Franz August von Kurländer
Franz August von Kurländer, * 26. November 1777 Wien, † 4. September 1836 Wien, Beamter, Schriftsteller und Übersetzer.
Biografie
Seine Eltern waren Karl Kurländer von Kornfeld (ca. 1738–1800), zuletzt niederösterreichischer Regierungsrat und General-Hof-Tax- und Expediants-Direktor und Theresia, geb. Sepp von Seppenburg (ca. 1747–1800). Nach seinem Studium trat Franz August von Kurländer 1800 in die Dienste des niederösterreichischen Landrechtes ein und wurde 1805 Ratsprotokollist und 1811 Sekretär. Daneben war er schriftstellerisch tätig, seine über 100 Theaterstücke sind meist Bearbeitungen und/oder Übersetzungen französischer Vorlagen, die zum Teil sehr erfolgreich aufgeführt und an anderen Bühnen, unter anderem in Graz, München, Berlin, Leipzig, Brünn und Prag, nachgespielt wurden. Bekannt wurde er auch durch seinen "Almanach dramatischer Spiele [...]" (siehe Schriften). Kurländer war unverheiratet, seine Schwester Maria Cäcilia war seit 10. Mai 1797 mit Caroline Pichlers Bruder, dem Hofkonzipisten Franz Xaver Greiner, verheiratet, starb aber bereits am 12. Dezember 1799. Den erblichen Adel hatte die Familie 1765 erhalten.
Schriften
- Almanach Dramatischer Spiele für Gesellschaftstheater. Jahrgang 1–8. Wien und Triest: Joseph Geistinger 1811–1818; ab Jahrgang 9–27 unter dem Titel: Lustspiele oder dramatischer Almanach. Leipzig: Baumgärtner 1819–1837 – fortgesetzt [nach seinem Tod] von C. W. Koch. Jahrgang. 28–31.Leipzig: Baumgärtner 1838–1841.
Bühnenwerke (mit Datum der Uraufführung)
- Liebhaber und Geliebte in einer Person. Lustspiel, 23. 8. 1813 Burgtheater
- Der Oheim als Neffe. Lustspiel, 13. 9. 1813 Burgtheater
- Die Tante. Lustspiel, 18. 2. 1815 Graz – 11. 4. 1815 Burgtheater
- Der Großonkel. Lustspiel, 23. 6. 1817 Burgtheater
- Die Charade. Lustspiel, 14. 11. 1818 – 7. 2. 1819 Burgtheater
- Der vorsichtige Brautwerber. Lustspiel, 28. 9. 1822 Burgtheater
- Die Reise von der Jägerzeile in die Rousseau, 28. 11. 1822 Leopoldstädter Theater [Parodie auf "Die Reise nach Dieppe", übersetzt von Kurländer]
- Das Wiedersehen. Ländliche Szene. Fortsetzung von "Hanns am Scheidewege", 27. 1. 1826 Burgtheater
- Freuden und Leiden eines Kranken. Lustspiel, 26. 11. 1829 Burgtheater
- Die Pflegetochter. Lustspiel, 7. 3. 1831 Burgtheater
Übersetzungen und Bearbeitungen (mit Datum der Uraufführung; Auswahl)
- Das Porträt der Erbin oder Die zerbrochene Brille (nach dem Französischen des Jean Armand Charlemagne bearbeitet), 29. 4. 1809 Burgtheater
- Das alte Gemälde. Schauspiel (aus dem Französischen des Benoît-Joseph Marsollier), 19. 3. 1810 Burgtheater
- Wiedervergeltung (Freie Übersetzung des französischen Lustspiels "La Revanche"), 16. 10. 1810 Burgtheater
- Der Lügner und sein Sohn. Posse (aus dem Französischen), 5. 3. 1811 Graz – 19. 3. 1811 Burgtheater
- Jenny. Drama (nach Benoît Pelletier-Volméranges), 23. 9. 1811 Burgtheater
- Der verwundete Liebhaber. Lustspiel (nach Emmanuel Dupaty), 15. 9. 1812 Burgtheater
- Die Folgen des Maskenballs. Lustspiel (nach dem Französischen frei bearbeitet), 18. 11. 1814 Burgtheater
- Das Ideal. Lustspiel (übersetzt) 15. 12. 1815 Burgtheater
- Leichtsinn und Heuchelei. Lustspiel (nach Richard Brinsley Sheridans "Die Lästerschule" neu bearbeitet), 22. 5. 1816
- Shakespeare als Liebhaber. Lustspiel (nach Alexandre Duval frei bearbeitet), 29. 7. 1817 Dresden – 17. 11. 1817 Burgtheater
- Welche von beiden? Lustspiel (nach dem Französischen), 16. 10. 1818 Burgtheater
- Die Familie Rosenstein. Schauspiel (nach Alexandre Duval frei bearbeitet), 2. 8. 1819 Kärntnertortheater
- Das fünfzigjährige Fräulein. Lustspiel (nach dem Französischen frei bearbeitet) – Der sechzigjährige Jüngling, 24. 8. 1819 Kärntnertortheater
- Die seltsame Entführung. Lustspiel (nach dem Französischen frei bearbeitet), 6. 12. 1819 Burgtheater
- Die Liebeserklärung. Lustspiel (nach dem Französischen des Jean-Baptiste Vial), 1. 6. 1821 Burgtheater
