1) Zahlenlotto 1-90: Das Lotto wird erstmals 1476 in Modena erwähnt; als Erfinder wird der Genueser Ratsherr Benedetto Gentile angesehen. In Genua war es üblich, die Senatoren durch das Los zu wählen, wobei aus 90 wahlfähigen Männern fünf zum Zug kamen; dies reizte das Volk, auf einzelne Namen Wetten abzuschließen. Bald traten an die Stelle der Namen Zahlen, es bildeten sich feste Spielregeln und die Ziehungen gewannen an Zulauf. Im Jahr 1718 gründete der Wiener Magistrat eine Lotterie, von deren Erträgnis 10% der Armenpflege zugutekommen sollten. Am 13. November 1751 führte Maria Theresia das „Lotto di Genova" in den Erblanden ein. Conte Ottavio di Cataldi erhielt von der Niederösterreichischen Regierung ein zehnjähriges Privileg zur Ausübung des Lottogeschäfts; am 21. Oktober 1752 fand auf dem Augustinerplatz (1, Lobkowitzplatz) die erste Lottoziehung statt (gezogen wurden die Zahlen 26, 81, 53, 11, 74), später verlegte Cataldi die Ziehungen auf den Neuen Markt. Unter Assistenz von vier k. k. Beamten wurden aus einem Glücksrad öffentlich fünf Nummern gezogen und die Gewinne gegen Vorweisung des „Lottozettels" in der Mehlgrube ausbezahlt. Am 31. März 1773 übernahm Joseph II. das Lotto in die Eigenregie des Staates, weil er auf diese Weise die Spielleidenschaft der Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen hoffte (Lotteriepatent vom 21. Oktober 1787). In der Ersten und Zweiten Republik wurde das Lotto nach dem „Lotteriepatent" vom 12. März 1813 übernommen. Am 1. Jänner 1990 übernahmen die Österreichischen Lotterien die Durchführung des Zahlenlottos. Nach einer Reform (1991), bei der die Spielarten von zwölf auf sieben Varianten reduziert wurden, unterscheidet man zwischen Extrakt (eine gesetzte Zahl unter den fünf gezogenen), Ruf (eine gesetzte Zahl wird als erste gezogen), Ambo (zwei gesetzte Zahlen unter den fünf gezogenen), Terno (drei gesetzte Zahlen unter den fünf gezogenen) und drei Arten von Ambo-Terno (zwei, drei, vier beziehungsweise fünf gesetzte Zahlen in verschiedenen Varianten unter den fünf gezogenen). Am 16. März 1993 wurde die Ziehung von zwei- auf dreimal wöchentlich umgestellt.
2) Lotto „6 aus 45": Eingeführt am 6. Juni 1986 (erster Wettbewerb am 7. September 1986). Es werden (jeweils am Sonntag) sechs Zahlen und eine Zusatzzahl mittels Glücksrads gezogen. Gewinne werden in fünf Rängen (sechs Zahlen, fünf Zahlen und Zusatzzahl, fünf Zahlen, vier Zahlen beziehungsweise drei Zahlen richtig) ausbezahlt. Gibt es im ersten Rang keinen Gewinner, so wird der nicht ausbezahlte Betrag dem der nächstfolgenden Runde zugerechnet (Jackpot, Doppeljackpot). Am 26. September 1988 kam als zweite Gewinnchance das Spiel „Joker" hinzu. Gewinnberechtigt ist (gegen zusätzlichen Einsatz) die sechsstellige Nummer des Wettscheins; Gewinne werden ausbezahlt, wenn mindestens die Einer- und Zehnerstelle richtig sind. Die richtige Gesamtzahl wird als Joker bezeichnet.
