Private Gaswerke

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Gaswerke, private. Nachdem ab 1802 mit der Gaserzeugung und der Verwendung von Gas für Beleuchtungszwecke experimentiert worden war, kam es 1828 in der Roßau erstmalig zu einer geregelten Produktion.

1) Roßauer Gaswerk: 1828 errichtete der Apotheker Dr. Georg Pfendler in der Roßau ein „Gaserzeugungs-Etablissement" und gründete damit die erste österreichische Gasbeleuchtungsgesellschaft. (Eröffnung der mit Gas beleuchteten „Apothekerhalle" am 19. Jänner, Erteilung eines Privilegiums für zwei Jahre an Pfendler am 23. Jänner und gründende Generalversammlung der „Österreichischen Gesellschaft zur Beleuchtung mit Gas" am 14. Juli 1828); Pfendler erzeugte das Gas aus Harz- und Rübsamenöl und verkaufte es in Druckflaschen. Ein Vertrag mit der Gemeinde Wien kam infolge der enormen Forderungen Pfendlers nicht zustande, doch leitete Pfendler 1834/1835 das Gas durch eine 1.200 m lange Rohrleitung (die erste Gasrohrleitung Wiens) über das Glacis in die Schotten- und Herrengasse (1835 Beleuchtung der Nationalbank in der Herrengasse, 1838 erste öffentliche Gaslaterne auf dem Michaelerplatz, 1839 auch Beleuchtungsversuche auf dem Neuen Markt). 1841 begann die Erzeugung von Gas aus Steinkohle. 1844 erwarb die Imperial-Continental-Gas-Association das Werk.

2) Fünfhauser Gaswerk: 1840 errichtet Theodor Friedrich Hene (früherer Sekretär der „Österreichischen Gesellschaft zur Beleuchtung mit Gas"), gestützt auf ein Patent zur Erzeugung von Kohlengas, ein Gaswerk in der damaligen Lichtgasse des Vororts Fünfhaus (15, Gasgasse 2), das ebenfalls Gas in die Stadt lieferte. Hene gründete unter der Bezeichnung „Gesellschaft zur Beleuchtung mit k. k. ausschließlich privat verbessertem Gas" eine eigene Gesellschaft Im Oktober 1840 beleuchtete Hene die Schönbrunner Hofstraße von der Mariahilfer Linie bis zum Beginn des Vororts Fünfhaus. 1842 erwarb die Imperial-Continental-Gas-Association das Gaswerk; die „Österreichischen Gesellschaft zur Beleuchtung mit Gas" hörte am 31. Dezember 1843 zu bestehen auf und ging mit 1. Jänner 1844 an die „Imperial-Continental-Gas-Association" über.

3) Gaswerke der „Imperial-Continental-Gas-Association": Da erkennbar geworden war, dass Gas für Beleuchtungszwecke in Europa eine große Zukunft haben werde, machte es sich die 1824 in London gegründete und dort beheimatete Imperial-Continental-Gas-Association zur Aufgabe, in allen Großstädten Europas Gasanstalten zu errichtet Sie erwarb die Rechte Pfendlers und am 19. September 1842 über einen Mittelsmann das in finanziellen Schwierigkeiten befindliche Gaswerk in Fünfhaus (Lichtgasse; 15, Gasgasse 2), errichtete 1843 ein neues Gaswerk anstelle der alten Ölgasfabrik Henes, setzte danach durch Dumpingpreise das Roßauer Gaswerk unter Druck, erwarb es 1844 und verbesserte ihre Position durch den Bau weiterer Gaswerke: 1851 in Erdberg (Erdberger Gaswerk; 1885/1886 Errichtung eines dreifach teleskopierten Gasbehälters mit einem Fassungsvermögen von 100.600m³), 1855/1856 in Oberdöbling (19, Billrothstraße 5), 1859/1860 „Belvedere" (nächst dem Gloggnitzer Bahnhof [Südbahnhof]), 1863 in Zwischenbrücken (Nummer 142; nachmals Tabor genannt; fünf Gasbehälter, sechs Dampfkessel; Ausbau 1880), 1870/1871 in Floridsdorf (Brünner Straße) und 1878/1879 in Baumgarten (auch Hütteldorf genannt; 14, Deutschordensstraße 12). Bereits am 6. Mai 1845 hatte die Gemeinde Wien mit der Imperial-Continental-Gas-Association einen Beleuchtungsvertrag abgeschlossen (Laufzeit 1. Juli 1845 bis 31. Jänner 1852), der am 9. Februar 1852 auf 25 Jahre verlängert und bei dieser Gelegenheit auf die Vorstädte ausgedehnt wurde (Laufzeit bis 31. Oktober 1877); nach Vertragsabschluss waren 374 Gaslaternen in Betrieb genommen worden. Die Monopolstellung führte bald zu Unzukömmlichkeiten und steigender Kritik (wegen überhöhter Preise, häufigen Gebrechen und starker Druckschwankungen). Am 16. November 1864 setzte der Gemeinderat eine Gaskommission zwecks Revision des Gasvertrags mit der Imperial-Continental-Gas-Association ein. Die Werke Erdberg, Belvedere und Zwischenbrücken-Tabor stellten 1899, die Werke Fünfhaus, Baumgarten-Hütteldorf, Oberdöbling und Floridsdorf 1911 den Betrieb ein.

