Henry Koerner

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Koerner, Henry
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Körner, Heinrich Sieghart
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  64224
GNDGemeindsame Normdatei 120042258
Wikidata Q5724446
GeburtsdatumDatum der Geburt 28. August 1915
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 4. Juli 1991
SterbeortSterbeort St. Pölten
BerufBeruf Grafiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Henry Koerner, 28. August 1915 Wien, 4. Juli 1991 St. Pölten, Grafiker.

Biografie

Heinrich Körner (Heinrich Sieghart Körner) besuchte die Realschule in der Leopoldstädter Vereinsgasse und wollte an der Technischen Hochschule Wien studieren. Nebenbei gestaltete er Plakate für seinen politisch aktiven Bruder. Nach einer Absage der Hochschule begann Körner Arbeit als Grafiker zu suchen. Ohne formale Ausbildung bewarb er sich im Studio von Victor Theodor Slama. Slama lehnte ihn mit dem Hinweis ab, er würde eine Anstellung in Erwägung ziehen, wenn Körner eine Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt absolvierte. Tatsächlich absolvierte Körner diese Schule und bewarb sich im Jahr 1936 neuerlich bei Slama – diesmal mit Erfolg. Etwa zwei Jahre arbeitete Körner als Mitarbeiter des Grafikstudios.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 war Körner der nationalsozialistischen Judenverfolgung ausgesetzt, es gelang ihm im September 1938 das Land zu verlassen. Erste Station war Mailand, sein Ziel die USA, für die ihm aber noch das Visum fehlte. Als er das für die Einreise in die USA erforderliche Affidavit erhielt, konnte er in Le Havre ein Schiff für die Fahrt über den Atlantik besteigen. Am 6. April 1939 erreichte Heinrich Körner New York, wo er seinen Namen in Henry Koerner änderte. Er sollte im Kleiderhandel eines Onkels arbeiten, entschied sich aber, es im Grafikbereich zu versuchen – obwohl er auf seiner Flucht keine Mappe seiner bisherigen Arbeiten mitnehmen hatte können. Offenbar zeigten sein Talent mit der Airbrushpistole, seine typografische Ausbildung und sein bei Slama erworbenes Wissen über Grafikdesign Wirkung. Koerner fand bald Arbeit bei Maxwell Bauer Studios, einer Werbeagentur am Broadway. Zu seinen wichtigsten Arbeiten aus seinen ersten Jahren in den USA zählen die preisgekrönten Plakate "Fight Cancer with Knowledge" (1940) und "Save Waste Fats for Explosives" (1943).

Koerner arbeitete nun im Amt für Kriegsinformationen der Vereinigten Staaten (OWI), der zivilen Zweigstelle der militärischen Propaganda-Abteilung der USA. 1944 begann er auch zu malen: "My Parents I", ein Portät seiner Eltern in deren Wohnung Am Tabor in Wien. Seit 1942 hatte er keine Briefe von ihnen mehr erhalten, sie waren ––was Koerner damals zwar vermutete, aber noch nicht wusste – deportiert und ermordet worden. 1944 wurde Koerner auch zum Militärdienst eingezogen, in das Amt für strategische Dienste (OSS), den Vorgänger des Geheimdienstes CIA, wo er seine Arbeit als Grafiker fortsetzte. 1945 wurde Koerner zuerst nach London und nach der deutschen Kapitulation nach Berlin geschickt, wo er als Armeeoffizier und später für die US-amerikanische Militärregierung tätig war. Er fertigte eine ganze Reihe von Zeichnungen des vom Krieg zerstörten Europa an. 1947 wurden diese Werke im Berliner "Haus am Waldsee" ausgestellt. Im gleichen Jahr kehrte er nach New York zurück. Koerner widmet sich nun hauptsächlich der Malerei, blieb – trotz beachtlicher Erfolge – im New Yorker Kunstbetrieb ein Außenseiter. Sein Stil, ursprünglich Magischer Realismus, später impressionistisch beeinflusst, passte nicht in die vom abstrakten Expressionismus dominierte Epoche. Zu Beginn der 1950er-Jahre übersiedelte Koerner von New York nach Pennsylvania. Neben seinen freien Arbeiten übernahm er auch Aufträge. So gestaltete er mehr als 50 Titelseiten des "Time Magazine" mit Porträts wichtiger Persönlichkeiten, darunter John F. Kennedy, Robert Kennedy, Maria Callas, J. Paul Getty, Leonard Bernstein und Harry Belafonte.

Mit Wien, der Stadt, aus der er vertrieben worden war, nahm er wieder Kontakt auf. Als er 1946 die Angeklagten der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg porträtierte, fuhr er von dort zum ersten Mal seit 1938 wieder in seine Geburtsstadt. Er stellte Nachforschungen über seine Eltern und seinen Bruder an, die deportiert und ermordet worden waren. Bei diesem Besuch traf er auch wieder Victor Theodor Slama und Otto Trubel. In den folgenden Jahrzehnten reiste er mehrmals nach Österreich. Henry Koerner starb am 4. Juli 1991 in St. Pölten, als er auf seinem Fahrrad von einem Auto angefahren wurde. Im Jahr 1997 war in der Österreichischen Galerie Belvedere unter dem Titel "Unheimliche Heimat" eine Personalie Koerners zu sehen. 2019 wurde in Berlin ein Studentenheim nach ihm benannt.

Quellen

Literatur

  • Joseph Leo Koerner: Victor Theodor Slama und Henry Koerner. In: Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen. Wien: Metroverlag 2019, S. 127–133
  • Florian Traussnig: Geistiger Widerstand von außen. Österreicher in US-Propagandainstitutionen im Zweiten Weltkrieg. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2017, S. 95-144
  • Thomas Trummer [Hg.]: Unheimliche Heimat – Henry Koerner. Wechselausstellung der Österreichischen Galerie Belvedere Wien 209. Wien: Österreichische Galerie Belvedere 1997