3) Klassenlotterie: 1912 beauftragte Franz Joseph I. die k. u. k. Gefällsdirektion mit den Vorbereitungen für die Durchführung einer Klassenlotterie; sie wurde am 3. Jänner 1913 (RGB1. 94/1913) eingeführt und von der Gefällsdirektion betrieben (Veröffentlichung der ersten Ziehungsliste am 13. November 1913). In unterschiedlichen Preiskategorien (vom ganzen bis zum Achtellos, das beispielsweise 1914 fünf Kronen und 1935 6 Schilling kostete) für gestaffelte Gewinnbeteiligung war sie verschiedenen Bevölkerungskreisen zugänglich; Seriosität und korrekte Spielbedingungen und -abläufe erhielten Vorrang. Der Name „K. u. k. Österreichische Klassenlotterie" wurde 1918 in „Österreichische Klassenlotterie". 1919 in „Deutsch-österreichische Klassenlotterie" und 1920 wieder in „Österreichische Klassenlotterie" geändert. 1924 betrug der Hauptgewinn 750.000 Schilling. Nach der Annexion Österreichs kam es 1938 zur Abänderung in „Ostmärkische Winter-Klassenlotterie" und „Deutsche Reichslotterie"; der Hauptgewinn betrug 3 Millionen Reichsmark. 1936-1945 konnte man das Los auf zwei Raten (A- und B-Ziehung) kaufen. Mit der Durchführung wurden öffentliche Stellen betraut, die in den folgenden Jahrzehnten mehrfach wechselten (K. und k. Generaldirektion der Staatslotterien, Dienststelle für Staatslotterien, Österreichische Glücksspielmonopolverwaltung). Seit 1946 gilt wieder die Bezeichnung „Österreichische Klassenlotterie" (Hauptgewinn 1946 500.000 Schilling). Die Zahl der Klassen, in denen Gewinne ausgespielt werden, wechselte (1946-1953 fünf, dann drei und wieder fünf, seit 1968 sechs); der Hauptgewinn wurde sukzessive auf eine, zwei, drei, fünf, zehn, zwölf, 20 und 40 Millionen Schilling angehoben, 50% der Lose gewannen. Von der Österreichischen Glücksspielmonopolverwaltung übernahm am 1. Mai 1990 die Österreichische Lotterien GmbH die Klassenlotterie, worauf es zu einer Anpassung dieses Glücksspiels an die Erfordernisse der Zeit kam. 1994 wurden (bei gleichzeitiger Erhöhung der Lospreise auf 1.600 Schilling für das ganze Los) verbesserte Gewinnchancen angeboten (66,9 % der Lose gewinnen, Haupttreffer 50 Millionen Schilling, insgesamt 140 Millionentreffer). In der ersten bis fünften Klasse erfolgen jeweils vier Ziehungen (Auflassung der sogenannten Zwischenziehungen), in der sechsten Klasse wird unter anderem der Haupttreffer gezogen.
4) Sonstiges: In zeitgenössischen Unterlagen werden auch auswärtige Lotterien erwähnt. So gewann beispielsweise 1838 Johann Baptist Hoffmann mit einem Los der Warschauer Lotterie einen so hohen Betrag, dass er damit den Neubau der Altmannsdorfer Kirche finanzieren konnte. Lose verschiedener Lotterien wurden häufig durch eigene Loshausierer auf der Straße und in Lokalen vertrieben. Der Tabaktrafikant (1, Am Hof 13, Collaltopalais) Johann Karl (später Freiherr von) Sothen führte das sogenannte Promessenspiel ein; im Vormärz wurden fallweise Immobilien ausgespielt. Lotterien gab es auch bei Ausstellungen (beispielsweise erste Internationale Jagdausstellung) oder zu wohltätigen Zwecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Verkauf von Brieflosen begonnen, am 27. Februar 1995 wurden diese durch zwei Arten von „Rubbel-Losen" ergänzt (Cash und Schatztruhe); die Lose sind im Cartoon-Stil der 50er Jahre gestaltet. Casinos Austria, Glückshafen, Glücksspiel, Pferdetoto, Promessenspiel, Toto.
Literatur
- Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. Wien: Neff 1972, S. 115
- Ad 3: 80 Jahre Klassenlotterie. Die Geschichte vom großen Geld. Wien: Österreichische Lotterien Ges. m.b.H. [1993]