Flügelaltar

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Flügelaltar, im Spätmittelalter übliche Form eines Altaraufsatzes (damals als "Tafel" bezeichnet [Tafelaltar]), der auf der geweihten, zuweilen Reliquien enthaltenden Mensa (Altartisch) stand. Der Flügelaltar bestand aus einem Schrein, an welchem geschnitzte Heiligenfiguren standen, der mit ornamentalem und figuralem Schnitzwerk (Gesprenge) bekrönt war und der auf einem mit Mal- oder Schnitzwerk versehenen Untersatz (Predella) aufsaß; weiters aus beweglichen Seitenflügeln, die am Schrein befestigt und außen bemalt, innen entweder bemalt oder mit geschnitzten Figuren geziert waren. In der einfacheren Form hatte der Flügelaltar nur zwei Seitenflügel, mit denen an Werktagen der Schrein zugeklappt wurde; somit waren nur die Darstellungen auf den Außenseiten der Flügel zu sehen. An Sonn- und Feiertagen wurden die Flügel aufgeklappt, sodass man den Schrein und die Flügelinnenseiten sehen konnte. Große Flügelaltäre hatten zwei Flügelpaare; in diesem Fall konnte man durch Auf- und Zuklappen der inneren oder der äußeren Flügel drei Varianten von Darstellungen (für Werk-, Sonn- und Feiertage) zeigen (daher auch der Ausdruck "Wandelaltar"). Die Themen der Malereien und Schnitzereien waren auf das Patronat des Altars oder der Kirche beziehungsweise auf Namenspatrone von Stiftern abgestimmt; zusätzlich wählte man Darstellungen aus der allgemeinen Heilsgeschichte. Die an Werktagen für die Gläubigen sichtbaren Außenseiten der Flügel wiesen häufig kleine, zu Füßen von Heiligen kniende Porträts der Stifter samt Wappen auf. Erst nach cirka 1530 kam der Flügelaltar allmählich ab; es wurden andere Altarformen üblich. In Wien sind einige Flügelaltäre ganz oder teilweise erhalten geblieben:

  • 1) Stephansdom: Der Valentinsaltar blieb komplett erhalten.
  • 2) Schottenkirche: Die gemalten Bilder der Flügel des ehemaligen Hochaltars sind erhalten geblieben (Meister des Schottenaltars); heute im Museum des Schottenstifts.
  • 3) Karmelitenkirche Am Hof: ehemaliger Hochaltar; heute im Stiftsmuseum Klosterneuburg.
  • 4) Stephansdom: Wiener Neustädter Altar; stand früher in der Neuklosterkirche von Wiener Neustadt.
  • 5) Dom- und Diözesanmuseum: "Ober-St.-Veiter Altar", gestiftet von den sächsischen Kurfürsten, ursprünglicher Standort unbekannt.
  • 6) Dom- und Diözesanmuseum: Antwerpener Altar, im 19. Jahrhundert für die Votivkirche erworben.
  • 7) Maria am Gestade: zwei beiderseits bemalte Flügelteile des ehemaligen Hochaltars werden in der Kirche verwahrt.
  • 8) Deutschordenskirche: kleiner Flügelaltar, im 19. Jahrhundert aus Troppau erworben (ursprünglich in Danzig).

Literatur

  • Herbert Schindler: Der Schnitzaltar. Meisterwerke und Meister in Süddeutschland, Österreich und Südtirol. Regensburg: Pustet 1978