Alpiner Rettungsausschuß
Rettungsausschuß, Alpiner. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen Erholung im Gebirge suchten, wurden auch Bergunfälle immer häufiger. Schon ab etwa 1880 statteten deshalb die alpinen Vereine ihre Schutzhütten mit Medikamenten und Verbandsmaterial aus, während sich die Bergführer in Erster Hilfe ausbilden lassen mussten. Immer wieder wurde von den Vereinen die Gründung eines Rettungsdienstes vorgeschlagen, doch erst ein Lawinenunglück auf der Rax (8. März 1896) veranlasste den Österreichischen Alpenklub, am 22. Mai 1896 mit der Akademischen Sektion Wien sowie der Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, der Alpinen Gesellschaft D'Ennsthaler, dem Niederösterreichischen Gebirgsverein und dem Österreichischen Touristenklub das "Alpine Rettungscomite Wien" zu gründen. Als erste derartige Einrichtung im alpinen Raum wurde diese Institution beispielgebend für den Aufbau ähnlicher Rettungsdienste in anderen Staaten. Das Interesse am "Alpinen Rettungsausschuß" war in Österreich so groß, daß noch 1896 sogenannte Lokalstellen in Reichenau, Schneebergdörfl, Lunz am See, Mürzzuschlag und Admont gegründet wurden. 1897 wurde der Name in "Alpiner Rettungsausschuß Wien" geändert.
Während des Ersten Weltkriegs kam es zur Zerschlagung des alpinen Rettungswesens, doch wurde es nach Kriegsende sogleich wiederbegründet. Im Zweiten Weltkrieg erkannte man hingegen die militärische Notwendigkeit eines bergsteigerischen Rettungsdienstes; der "Alpine Rettungsausschuß" wurde in den Deutschen Alpenverein eingegliedert und bekam 1939 den Namen "Alpenverein-Bergwacht". Ab 1945 wurden, von Tirol ausgehend, alpine Rettungsstellen begründet (1946 in Wien). Man war bald um eine Koordinierung der Rettungsausschüsse bemüht, die nicht mehr aus Vertretern der alpinen Vereine bestehen, sondern aufgrund von Wahlen aus den Reihen der Rettungsmänner gebildet werden sollten. 1947 schlossen sich die Landesverbände zusammen, 1949 konstituierte sich der "Bundesverband Österreichischer Bergrettungsdienst - ÖBRD", der (1995) in Österreich über 291 Ortsstellen mit ehrenamtlichen Helfern verfügt. Die Ortsstelle Wien, die direkt aus dem 1896 von Heinrich Krempel gegründeten "Alpinen Rettungsausschuß" hervorgegangen ist, betreut hauptsächlich das Schneeberggebiet (Stützpunkt: Heinrich-Krempel-Hütte). Alpine Rettungseinsätze waren bis 1994 für die Verunfallten kostenlos (seit 1995 kostendeckender Beitrag).
Literatur
- Artur Frölich: Die Männer mit dem Edelweiß im grünen Kreuz. Ein Jahrhundert Bergrettung - die Entwicklung des alpinen Rettungswesens. Dokumentation der Ortsstellen des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Graz / Wien [u.a.]: Universal-Verlags-Gesellschaft 1990