Feuerversicherung

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Anfänge der Feuerversicherung. Seit dem ausgehenden Mittelalter suchte man die Brandschäden zu mindern, indem man strenge Feuerordnungen sowie Bauvorschriften erließ; besonders in den Städten begünstigten die enge Verbauung sowie die Deckung der Dächer mit Holzschindeln die Ausbreitung des Feuers, zuweilen über große Teile der Stadt (Stadtbrand). Die prophylaktischen Maßnahmen zur Brandverhütung wurden erstmals durch Hilfestellungen der Zünfte für Brandgeschädigte ergänzt; Zunftgenossen erhielten im Falle wirtschaftlicher Notlage finanzielle Unterstützung. Die ersten Ansätze für Feuerversicherungen gab es in den Kronländern. Johann Bernhard Fischer von Erlach legte am 31. Jänner 1720 das "Project einer Feueranstalt" vor; das (für das Löschwesen zuständige) Unterkammeramt sollte (bei einem Versicherungswert von je 5.000 Gulden pro Haus) eine Prämie von jeweils vier bis fünf Gulden jährlich einheben (die Einrichtung war von der Versicherung ausgenommen); die Versicherten sollten pro 5.000 Gulden Versicherungswert je eine Kupferplakette erhalten, die am Haus anzubringen war. Im Anschluss an die Feuerordnung Maria Theresias vom 2. Mai 1759 wurde 1763/1764 zwar neuerlich die Einführung einer "Feuer-Societät" nach ausländischem Vorbild diskutiert, doch kam das Unterkammeramt zu dem Schluss, eine Feuerversicherung tauge nur für das Land, nicht aber für die Stadt. Am 10. August 1776 erstattete das Unterkammeramt einen Amtsbericht, der sich mit der Einführung einer "Feuer-Assekurations-Ordnung" befasste, und am 24. Oktober 1786 einen Bericht über die von Leonhard Kaiser vorgeschlagene Errichtung einer "Brandversicherungsanstalt". Ein Vorkämpfer des Versicherungsgedankens war Georg Ritter von Högelmüller; seine Bestrebungen erlitten allerdings durch die Napoleonischen Kriege einen schweren Rückschlag. Am 23. Jänner 1811 kam es in Bayern zur Gründung der königlich Bayerischen Landesbrandversicherungsanstalt, wodurch auch die 1809-1816 unter bayerischer Verwaltung stehenden Teile von Vorarlberg, Tirol und Salzburg in den Genuss dieser Einrichtung kamen. Erst nach der von Franz I. am 22. April 1818 erlassenen Feuerordnung wurde das Thema wieder aufgegriffen. Wenzel Johann Edelmann von Sallaba schlug bereits am 26. April 1818 die Schaffung einer "Brandschaden-Assekuranz-Gesellschaft" vor. Obwohl auch er keinen Erfolg hatte, war damit jedoch endgültig ein Durchbruch erzielt, weil auch der Magistrat die Nützlichkeit der Feuerversicherung nicht mehr in Abrede stellte. Als die allerhöchste Entschließung vom 4. September 1819 festlegte, dass die Feuerversicherung in Österreich durch Privatunternehmen zu betreiben sei, erhielt Högelmüller die Möglichkeit, seine Gründungspläne weiter zu verfolgen, sodass am 18. Oktober 1824 in Wien die "K. k. privilegierte Brandschaden Versicherungs-Anstalt" als erstes wechselseitiges Versicherungsunternehmen gegründet werden konnte. Außerdem bestand (neben Anstalten in anderen Kronländern, die teilweise "General-Agentschaften" in Wien unterhielten) die K. k. privilegierte wechselseitige Brandschaden-Versicherungs-Anstalt. Am 16. November 1869 fasste der Gemeinderat den Beschluss, eine "städtische Assekuranz gegen Feuerschäden" zu errichten.

Literatur

  • Felix Czeike: Die Anfänge der Feuerversicherung in Wien. In: 1918-1968. Wien, 50 Jahre Hauptstadt der Republik. Wien 1967 (Stadt Wien. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt 73 [1968], Sondernummer November), S. 16 ff.
  • Felix Czeike: Fischer von Erlach erfindet ein System der Feuerversicherung für Wien. In: Mitteilungen / Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt 7/1962, S. 15 ff.
  • Felix Czeike: Maria Theresia plant eine Feuerversicherung für Wien. In: Mitteilungen / Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt 11/1965, S. 26 ff.
  • Felix Czeike: Wenzel Johann von Sallabas Projekt einer Feuerversicherungsanstalt. In: Mitteilungen / Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt 3/1966, S. 10 ff.
  • Felix Czeike: Das Feuerversicherungsprojekt des Grafen de las Torres. In: Mitteilungen / Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt 1/1967, S. 15 ff.
  • 175 Jahre moderne Feuerversicherung. In: Wiener Geschichtsblätter 41 (1986), S. LIV f.