Prater Talmudthora-Verein Jüdisch-ortodoxer Schulverein für den II. Bezirk

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1923
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 359114
GND
WikidataID
Objektbezug jüdische Geschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 14.10.2021 durch WIEN1.lanm08jen
  • 2., Sebastian-Kneipp-Gasse 14

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Vereinsgeschichte

Der „Prater Talmudthora-Verein Jüdisch-ortodoxer Schulverein für den II. Bezirk“ wurde 1923 gegründet und bestand bis 1938. Der Proponent Ch. Dörfler, 1923 wohnhaft in 2., Obermüllnerstraße 11/12 reichte die Statuten am 14. August 1923 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck lautete "a) Der Verein bezweckt die jüdische Jugend des II. Bezirkes durch den Unterricht im religiösen Schrifttume im Geiste des streng ortodoxen Judentums zu erziehen und insbesondere das Studium der Bibel, des Talmud und des Religions – Codexes (Schulchan Aruch) zu fördern. b) Über die Einhaltung dieser Bestimmung führt das jeweilige Rabbinat des Vereines ‚Adas Jisroel‘ in Wien II., Schiffgasse 8Schiffschulrabbinat“ genannt „sowie ein vom jeweiligen Vorstand des Vereines Beth Jichak in Wien II., Wohlmutstraße 21 zu delegierenden Rabbiner die Aufsicht“. Der Schulbetrieb, die Schulprüfungen, sowie die Anstellung von Lehrkräften wurden von anerkannten orthodoxen, ehrenamtlich fungierenden Rabbinern überwacht und begleitet (Statut 1923, § 2). Die finanzielle Ausstattung des Vereins wurde durch Stiftungen, Spenden, Legate und Mitgliedsbeiträge bereitgestellt (§ 3). „Ordentliche Mitglieder“ konnte „jede männliche Person israelitischen Glaubensbekenntnisses werden sobald sie das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben (sic!)“ und im Voraus einen Jahresbeitrag von 24.000 Kronen erlegt hatten (§ 3). Der Verein unterstand dem „Aufsichtsrecht“ der Israelitischen Kultusgemeinde“ (§ 12). Im Jahr 1924 wurde der Verein anlässlich einer Generalversammlung vom 14. Dezember 1924 umgebildet. Der Vereinszweck lautete nun: „a) Der Verein bezweckt, die jüdische Jugend des II. Bezirkes durch den Unterricht im Geiste des streng orthodoxen Judentums zu erziehen und insbesondere das Studium der Thora, des Talmud und des Religions – Codexes (Schulchan Aruch) zu fördern“ (Statut 1924, § 2). Die finanzielle Ausstattung des Vereins wurde nun auch „durch Veranstaltungen aller Art, durch Sammlungen, durch selbständige Herausgabe von Erzeugnissen oder Beteiligung bei solchen Unternehmungen“ bereitgestellt (§ 3). [1].Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Der „Prater Talmudthora-Verein Jüdisch-ortodoxer Schulverein für den II. Bezirk“ als Träger einer jüdischen Religionsschule

Der „Prater Talmudthora-Verein Jüdisch-orthodoxer Schulverein für den II. Bezirk“ wurde zum „Wiederholungsunterricht in israelitischer Religion und Hebräisch vom Stadtschulrat für Wien und somit als Privatlehranstalt anerkannt. Der Schulbetrieb fand in 2., Sebastian-Kneipp-Gasse 14 statt[2]

Arisierung und Vereinsauflösung 1938

Die Auflösung des „Prater Talmudthora-Vereins Jüdisch-orthodoxer Schulverein für den II. Bezirk“ und dessen Löschung aus dem Vereinsregister erfolgte durch die Behörde Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Laufe des Jahres 1938. Laut Akt des Stillhaltekommissars ergingen 19.372,46 Reichsmark als Aufbauumlage und Verwaltungsgebühr an den Stillhaltekommissar. Der Wert der dem Verein gehörigen Liegenschaft KG Leopoldstadt, EZ 4939, 2., Stuwerstraße 30, wurde auf 30.742 Reichsmark geschätzt. (Schätzgutachten von Ing. Schandl vom 27. Oktober 1938). Auf ihr lastete eine Hypothek der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien in der Höhe von 11.370,54 Reichsmark[3].

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution der Liegenschaft

Eigentümer der Liegenschaft 2., Stuwerstraße 30, 2., KG Leopoldstadt, EZ 4939 war der „Prater Talmudthora-Verein Jüdisch-ortodoxer Schulverein für den II. Bezirk“ zur Gänze. Die Liegenschaft wurde aufgrund eines Bescheides des Stillhaltekommissars zu ¾ in das Eigentumsrecht von Margarethe Zerdik, „Notarassessorsgattin (sic!), 1939 wohnhaft in 18., Türkenschanzstraße 1 und zu 3/4 Ing. Ferdinand Hofer, „Landesbaukommissar“, Baden bei Wien, überführt. Es kam am 27. April 1939 zum Kaufvertrag zwischen dem Stillhaltekommissar und Margarethe Zerdik sowie Ferdinand Hofer bei einem Kaufpreis von 38.200 Reichsmark und zur Einverleibung des Eigentumsrechtes am 19. Juni 1939 [4] Im Jahr 1951 stellte die Israelitische Kultusgemeinde Wien als Rechtsnachfolgerin des nicht mehr wieder begründeten Vereins bei der Rückstellungskommission Wien beim Landesgericht für Zivilrechtssachen einen Antrag auf Rückstellung der Liegenschaft (Zl. 60 Rk 74/51 Akt nicht mehr existent). Am 2. Jänner 1952 kam es zum Vergleich über eine Rückstellung an die Antragstellerin Israelitische Kultusgemeinde und eine Zahlung von 20.600 Schilling durch die Israelitische Kultusgemeinde an die Antragsgegner. Ferdinand Hofer war inzwischen verstorben, Kurt Zerdik erschien als öffentlicher Notar in Vertretung der Verlassenschaft nach Ferdinand Hofer[5]

Vereinsvorstand 1924

  • Obmann: M. Scharfstein
  • Schriftführer: Ch. Dörfler

Vereinsvorstand 1931

  • Obmann: Abraham Geiger

Vereinsvorstand 1938

Quellen

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 7080/1923
  2. Verordnungsblatt des Stadtschulrates, Jg. 1933, 15. Oktober 1933, S. 89.
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 R 28, Schachtel 571 und >Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 7080/1923.
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 18, Karton 973 und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 R 28, Karton 571.
  5. Wiener Stadt-und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 41: 2. Bezirk, Zl. 1914.
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien IV Ac 31 R 28, Schachtel 771.