Beatrix (Beatrice) Cita Reichsgräfin Triangi von und zu Latsch und Madernburg, geb. Samek, * 6. Mai 1868 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 28. April 1940 Wien 14, Heilanstalt Am Steinhof (Zentralfriedhof), Konzertsängerin, Wiener Original, Tochter des Seidenfabrikanten Jakob Samek und seiner Gattin Sophie, geb. Herrschmann.
Biographie
Beatrix Triangi wurde am 6. Mai 1868 als Beatrix Samek in Brünn geboren. Ihr erster Gatte war der Fabrikant Richard Rindskopf, den sie 1887 in Brünn heiratete. 1889 wurde die Tochter Lidia geboren. Die Ehe wurde 1893 in Leitmeritz (Litoměřice) geschieden. 1894 verlobte sie sich in Paris mit Wendelin Rziha Ritter von Mühlau. 1897 heiratete sie in der serbisch-orthodoxen Kirche (3, Veithgasse 3) den bulgarischen Kaufmann Ivan S. Dragulow. Diese Ehe hielt zwei Jahre. 1903 heiratete sie in Wien den Zeitungsverleger Albano Reichsgraf Triangi zu Latsch und Madernburg (* 22. Mai 1877 , † 5. April 1926 Wien) - Herr Triangi hatte den Adelstitel, Frau Triangi das von Richard Rindskopf geerbte Vermögen.
Triangi trat 1894 vom mosaischen zum katholischen, 1897 zum serbisch-orthodoxen und nach 1899 zum evangelischen Glauben über. Nach dem Tod ihres dritten Ehemannes veranstaltete sie Soireen, trat in Varietés, Kinos und Bars auf, wobei sie tanzte, sang und Flöte spielte. Bei ihren Auftritten beleidigte sie häufig das Publikum und ohrfeigte auch Besucher, wenn diese über ihre Darbietungen lachten. Die aus diesem Benehmen resultierenden Gerichtsverhandlungen benützte sie, heitere Unterhaltungsszenen darzubieten, sodass ihr schließlich die Gerichtsfähigkeit abgesprochen wurde. Sie liebte es, bühnenmäßig geschminkt und besonders auffallend gekleidet durch die Straßen zu gehen. Allgemein verlacht und verspottet, vom damaligen Adel, der sich bloßgestellt fühlte, gehasst, wurde sie vor dem Zweiten Weltkrieg zu einer legendären komischen Figur Wiens.
In einem Interview aus dem Jahr 1928 mit einem Redakteur der Wiener Sonn- und Montagszeitung wird ihre Selbstbeschreibung so wiedergegeben: "Wissen Sie denn nicht, daß man mich für eine Göttin hält, eine Muse? (...) Gott, das mag ja übertrieben sein, aber das Urteil über mich haben schon mehr als einer gefällt. Meine Bildung, meine Kenntnisse seien für unsere Zeiten etwas ganz Ungewöhnliches, überragen sogar weit die Grenzen des Genies. Ich bin Doktor der Philosophie, Juris und Medicinae. Auch habe ich in allen alten Sprachen Staatsprüfungen gemacht".
Triangis Lebensverhältnisse verschlechterten sich immer mehr. In der antisemitischen Zeitschrift "Der Stürmer" wurde gegen sie gehetzt: "Der Fall Triangi ist leider nur die Titelillustration für das widerliche, aber recht umfangreiche Kapitel jüdisch-aristokratischer Mischehen", sie wurde auch während ihrer Auftritte beschimpft. 1937 hatte sie ihre letzten groß angekündigten Auftritte. Triangi wurde am 5. Dezember 1939 von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst und befand sich von 17. Februar bis 5. März 1940 in Gestapo-Haft. Sie starb am 28. April 1940 in der Heilanstalt Am Steinhof, laut Protokoll an Lungenentzündung. Sie wurde am Zentralfriedhof beigesetzt, das Grab wurde 1955 aufgelassen. Ihre Tochter Lidia, verh. Urban, wurde 1942 in das Durchgangslager Izbica im heutigen Polen deportiert und kam dort ums Leben.
Wohnhaft (ab 1916) 3, Rennweg 94.
Literatur
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Wien: 1958 ff. Band 7, S. 235 f.
- Monatsblatt der Heraldischen Gesellschaft "Adler". Wien 1933, S. 278
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv
- Reichsgräfin Triangi als Göttin und Muse. Die Hocharistokratin über ihre Künstlerlaufbahn. In: Wiener Sonn- und Montagszeitung, 24.12.1928
- Die Reichsgräfin Triangi will Ehrenbürgerin von Wien werden. In: Der Stürmer, 26.08.1933
- Das Schicksal der jüdischen Mitbürger. In: Alexander Stollhof / Doris Weißmüller-Zametzer [Hg.]: Die Landstraße 1933 - 1955. Ein Bezirk schreibt sein Buch. Wien: Böhlau 2006
- Die Reichsgräfin Triangi. Amüsement am Abgrund. In: Hans Veigl: Einzelgänger & Exzentriker. Außenseiter wider den Zeitgeist. Wien: Böhlau 2008
- Friederike Kraus: Wiener Originale der Zwischenkriegszeit. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2008, S. 34-85. URL: http://othes.univie.ac.at/862/ [Stand: 04.09.2015]
- Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: Datenbank Gestapo-Opfer (Jüdinnen und Juden)
- Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: Datenbank Shoah-Opfer