Triumphpforte

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Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.05.2021 durch WIEN1.lanm08pil

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Triumphpforte (auch Triumphbogen oder Ehrenpforte; unkorrekte Bezeichnung für einen freistehenden römischen Ehrenbogen; triumphus = Einzug des Siegers), allseits freistehende Bauwerke mit einer Durchfahrt und prächtigen Gestaltungen der Torpfeiler und des Aufbaus, die an Verkehrsknotenpunkten errichtet und dem feierlichen Durchzug einer fürstlichen Persönlichkeit anlässlich festlicher Ereignisse (Krönung, Sieg, Vermählung, Trauerfeierlichkeiten [ Castrum doloris ]) dienten. Nach Vorbildern aus der Antike (unter anderem die zahlreichen steinernen Triumphbögen in Rom, beispielgebend der einbogige Titusbogen [81 nach Christus] und der dreibogige Konstantinbogen [312-315]) ab dem 16. Jahrhundert nördlich der Alpen eingeführt (in der Barockzeit des 17./18. Jahrhunderts besonders häufig). Im Mittelalter hatte die Form des Triumphbogens nur bei romanischen Kirchenfassaden, in der Renaissance für Prunkportale und (Wand-)Grabdenkmäler Verwendung gefunden. In der Regel wurde die Triumphpforte nur für den konkreten Anlass aus Holz und bemalter Leinwand errichtet und nachher wieder entfernt (in Wien sind einige in Stichen erhalten); nur vereinzelt führte man sie in Stein aus (beispielsweise in Innsbruck). In Wien gab es beispielsweise vier Triumphpforten beim Einzug Maximilians II. (1563), weitere beim Einzug Erzherzog Matthias' (14. Juli 1608), bei der Rückkehr Josephs I. von der Königskrönung (4. März 1690; Künstler wie Johann Bernhard Fischer von Erlach [Triumphpforte der Niederleger ] und Peter Strudel waren an der Gestaltung der Triumphpforten in der Wollzeile und am Stock-im-Eisen-Platz beteiligt), 1699 aus Anlass von Josephs Vermählung (Stock-im-Eisen-Platz; Johann Bernhard Fischer von Erlach) und 1745 anlässlich der Heimkehr von der Kaiserkrönung Franz' I. (Giuseppe Galli-Bibiena; die Landstände bezahlten eine Triumphpforte in der Herrengasse, die hofbefreiten Handelsleute und Handwerker eine am Kohlmarkt und die Niederleger wieder eine in der Wollzeile). Triumphpforten gab es auch für Joseph II. bei der Rückkehr von der Königskrönung in Frankfurt (1764) und bei seiner Vermählung mit Isabella von Parma (6. Oktober 1760; Triumphpforte am Kohlmarkt). Die letzten Triumphpforten wurden am 9. November 1790 anlässlich der Thronbesteigung Leopolds II. aufgestellt. Franz II. verbat sich beim Herrschaftsantritt 1792 Triumphpforten und stellte der Stadt Wien anheim, die bereitgestellten Mittel für den Abbruch der verkehrsbehindernden Häuserzeile vor der Westfront des Stephansdoms zu verwenden; bei der Rückkehr Franz' I. nach dem Sieg in Frankreich (1814) beschränkte man sich auf die Ausschmückung des Kärntnertors. Eine revolutionsklassizistische Reduktionsform stellt Canevales Portal in den Augarten dar (1775), 1856 ist das Tor der Kaiser-Franz-Josephs-Kaserne zu nennen und in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wollte Gottfried Semper (Kaiserforum) die beiden Hofmuseen mit den projektierten beiden Trakten der Neuen Hofburg durch Triumphpfbögen verbinden. In expressiver Abstraktion fand der Triumphbogen noch bei städtischen Wohnhausbauten Anwendung (Am Fuchsenfeld, Matteottihof, Rabenhof).

Literatur

  • Alois Trost: Wiener Triumphpforte und Trauergerüste auf Stichen. In: Die Graphischen Künste. 1950
  • P. Graef: Triumphpforte und Ehrenbogen. In: Denkmäler des klassischen Altertums. 1889
  • E. Löwy: Die Anfänge des Triumphbogens. 1928
  • Hans Koepf: Bildwörterbuch der Architekten. Stuttgart. 8^1974
  • Johannes Jahn: Wörterbuch der Kunst: Stuttgart 1975
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 95), S. 202 f., 411, 433, 566 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956