Umgestaltetes Kriegerdenkmal

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Umgestaltetes Kriegerdenkmal, BG 19, 19., Gymnasiumstraße 83
Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Denkmal
Status existiert
Gewidmet
Datum von 2011
Datum bis
Stifter Bundesgymnasium 9
Art des Stifters Bildungseinrichtungen
Architekt
Standort Im Gebäude
Ortsbezug Bildungsort
Bezirk 19
Historischer Bezug Nationalsozialismus
Thema der Erinnerung Haft, Beraubung, Deportation, Exil, Tod
Gruppe Jüdinnen und Juden
Geschlechtsspezifik Beide
PageID 51896
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle POREM
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Letzte Änderung am 15.04.2021 durch DYN.krabina
Bildname Umgestaltetes Kriegerdenkmal, BG 19, 1190 Gymnasiumstraße 83.jpg
Bildunterschrift Umgestaltetes Kriegerdenkmal, BG 19, 19., Gymnasiumstraße 83
  • 19., Gymnasiumstraße 83

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48° 14' 7.84" N, 16° 20' 54.56" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen des Döblinger Gymnasiums in 19., Gymnasiumstraße 83 wurde am 18. November 2011 die Umgestaltung des Kriegerdenkmals in der Schule präsentiert. Das Kriegerdenkmal wurde 1935 vom ehemaligen Kunstlehrer und illegalen Nationalsozialisten Ernst Peche gestaltet und nach 1945 durch einen Marmorrahmen mit der Aufschrift "Dem Gedenken der im 2. Weltkriege gefallenen Lehrer und Schüler" ergänzt. Lediglich eine Informationstafel, verfasst vom Lehrer und Historiker Martin Krist, wies auf den problematischen Kontext des Denkmals hin.

Der Entwurf für die Umgestaltung des Denkmals stammt von Stefan Klampfer und Aldo Ernstbrunner – dabei wurde die Bronzetafel aus dem Marmorrahmen genommen und eine dahinterliegende Ziegelwand freigelegt. Neben der Bronzetafel, die sich nun links vom Rahmen befindet, hat der Schriftsteller Doron Rabinovici den Text für eine neue Tafel verfasst, die rechts vom Marmorrahmen hängt.

Die Inschrift auf der neuen Tafel zum Denkmal lautet:

"Von jenen, die während des Nationalsozialismus als Juden verfolgt wurden, ist auf dem Kriegerdenkmal nichts zu lesen. Von den 349 Schülern und Schülerinnen im Jahr 1938 wurden 104, also beinah ein Drittel, am 29. April des Gymnasiums verwiesen. Sieben dieser Ausgeschlossenen, ein ehemaliger Lehrer und viele, die hier maturiert hatten, wurden in eigens dafür vorgesehenen Tötungsstätten umgebracht. Jenseits des Krieges vollzog sich die Vernichtung. Lange vor Ausbruch der Kämpfe wurde der Jude zum Gegenmenschen und zum Untermenschen erklärt. Die Opfer wussten nicht, wie ihnen geschah. Manche unter ihnen sahen sich nicht als Juden, einige ahnten gar nichts von ihrer Herkunft, doch alle galten sie nun als vogelfrei. Der antisemitische Mob ging gegen sie vor. Sie wurden gedemütigt, verprügelt, vergewaltigt oder erschlagen. Glücklich durften sich jene schätzen, die überlebten, nachdem sie ihres Besitzes beraubt, von ihren Liebsten getrennt und aus dem Lande vertrieben worden waren. Wer von ihnen nicht fliehen konnte, wurde zwangsverschleppt und geriet in die Maschinerie des Massenmords.
Sie sind keine Gefallenen. Nicht an einer Front wurden sie getötet, sondern im Hinterland lagen die Ghettos und die Konzentrationslager. Sie umzubringen, erfüllte keinen besonderen militärischen oder wirtschaftlichen Zweck, aber ihre Ausrottung hatte unbedingte Priorität. Die Zerstörung des jüdischen Lebens wurde zum bestimmenden Merkmal und zum eigentlichen Ziel des nationalsozialistischen Reiches. Wer angeblich für das Vaterland kämpfte, verteidigte letztlich auch die Todesfabriken und die Gaskammern. Jene Schüler und Lehrer, die in der Wehrmacht dienten, die für das Regime töteten und starben, garantierten unweigerlich den Erhalt dessen, was mit Auschwitz umschrieben wird, jenem Apparat also, der ihre Schulkollegen mordete.
Das Verschweigen dieser Opfer auf dem Kriegerdenkmal war kein Zufall. Das Ausblenden der Vernichtung jüdischen Lebens gehörte zum Grundkonsens im Österreich der Nachkriegszeit.
Doron Rabinovici"

Die Umgestaltung des Denkmals wurde vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus sowie der Schule finanziert.

Literatur