Ostersetzer Hermine, * 23. Juli 1874 Wien, † 8. März 1909 Grimmenstein, Niederösterreich (Lungenheilstätte), Malerin, Graphikerin, Gatte (1901) Hugo Heller, Buchhändler. Entwickelte bereits als Kind ein ausgeprägtes Zeichentalent, weshalb ihr die Eltern (aufgeklärte jüdische Bürger) eine entsprechende Ausbildung (bei Joseph Eugen Hörwarter) ermöglichten. Hermine Ostersetzer absolvierte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, besuchte zwischen 1897 und 1901 die Kunstgewerbeschule bei Leopold Karger und Felician von Myrbach und begann neben dem Zeichnen und Malen auch mit Experimenten in verschiedenen Drucktechniken. Die „Algraphie", eine Flachdrucktechnik mit Aluminiumblech, wurde ihr Mittel für den Zyklus „Das Leben der Armen", welcher ihr Interesse an sozialkritischen Themen besonders gut zeigt. 1899 stellte sie auf der Pariser Weltausstellung aus. Ihr Gatte arbeitete als Sozialdemokrat in der Volksbuchhandlung des „Ersten Wienrer Arbeiterbildungsvereins"; Ostersetzer gestaltete Titelblätter von Zeitschriften und Flugschriften sowie Milieustudien aus dem Leben der Arbeiterschaft. Nach der Übersiedelung der Familie 1903 nach Stuttgart wurde sie von Leopold Kalckreuth unterrichtet. In Stuttgart ging sie zu romantischen Sujets über. (Porträts, Landschaften). Nach der Rückkehr nach Wien wurde sie Illustratorin der Zeitschrift „Wiener Mode", stellte aber vor allem in der Secession aus, wurde nun auch im bürgerlichen Milieu anerkannt. Hermine Ostersetzer fiel jedoch frühzeitig der Tuberkulose zum Opfer.
Literatur
- Willibald Kranister [Hg.]: Hermine Ostersetzer. Malerin, Kämpferin, Frau. 1874 - 1909. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1988
- Volksblatt Magazin, 15.07.1988, S. 2 f.
- Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900. 21. September bis 21. Jänner 1990. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 125), S. 218