Ferdinand Löwe, * 19. Februar 1865 Wien, † 6. Jänner 1925 Wien, Musiker, Dirigent.
Biografie
Ferdinand Löwe war der Sohn von Leopold Levi und dessen Frau Theresia, geborene Hauser. Sein Vater besaß gemeinsam mit seinem Bruder Paul eine Spirituosenfabrik im 8. Bezirk. Seine Mutter wiederum stammte aus einer Wiener Steinmetzfamilie.
Von 1872 bis 1877 besuchte Ferdinand Löwe die Klavierschule Horak. Ab 1877 studierte er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Dort erhielt er von Josef Dachs Klavierunterricht, von Franz Krenn Kompositionsunterricht und von Anton Bruckner Unterricht in Kontrapunkt. 1884 trat er dem Wiener Akademischen Wagner-Verein bei, hier pflegte er neben Anton Bruckner auch Kontakte zu Hugo Wolf. Im Rahmen der Vereinsaktivitäten gab Löwe gemeinsam mit Josef Schalk Konzerte mit Klavierbearbeitungen von Bruckners Werken.
Ferdinand Löwe wirkte von 1884 bis 1896 am Konservatorium selbst als Klavierlehrer sowie ab 1894 als Lehrer für Chorgesang. 1893 bis 1896 dirigierte Löwe auch die Chorschule des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde. Nach dessen Auflassung übernahm er von 1896 bis 1898 die Leitung der Wiener Singakademie. Zugleich war Ferdinand Löwe in München als Dirigent aktiv und leitete 1897/1898 das Münchner Kaim-Orchester. Aufgrund seiner Tätigkeit in München schied er 1897 aus dem Wagner Verein aus und wurde 1898 zum Ehrenmitglied ernannt.
1898 kehrte Löwe nach Wien zurück und wurde Kapellmeister an der Wiener Hofoper unter Gustav Mahler. Im selben Jahr änderte er seinen Nachnamen offiziell von Levi zu Löwe und heiratete die Sängerin Amalie Zehetbauer. Sie studierte von 1891 bis 1896 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreude bei Sofie Jäger, geborene Wlczek. Das Paar hatte drei gemeinsame Kinder.
1900 bis 1904 war Ferdinand Löwe Dirigent der Gesellschaftskonzerte der Gesellschaft der Musikfreunde. Zusätzlich dirigierte er ab 1900 das Orchester des Wiener Concertvereins (heute Wiener Symphoniker). Ab 1905 dirigierte er die Arbeitersymphoniekonzerte. Das Münchner Konzertvereinsorchester leitete er von 1908 bis 1914. Als Gastdirigent war er außerdem in Budapest (ab 1895) und bei den Berliner Philharmonikern (ab 1916) tätig.
Von 1919 bis 1922 wirkte er als Direktor der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst. Zudem wurde er Kulturrat im Unterrichtsministerium.
Ferdinand Löwe setzte sich ab 1892 auch als Dirigent für die Pflege von Bruckner-Werken ein, so leitete er unter anderem die Erstaufführungen der 5. Symphonie in Wien, Budapest und München. 1903 dirigierte er die Uraufführung der 9. Symphonie in Wien und 1905 folgte die Leitung des ersten Brucknerfests in München.
Löwe machte sich zudem einen Namen als Herausgeber von Werken Bruckners und war für eine Vielzahl von Klavierbearbeitungen verantwortlich. Seine Bearbeitungen der Bruckner-Symphonien sind historisch jedoch umstritten, da durch die Herausgabe der Gesamtausgabe bekannt wurde, dass Löwe in den Musikautografen Änderungen vorgenommen hatte.
Die Ferdinand-Löwe-Straße benannte man 1936 nach dem Dirigenten.
Quellen
Literatur
- Reinhard Rauner: Ferdinand Löwe. Leben und Wirken I. Teil 1863–1900. Ein Wiener Musiker zwischen Anton Bruckner und Gustav Mahler. Frankfurt am Main [u. a.]: Peter Lang 1995 (Musikleben 3)
Ferdinand Löwe im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.