- Der Oberst. Lustspiel (nach Eugène Scribe's "Le colonel" bearbeitet), 16. 10. 1821 Burgtheater
- Hanns(!) am Scheidewege. Ländliche Szene nach Eugène Scribe bearbeitet), 11. 5. 1822 Burgtheater
- Eins für Zehn. Lustspiel (nach dem Französischen), 7. 4. 1823 Weimar – 25. 1. 1825 Burgtheater
- Alles wahr! Fortsetzung von "Der Lügner und sein Sohn" (nach Scribe), 16. 12. 1823 Burgtheater (ab 23. 6. 1831 unter dem Titel "Julius von Krack")
- Flattersinn und Liebe. Lustspiel (freie Bearbeitung von "Le mari a bonnes fortunes" von Casimir Bonjour), 8. 4. 1825 Burgtheater
- Der Todte in Verlegenheit. Lustspiel (nach "Le mort dans l'embarras" von Gustave de Wailly), 29. 4. 1826 Potsdam – 1. 9. 1826 Burgtheater
- Die Heirat aus Vernunft. Lustspiel (nach "Le mariage de raison" von Scribe und Varner frei bearbeitet), 21. 3. 1827 Weimar – 17. 4. 1827 Burgtheater
- Der Hochzeitstag. Lustspiel (nach dem Französischen), April 1829 Prag – 17. 4. 1830 Burgtheater
- Der Ehemann als Bittsteller. Lustsp. in 3 Aufz. (nach "Ma place et ma femme" von Jean-Francois-Alfred Bayard und Gustave De Wailly frei bearbeitet), 7. 10. 1830 Burgtheater
- Der aufrichtigste Freund. Lustspiel (nach dem Französischen), 28. 9. 1830 Dresden – 30. 8. 1831 Burgtheater
- Der Pflegesohn. Lustspiel (nach dem Französischen), 17. 10. 1831
- Die Ehescheidung. Lustspiel (nach Mélesville frei bearbeitet), 27. 12. 1831 Prag – 26. März 1832 Burgtheater
- Damen-Launen oder Gerade wie ehemals. Lustspiel (nach dem Französischen) 24. 9. 1832 Burgtheater
- Ewig. Lustspiel (nach Scribe und Varner frei bearbeitet), 17. 4. 1833 Burgtheater
- Warum? Ehestandsszene (nach "Pourquoi?" von Auguste Anicet-Bourgeois und Édouard Simon Lockroy frei bearbeitet), 15. 1. 1834 Burgtheater
- Die Altistin. Lustspiel (nach dem Französischen), 14. 5. 1834 Burgtheater
- Die Tochter des Geizigen. Schauspiel (nach dem Roman "Eugenie Grandet" von Honoré de Balzac und nach "La fille de l'avare" von Jean-François Bayard frei bearbeitet), 21. 4. 1835 Graz – 20. 10. 1835 Burgtheater
- Das goldene Kreuz. Schauspiel (nach dem Französischen frei bearbeitet), 5. 8. 1835 Berlin – 26. 9. 1835 Burgtheater
- Eine Hütte und sein Herz. Lustspiel (nach Eugène Scribe frei bearbeitet). 14. 3. 1836 Burgtheater
- Der achtzigste Geburtstag. Schauspiel (nach dem Französischen frei bearbeitet), 19. 3. 1836 Burgtheater
Quellen
Literatur
- Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
- Burgtheater 1776–1976. Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren, 2 Bände (herausgegeben vom Österreichischen Bundestheaterverband. Sammlung und Bearbeitung des Materials Minna von Alth) Wien: Ueberreuter 1979
- Karl Goedeke: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Band 11/2[...] (2., ganz neu bearbeitete Auflage) Düsseldorf: Ehlermann 1953 (unveränderter Nachdruck Berlin: Akademie-Verlag 2011) Seite 241–250 (mit umfangreichen Literaturangaben zu den einzelnen Stücken)
- Carl Ludwig Costenoble: Aus dem Burgtheater 1818–1837. Tagebuchblätter des weil. k.k. Hofschauspielers und Regisseurs ---. Mit dem Portrait Costenoble's. Wien: Konegen 1889
- Caroline Pichler: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. 4 Bände, Wien: Pichler 1844
- Caroline Pichler: Franz August von Kurländer. In: Der Telegraph, 23. 9. 1836, Nr. 116, Seite 1f. (S. 461f.)
- Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 9. 9. 1836, 29. Jahrgang, Nr. 181, Seite 1 (S. 721)
- Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, 13. 10. 1832, Nr. 123, Seite 4 (S. 492)
- Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 13. 1. 1816, 9. Jahrgang, Nr. 4, Seite 1f. (S.13f.)
- Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 26. 8. 1813, 6. Jahrgang, Nr. 102 (Beilage)
- Karl Linde: Dramatische Literatur. Kurländer. In: Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 4. 2. 1813, 6. Jahrgang, Nr. 15, Seite 1f. (S. 57f.)
Franz August von Kurländer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.