU: Wahlpartei der Unabhängigen

(Erste) Präsidenten

In der Bundesverfassung wird der Begriff Erster nicht verwendet.

Sprachgebrauch

In der Zweiten Republik wurde bis in die 1970er Jahre auch der einzelne Nationalratsabgeordnete als Nationalrat bezeichnet, so wie Mitglieder des Wiener Gemeinderats bis heute als Gemeinderat tituliert werden.

Literatur

  • Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
  • Helmut Konrad: Die Ausschaltung des Parlaments. In: Bernhard Hachleitner / Alfred Pfoser / Katharina Prager / Werner Michael Schwarz [Hg.]: Die Zerstörung der Demokratie. Österreich, März 1933 bis Februar 1934. Salzburg / Wien: Residenz Verlag 2023, S. 74–79

Weblinks

Einzelnachweise