Freihäuser
Eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinde Wien war schon im Mittelalter die Besteuerung der innerhalb des Burgfriedens gelegenen Liegenschaften (auch solcher, die nicht unter städtischer Grundherrschaft standen) mit einem vom Verkehrswert berechneten Steuersatz. Ausgenommen waren die Häuser der Stadtgemeinde selbst sowie jene des Landesfürsten, des Adels, der Geistlichkeit und der Universität.
Bemühungen der Stadt, die Zahl dieser Freihäuser zu begrenzen, verstärkten sich, als im 16. Jahrhundert im Zuge des Ausbaus der landesfürstlichen Behörden und der landständischen Organisation immer mehr Adelige in Wien seßhaft wurden, vormalige Bürgerhäuser erwarben und damit das städtische Steueraufkommen schmälerten. Nach jahrelangen Verhandlungen schloß die Stadt Wien mit den landständischen Kurien der Herren, Ritter und Prälaten am 12. Jänner 1552 einen Vertrag, worin die Zahl der Freihäuser innerhalb der Stadtbefestigung mit 120 der rund 1.200 Gebäude innerhalb der Mauern (davon 90 adelige und 30 geistliche Objekte) limitiert wurde.
Dennoch kam es in den folgenden zwei Jahrhunderten immer wieder zu Ausnahmegenehmigungen, in den meisten Fällen allerdings verbunden mit der Zahlung von Ablösen an die Stadtkasse. Erst das kaiserliche Patent vom 19. Februar 1751 unterstellte alle Häuser innerhalb des Burgfrieds (mit Ausnahme der schon bestehenden landesfürstlichen und geistlichen Gebäude, der Spitäler und der Häuser der landständischen Organisation) der städtischen Steuerhoheit.
Eines der größten Freihäuser innerhalb des Wiener Burgfrieds war das Starhembergische Freihaus auf der Wieden.
Literatur
- Gerhard Winner: Der Vertrag über die Wiener Freihäuser vom Jahre 1552. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 28 (1957), S. 180 ff.
- Franz Baltzarek: Das Steueramt der Stadt Wien 1526 - 1760. Wien: Verlag Notring 1971 (Dissertationen der Universität Wien, 58), S. 35 ff.
- Herbert Knittler [Hg.]: Adel im Wandel. Politik, Kultur, Konfession 1500 - 1700. Niederösterreichische Landesausstellung Rosenburg 1990. Wien 1990 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 251), Nummer 12.12