1., Wallnerstraße 6
Ursprünglich befanden sich an obiger Adresse sechs Häuser, welche sich aber im Laufe der Jahre (nach 1587) auf nur vier verringerten. Die ab der Mitte des 15. Jahrhunderts dort bestehenden Häuser weisen folgende Entwicklungen auf:
Haus A: 1452 wird der erste erbliche Besitz dieses Hauses erwähnt. Schon bald nach 1587 dürfte das Haus mit Haus B vereint worden sein.
Haus B: 1456 kam das Haus in den Alleinbesitz von Anna, Frau des Naglers Niclas von Guns. Letztgenannte Besitzerin war 1808 Euphemia Gräfin Palffy.
Haus C: wird 1449 erstmals im Harrer erwähnt. Eine Zeit lang sind die Eigentümer von Haus C und Haus D praktisch ident. 1807 wird das Haus Johann Grafen Palffy ab Erdöd verkauft.
Haus D: 1463 übergibt Erzherzog Albrecht VI. dieses Haus an Hannsen Münstrer. Der frühere Besitzer Hanns Kansstorfer fiel in die Ungnade Albrechts aufgrund seiner treuen Anhängerschaft Kaiser Friedrich III. Noch 1566 ist das Haus als zweistöckig ausgewiesen. Um 1570 trug das Haus den Namen „zum Lindwurm“. 1749 wurde das Haus als „zur Flucht in Egypten“ beschildert. 1811 geht auch dieses Haus an Johann Graf Palffy ab Erdöd.
Haus E: Um 1587 dürften Haus D und E zu einem Haus verbaut worden zu sein.
Haus F: Dieses Haus wird erstmalig 1445 veräußert. Es weist 1587 ein Stockwerk auf. 1797 wird das Haus an den bgl. Baumeister Peter Mollner verkauft. Er erbaute 1781 unter anderem die kleine einschiffige Langkirche der nicht unierten Griechen am Fleischmarkt und den 1911 abgerissenen Trattnerhof auf dem Graben. Johann Graf Palfy erwarb dieses Haus am 18. März 1810.
Graf Palfy ließ in den Jahren 1811 bis 1813 anstelle der genannten Häuser und der zwei unter die Nr. 273 fallenden Häuser (Wallnerstraße Nr. 6 A) durch Karl von Moreau auf einer Grundfläche von 2661 m2 den gegenwärtigen Empirebau errichten, dessen Fassade mit anmutigen Lunettenreliefs geschmückt ist. Im Sommer 1892 wohnte hier Fürst Otto von Bismarck, der damals zur Hochzeit seines Sohnes nach Wien gekommen war. 1922 wurde der Palast durch die anglo-österreichische Bank und Handels AG erworben. Während des zweiten Weltkrieges (1942) wurde das Haus für kurze Zeit durch das Deutsche Reich einverleibt, um schon 1946 durch die neu entstandene Republik Österreich einverleibt zu werden.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 79-86