4) Gaswerke der „Österreichischen Gasbeleuchtungs-AG.": Die am 4. März 1855 gegründete Gesellschaft, die ihren Sitz in Wien hatte, wurde aus Konkurrenzgründen errichtet und baute Gaswerke in Gaudenzdorf (Jakobstraße 24-30 [12, Dunklergasse 4]; errichtet 1855 [drei Gasbehälter], Betriebseinstellung 1911, Abbruch 1912; die heutige Dunklergasse wurde erstmalig am 18. August 1855 mit Gas beleuchtet) und am Wienerberg (Wienerbergstraße; erbaut 1883/1884). Die Gesellschaft, deren Besitzer niemals eindeutig erkannt werden konnten, besorgte die Beleuchtung der Vororte Fünfhaus, Sechshaus, Rudolfsheim, Gaudenzdorf, Ober- und Untermeidling, Hetzendorf und Altmannsdorf sowie in einem Teil von Neulerchenfeld. - Die Gasanstalten in Fünfhaus, Hütteldorf und Währing versorgten die Vororte in den heutigen Bezirken 17-19 zur Gänze, jene der Bezirken 13 und 16 zum Teil; die Werke am Wienerberg und in Gaudenzdorf versorgten die Orte in den heutigen Bezirken 12, 14 und 15 zur Gänze, jene in den Bezirken 10, 13, 16 und 23 zum Teil. Am 18. Februar 1872 kam es zur Gründung der „Wiener Gasindustrie-Gesellschaft", die 7/8 der Aktien der „Österreichischen Gasbeleuchtungs-AG." übernahm. Die christlichsoziale Opposition wandte sich immer wieder gegen die Energieversorgung durch private Gesellschaften (Städtische Gaswerke).

siehe auch Öffentliche Beleuchtung

Literatur

  • 90 Jahre Gasversorgung durch die Gemeinde Wien. 90 Jahre Wiener Stadtwerke - Gaswerke. Sonderausstellung der Wiener Stadtwerke - Gaswerke in der Dienststelle Simmering, Wien 11., Eyzinggasse 12 ab 31. Oktober 1989. [Hg.: Wiener Stadtwerke - Gaswerke]. Wien: Selbstverlag 1989
  • Robert Waissenberger: Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiel zukunftweisenden Bauens. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1977 (Wiener Schriften, 38), S. 95 ff.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 275
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 1. Wien: Gerlach & Wiedling 1905, S. 249 f.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 164
  • Perspektiven 7/1989, S. 28 f.
  • Der Wiener Kongreß. Ausstellung veranstaltet vom Bundesministerium für Unterricht gemeinsam mit dem Verein der Museumsfreunde, 1. Juni bis 15. Oktober 1965, Schauräume der Hofburg, Kaiserappartements, Wien. [150 Jahre Wiener Kongress]. Kataloggestaltung: Epi Schlüsselberger. Wien: Gistel & Cie 1965, S. 456 (Prechtls Anlage beim Kärntnertor)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 83 f.
  • Robert Medek: 85 Jahre Städtisches Gaswerk Wien-Simmering - Kommunale Gasversorgung seit 1899. Wiener Stadtwerke-Gaswerke.